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QUICKSILVER

V.A.

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Die WorldKlezmorim von KROKE feiern ihr 30jähriges Bestehen mit einem neuen Album. "Loud Silence"(Oriente) ist solide und sauber gespielt, aber der berühmte Funke springt trotzt aller Bemühungen nicht so recht über. Der stilistisch durchaus bunte StilMix der drei Krakauer ist leider ein wenig blutleer geraten. 3
Ihre Landsleute von POLSKI PIACH verströmen mit ihren an sich staubtrockenen WüstenBluesSounds auf "Północ" da deutlich mehr Schweißgeruch. Hier finden AltCountry, polnische Folk-tunes und (insbesondere durch die geschickt eingebundene Bassklarinette) auch ein wenig JazzFeeling in rauer Eintracht zueinander. Besonders cool finde ich aber die hier und da eingestreuten frei dahin fließenden AntiImprovisationen (wie z.B. "Kłopoty"). 4
Klanglich geistesverwandt, aber mit etwas mehr Tempo und eher Swamp als Wüste kommen uns die Italiener mit dem schönen Bandnamen DEAD CAT IN A BAG, die (mehr oder weniger nüchtern) feststellen: "We’ve Been Through" (beide Gusstaff). Klar, Tom Waits sitzt hier ganz vorn an der Bar, aber gleich daneben Zach "Beirut" Condon. Die Tindersticks freuen sich im Hintergrund mit den Tiger Lilies über ihre verstimmten Instrumente und dass die Kollegen mit der toten Katze in der Tasche trotz erheblichen Alkoholpegels stimmig Leonard Cohen covern, passt auch ganz gut. Dabei nicht wie alle "Hallelujah", sondern zur singenden Säge das von der gleichen Platte (nämlich "Various Positions" von 1984) stammende "Hunters Lullaby" anzustimmen, verdient weiteres Lob. 4
Stellt man sich nun vor, dieser etwas versiffte BarSound wird in eine Art AfroFunkJazz überführt, dann ist man recht dicht am von C’MON TIGRE entworfenen "Scenario" (Intersuoni). Manchmal klingt das wie Mardi Gras bb. auf Klassenfahrt in Nordafrika, manchmal wie das Animal Collective als SloMo-HipHop, beim Rausschmeißer "Sleeping Beauties" gastiert dann sogar der große Colin Stetson. Sehr spannend und trotz bzw. wegen des complete clashs auch ziemlich unverwechselbar. 4
"Saturn 63" (InFiné) vom vielbeschäftigten Gitarristen SEB MARTEL verwirrte mich zunächst (auch) ein wenig. Was wie eine dieser FingerfertigkeitsFetischisten-LoopStationSpielereien beginnt, entwickelt sich nämlich zu einem höchst bizarren und doch extrem aufregenden Kaleidoskop reduzierter SaitenHexerei. Der Plattentitel bezieht sich auf eine deutsche HalbakustikGitarre, die Martel entdeckte, als er die komplette Instrumentensammlung des Pariser Musée de la Musique durchprobieren durfte. Mit diesem Schätzchen covert er sehr souverän und komplett schmalzfrei "Blue Suede Shoes" und begleitet u.a. Camille, -M- oder Mathieu Boogaerts. Besser gesagt lässt er sich von diesen FrankoStars begleiten, denn Martel gelingt es bei jedem seiner Gäste, sie zu eher untypischen Ergebnissen zu (ver)führen - inkl. Holzsäge-Geräuschen und anderen Verrückheiten. Und über, unter, neben all dem immer dieser phänomenale Sound der Hopf "Saturn 63", immer anders, immer intensiv, immer toll. 5
