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Die Heimkehr eines Portishead

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Manchmal ist ihm seine Band nicht radikal genug. Goeff Barrow schweben mehr Dramen vor Augen, als er im Kreise von Portishead zulassen kann und so entschloss er sich vor zwei Jahren zum Alleingang: Beak> nennt sich sein Nebenprojekt, als auch das Albumdebüt des Soundtüftlers und ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt.

„Third“ war im vergangenen Jahr die meistdiskutierte Comebackplatte einer Band, die niemand mehr auf dem Zettel hatte: Portishead fabrizierten nach langer Funkstille einen Sound, der sowohl stock-dunkel, als auch zu Tode betrübt klang. Dabei ging es den Machern erstaunlich gut.

„Alles verlief reibungslos“, erinnert sich Arrangeur und Mastermind Goeff Barrow. „Ich hätte solch einen Kreativitätsschub nicht erwartet.“

Welcher offenbar anhält, denn nun schiebt er bereits ein weiteres Album nach. Nicht mit der eigentlichen Stammcombo, sondern dem Nebenprojekt Beak.

„Es entstand durch Zufall. Nach der Gründung meines Labels Invada Records traf ich zwei Typen, die genauso tickten wie ich.“

Die Rede ist von Billy Fuller und Matt Williams – zwei Musiker, die bislang eher für Soundtrackarbeiten bekannt waren, obschon solch namhafte Acts wie Massive Attack oder Robert Plant mit ihnen zusammenarbeiteten.

„Geoff ist ein großartiger Musiker, er weiß genau, wie sein Demo am Ende klingen soll, führt sich aber nicht als Bandleader auf“, korrigiert Matt die weitläufige Meinung, dass Barrow einen fanatischen Hang zur Perfektion hätte. „Wenn dies nur ansatzweise zutreffen würde, hätte das alles nicht funktioniert.“

Im Studio ging es demnach locker zu. Es gab keine Vorgaben, keine Masterpläne, keine festen Regeln.

„Wir wollten das Debüt in zwölf Tagen komplett aufnehmen – nicht mehr, nicht weniger“, bekräftigt das Trio.

Das gleichnamige Debüt ist durchsetzt von Sequenzen, flüchtigen Samples und massiven Soundcollagen. Doch allen voran sind es die Lyrics, welche so düster geraten, dass man meinen könnte, Goeff Barrow sie reif für eine ausgedehnte Gesprächstherapie. „Warum denken das alle?“, kontert er.

„Meiner Meinung nach liegt das nicht an den Texten. Die Musik ist hauptverantwortlich: Wir haben sie extra so konzipiert, dass sie mit einem Minimum an Instrumenten auskommt und deswegen gewollt karg wirkt. Was wiederum als düster bezeichnet werden kann – Freunde von mir hören die Platte gerne beim Frühstück.“

Während das Trio lacht, fragt man sich, wer diese Freunde wohl sind? Beth Gibbons vielleicht? Die Portishead-Sängerin zeigte längst ihre Bewunderung für Beak> und darüber freut sich Barrow besonders.

„Vor fünf, sechs Jahren hatte ich keinen Bock mehr auf Musik und wandte mich anderen Dingen zu. Als ich aber Billy und Matt kennen lernte, gab das meiner Motivation einen unheimlichen Kick. Plötzlich kamen Songideen, bildeten sich Skizzen in meinem Kopf, ich spürte einfach Produktivität, wo schon lange keine mehr war.“

Aus diesem Mahlstrom an Eindrücken und Erfahrungen entstand Beak>. Ein Trio, dass weit mehr als nur ein Nebenprojekt von Portishead ist – ihr gleichnamiges Debüt offenbart Tiefen in Melodie und Rhythmus, so fesselnd, dass einem ganz mulmig zu Mute wird. „Wichtig ist, dass unsere Musik die Hörer berührt.“

Und falls dabei die Meinung entsteht, es handele sich um ein äußerst schlecht gelauntes Songwritergespann, nimmt Barrow das gerne in Kauf. Als Kopf zweier sagenhafter Bands verfolgt er keine Intensionen – und depressiv ist er schon gar nicht.

Dafür lacht der Wiedergenesende viel zu gerne.

Aktuelles Album: Beak (Invada / Cargo Records)



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