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KITTY SOLARIS

Heisskaltdunkelhell

KITTY SOLARIS

„Cold City“, das letzte Album der in Berlin lebenden Indie-Queen Kitty Solaris war ein überdeutlich ausformuliertes, musikalisches Portrait ihrer winterlichen Heimat-Basis. Vielleicht auch um sich besser warmhalten zu können, war „Cold City“ als Rockscheibe konzipiert, bei der es Kitty vor allen Dingen darum ging, den Live-Sound ihrer Band einzufangen. Wer indes weiß, dass Kitty aber musikalisch grundsätzlich eigentlich aus einem anderen Holz geschnitzt ist, und sich mit New Wave-, Disco-, Krautrock- und E-Pop-Sounds prinzipiell wohler fühlt, der ahnte vielleicht schon, dass Kitty das nicht reichen könnte. Und in der Tat ist das Nachfolgealbum „Sunglasses“ in vielerlei Hinsicht eine Art Gegenstück und vielleicht sogar auch eine Ergänzung von „Cold City“.

Nicht nur, dass sich „Sunglasses“ nun wieder im elektronisch geprägten Soundsetting präsentiert – es ist sozusagen auch eine Art Sommerscheibe geworden. Allerdings wohl eher eine für die Nacht. Wie das Corey Hart-Cover „Sunglasses At Night“ (die einzige Cover-Nummer auf der Scheibe) verrät, trägt Kitty nämlich auch Nachts Sonnenbrillen.

„Ja, das stimmt“, pflichtet sie bei, „ich liebe Sommernächte und trage dann am liebsten Tag und Nacht meine Sonnenbrille. Ich habe oft mit Heuschnupfen in der ganzen Saison zu kämpfen und eine Sonnenbrille ist da der perfekte Schutz. Manche Leute wundern sich dann zwar, aber mir macht es Spaß! Außerdem bin ich passionierter Nachtmensch. Ich brauche die Nacht, um kreativ zu sein. Die meisten Songs sind mir tatsächlich nachts eingefallen. Ich mag an der Nacht die Dunkelheit und die Möglichkeit in Ruhe nachzudenken und kreativ zu sein. Genauso wie die Inspiration durch das Nachtleben, Clubs, Bars und Konzerte. Das kann so eine Art Zwischenwelt sein, die man nur zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang finden kann.“ 
Und warum war dann das Corey Hart Cover notwendig? Schließlich hätte Kitty doch sicher mit Links einen eigenen Song über Sonnenbrillen schreiben können?

„Oh danke, aber irgendwie mag ich den Song, speziell die Headline „I wear my sunglasses at night“ ist einfach super“, erläutert Kitty, „sowas ist schwer zu toppen! Ich mag auch die 80s Sounds total gerne und wollte schon immer mal ein Cover in der Richtung machen.“
Was war denn der Auslöser für „Sunglasses“ wieder in die Elektronik-Richtung zu driften?

„Einige Songs wie 'Money Back', 'Giulia' oder 'Dirt' waren ja schon als Rocksongs auf der 'Cold City'-Platte drauf“, bemerkt Kitty, „und weil die Songs so eingängig sind, dachte ich, sie könnten auch als elektronische Version funktionieren. Wir haben mit diesen Songs angefangen und die Produktionsweise hat dann soviel Spaß gemacht, dass ich noch einige neue Songs aufgenommen habe, die eher Tracks sind und besser als in die elektronische Richtung passen.“ 

Sind die Songs dann ganz alleine, im stillen Kämmerlein entstanden?

„Nein, ich habe mit Damian Press zusammen gearbeitet. Er ist ein australischer Produzent, der im Neon Nursery Studio in Charlottenburg arbeitet. Er hat schon bei den letzten Alben 'Silent Disco' und 'Cold City' mitgemischt und hat diese gemastert! Mein Drummer Steffen Schlosser hat wie immer bei ein einigen Songs auch mitgemacht, obwohl es nur elektronische Beats auf dem Album gibt: Zum Beispiel hat er Backing-Vocals bei 'Easy' gesungen und einige Ideen und Beats bei 'Giulia' u.a. mitgeliefert! Im Großen und Ganzen haben wir das Album aber Corona-tauglich zu zweit produziert, wobei Damian die meisten Instrumente eingespielt hat.“ 
Was hat Kitty eigentlich zu dem Song „Money Back“ inspiriert?

„Das war eine verrückte Geschichte und es ist mir auch bisschen peinlich, das zu erzählen“, gesteht sie, „ich hatte auf der Straße nach einem Zahnarzttermin eine Wunderheilerin getroffen, die mir eine sogenannte Wunderwurzel andrehen wollte. Das war fast wie Hypnose. Jetzt weiß ich jedenfalls wie Scientology funktioniert. Es war eine faszinierende Begegnung und danach war ich inspiriert zu dem Song und bin für den Rest meines Lebens geheilt.“ 
Und wer ist „Giulia“?

„Der Name ist wirklich sehr schön! Ich denke da sofort an Romeo & Giulia“, erläutert Kitty, „aber eigentlich ist 'Giulia' in dem Song Synonym für eine italienische Band 'Black Eyed Dog', deren Konzert mich begeistert hat. Leider mussten sie das Konzert viel zu früh abbrechen, weil es einen Curfew um 22:00 gab. Manchmal sehe ich eine Band, und wenn ich inspiriert bin, schreibe ich einen Text auf, der dann am Ende gar nichts mit der Musik der Band zu tun hat.“
Sagen wir mal so: Mit dem für sie wieder eher typischen Album „Sunglasses“ hat Kitty Solaris weniger ein neues Kapitel in ihrer musikalischen Karriere aufgeschlagen, als vielmehr eines zum Abschluss gebracht. Wir dürfen also gespannt sein, was das dann wohl als Nächstes kommt.

Aktuelles Album: Sunglasses (Solaris Empire / Broken Silence) Vö: 18.09.

Foto: Olga Blackbird

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