Das artwork der "Secular Works, Vol. 2" (Last Things), die die New Yorker EXTRA LIFE schon im Sommer vorlegten, fasziniert zwar den Eco-gestählten Rosenkreuzler in mir genauso wie der Stücktitel "The Play of Tooth and Claw", aber mit dem symphonisch-pathetischen TheaterMetal, der dazu zelebriert wird, kann ich wenig anfangen. Wie zur Hölle kommen die Jungs damit zu einer Split-Single mit den Parenthetical Girls (die ist zwar schon über 10 Jahre alt, aber trotzdem!)? Und echt wahr, dass der Sänger früher mal bei den Dirty Projectors war? Alchemie und Pathos, Mystik und HardRock-Gesang, Geheimlehre und PoserMetal – ich krieg das nicht übereinander, selbst wenn manche (leider nur kurze) Passagen mich auch etwas an Current 93 erinnern. Vielleicht liegt aber gerade in dieser Verbindung des Nichtverbindbaren die wirkliche Kunst? Ich weiß es nicht...3
"My Fears Are Not Strong Enough To Save Me" (Medication Time) – zu dieser ernüchternden Selbstanalyse kommen VENIL. Deren dunkler, gitarrengetriebener AvantRock reißt Abgründe auf, wo eben noch frisches Gras sprieß - "an intimate and visceral experience tainted with sadness, anger and nostalgia. No rules, no boundaries, only driven by the deepest emotions." meint das Label dazu und dem wüsste ich nichts hinzuzufügen. 4
Der Übergang zum SynthWave von KABUKI DREAM ist da zugegeben etwas abrupt, aber egal: ihren Maschinenpark treiben die beiden Italiener auf "Abstract" (Veidt) zwar an seine Grenzen und vielleicht sogar darüber hinaus, aber das Ergebnis ist für meinen Geschmack dann doch etwas zu sehr im früh-90er-EBM-Sound stecken geblieben. 3
Da ist es den alten Helden von NO MORE viel besser gelungen, die Energie des synth-powered PostPunk ins Heute zu transferieren. Als Vertreter der (beinahe) ersten Generation dieser Bewegung (No More gründeten sich 1979 und lieferten mit ihrem Hit "Suicide Commando" nicht nur einen respektablen Klassiker ab sondern gleich noch den Bandnamen für einen belgischen KultElektroIndustrialisten!) legten sie ab 1986 eine Pause ein, bevor Tina Sanudakura und Andy Schwarz ab 2006 wieder begannen, unter dem alten Namen zu veröffentlichen. Ihr neuester, auf zwei recht verschiedene CDs verteilter kreativer Auswurf ist ein schöner Beweis dafür, dass man auch als Ikone weder im Selbstzitat ersticken noch seine Wurzeln verleugnen muss. "Kissin’ In The Blue Dark" (rent-a-dog) ist hier flotter ElektroWavePop, dort schwere DüsterBallade und da eine am digitalen Lagerfeuer zitternde Cave-hommage. Oder auch mal eine synth-symphonische Fingerübung mit maritimen fieldrecordings... Wave Noir. 4
Dass der elektronisch induzierte PostRock des italo-schweizer Projekt NITON wirklich prima ist, ist das eine. Wie die drei aber ihre aus Schaltkreisen, "amplified objects" und einem sehr innovativ bedienten Cello destillierte Musik physisch präsentieren, hat eine ganz eigene Qualität. Neben der in einer so karg wie solide gestalteten Hülle steckenden CD "Cemento 3D" (Pulver und Asche), auf der die ursprünglich im letzten November bei Shameless veröffentlichten tracks sich nun als neu abgemischte "KlangVerräumlichung" (für deren Genuss man tatsächlich Kopfhörer verwenden sollte) finden, gibt es nämlich den track "Maas" (in einem nochmal anderen Mix) auch auf einer "enhanced flexi disc". In feinster situationistischer Manier werden hierbei Hülle und Umhülltes vertauscht, denn die Schallrillen wurden in die quadratische Plastefolie gepresst, die als Schutzumschlag für eine Pappscheibe dient, auf der Mittelloch und Pressung nur als Attrappe angedeutet sind. Bedeutungsumkehr galore. So geht Kunst. 5
Orchestral wird’s noch mal mit L&S (was wohl für Anthony Laguerre und Ex-The Ex-Man G.W. Sok steht) und deren eindringlicher Platte "When The Vowels Fall" (Sérotine/Tractor Notown). Zwischen poetry und IndieRock verortet das Info die Musik, ich denke dabei immer wieder an Nick Cave und empfinde das keineswegs als Blasphemie. Sowohl in den ruhigen wie auch in den zupackenderen Momenten hat diese Musik nämlich tatsächlich eine sehr eindringliche Qualität (ganz phänomenal ist z.B. "Can’t Breathe"!). 5
Neben Swans, Alvin Lucier, Portishead und etlichen mehr zählen wohl auch CAN zu den Einflüssen von L&S. Von denen gibt’s nun ein weiteres bootleg als offizielles Livealbum. "Live in Cuxhaven, 1976"(Spoon/Mute) zeigt die Band allerdings meines Erachtens nicht unbedingt auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, denn hier wirkt vieles arg verdaddelt. Am spannendsten ist da noch das dritte der vier namenlosen Stücke. 3
Da greifen wir lieber zum hochenergetischen MinimalSynthPostPunk von SPRUNG AUS DEN WOLKEN. Deren Musik empfand und empfinde ich immer (noch) als eine Art Synth-Version der Neubauten, was auch an personellen Überschneidungen (aktueller und späterer Besetzungen, ich denke an Jochen Arbeit und Alexander "von Borsig" Hacke) liegen dürfte. Anders als viele andere ist das aber gut gealtert und nicht nur als Dokument von Belang, sondern kann auch heute noch als wegweisende Versuchsanordnung anerkannt werden – die BureauB-re-issue der 82er LP stellt das eindrucksvoll unter Beweis. "A-i Akcam La" z.B. ist eine Art ProtoFunk, wie ihn zeitgleich (vielleicht sogar etwas später) auch A Certain Ratio untersuchten und "Urlaub für ganz Berlin" könnte man auch als fernen Vorfahren von Gabber (aus)deuten. 5
Im Rahmen der "Con-Struct"-Reihe ist nun Alexandra Grübler aka. BAAL & MORTIMER dran, Aufnahmen des großen CONRAD SCHNITZLER zu bearbeiten. Das Ergebnis ist weniger Remix als Neuordnung, mehr B&M als Schnitzler und trotzdem eine ebenso tiefe wie selbstbewusste Verneigung vor dem Meister. Anspieltip: "Keystone"! 5
KRISHNA GOINEAU stammt aus Sri Lanka, zog aber nach einer Jugend in Barcelona 1981 nach Düsseldorf, um dort mit Beate Bartel und Chrislo Haas "Liaisons Dangereuses" einzugehen. Später ging der Mann nach Südfrankreich und begann zu malen, seine dort um 2007/08 mit analogem Synth-equipment in einen Computer gespielten Stücke blieben unveröffentlicht. Bis jetzt, denn nun kommt "I Need A Slow" (alle Bureau B) ganz regulär in die Läden. Peitschende SynthieSounds, fette beats, kryptisch-multilinguale vocals, zischende Effekte und das alles in einer sehr klugen und kein bisschen verstaubten Sortierung. 5
WHAT ARE PEOPLE FOR? fragt sich ein aus einer Künstlerin (Anna McCarthy) und einer (ausgebildeten) Sängerin, Musikerin und Producerin (Manuela Rzytki) bestehendes Duo auf seiner gleichnamigen, auf Alien Transistor erschienenen Debut-LP. Als Appetithappen für die faule Presse dient der claim "illicit lovechild of Tom Tom Club and Throbbing Gristle", man kann diese Melange von hingerotzten text-lines und mal hypernervösen, mal weit heruntergedrehten ComputerSounds im BeatGewitter aber auch als eine Art "female Sleaford Mods" auffassen, bei denen nicht nur die Chicks On Speed ihre Spuren hinterlassen haben, sondern die auch jede Menge individuelle Eigenständigkeit mitbringen. 4
Terry Rileys "In C" ist ein Monument der Modernen Musik, die offene Struktur des 1964 entstandenen Stücks bietet sich geradezu an, auch von Nichtakademikern durchdekliniert zu werden. Dementsprechend viele "In C"-Interpretationen von (im weitesten Sinne) RockBands gibt es auch, nicht alle davon sind wirklich gelungen. Anders die der ja sowieso grandiosen YOUNG GODS. