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HELLO=FIRE

Zufällig großartig

HELLO=FIRE

Das wurde ja auch Zeit! Fünf Jahre nach dem letzten Lebenszeichen der Detroiter Kultband The Waxwings meldet sich ihr Frontmann Dean Fertita unter dem Namen Hello=Fire mit seinem ersten Solowerk zurück. Natürlich ist der sympathische Amerikaner in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen. Zunächst jobbte der Tausendsassa als Aushilfskeyboarder bei The Raconteurs, dann übernahm er den Posten an den Tasten bei Queens Of The Stone Age, und zuletzt war er als Gitarrist und Songwriter der Supergroup The Dead Weather in aller Munde.

Das selbstbetitelte Debüt von Hello=Fire spiegelt all das wider, ohne stilistisch Deans anderen Projekten in die Quere zu kommen. Gefragt nach dem wichtigsten musikalischen Impuls, den ihm die Kollaborationen der letzten Jahre für seine Arbeit gegeben haben, antwortet Dean bei unserem Treffen vor dem phänomenalen Dead-Weather-Auftritt in Köln:

"Oh, das waren so viele, dass es mir schwerfällt, mich auf einen einzigen zu beschränken. Musik ist für mich wie eine Unterhaltung. Du bist mit verschiedenen Menschen zusammen in einem Raum und sprichst mit ihnen über alle möglichen Dinge. Dadurch entdeckst du ganz neue Seiten an dir selbst. Dass ich in den letzten Jahren mit so vielen Künstlern zusammenarbeiten konnte, die so viel erreicht haben in ihren Karrieren als Musiker, war ein großer Ansporn für mich."

Die Weggefährten der letzten Jahre sind auch auf dem Hello=Fire-Album vertreten. Mit Troy Van Leeuwen, Michael Shuman und Joey Castillo tauchen gleich drei QOTSA-Musiker als Gäste auf, Raconteurs-Frontmann Brendan Benson half beim Schreiben und Produzieren der Hälfte der Songs und Michael Horrigan von The Afghan Whigs, mit dem Dean einst in Brendans Backingband spielte, saß am Schlagzeug.

Auch als Solist wandelt Dean auf 60s-beeinflussten Pfaden, doch während sich gerade in seiner Heimatstadt Detroit viele seelenverwandte Musiker in Richtung Power-Pop und Garagen-Rock orientieren, haben seine Songs seit den Waxwings-Tagen häufig einen nicht zu überhörenden Psychedelic-Einschlag.

“Diese etwas schrullige Musik hat mich schon immer angezogen”, verrät er.

“Außerdem gab es damals all diese großartigen Garagen-Bands in Detroit. Ich wollte einfach nicht noch einmal das Gleiche machen und bin deshalb in Richtung Psychedelic ausgeschert.”

Das erklärt vermutlich auch die bisweilen unerwarteten Drehungen und Wendungen, die sich in den Hello=Fire-Songs finden und die einen wohltuenden Kontrast zu den unglaublich vorhersagbaren Stücken vieler anderer 60s-inspirierter-Künstler bieten. Dabei gab es laut Deans Aussage keine großen Vorsätze für die Songs:

“Die meisten Aufnahmen entstanden an konzertfreien Tagen auf Tournee gemeinsam mit den Leuten, die gerade greifbar waren. Es ging in erster Linie darum, meine Ideen festzuhalten, solange ich die Chance dazu hatte. Später wollte ich mir diese Demos dann noch einmal vornehmen, aber dazu kam es nie. Sie sind eben, was sie sind!”

Doch genau diese Ungezwungenheit und Spontaneität sind das große Plus von "Hello=Fire". Andere Musiker brauchen einen Masterplan, bevor sie ein gutes Album aufnehmen können, Dean dagegen hat eine Platte fabriziert, die praktisch zufällig großartig ist.

Aktuelles Album: Hello=Fire (Schnitzel Records/Rough Trade)


Weitere Infos: › www.helloequalsfire.com

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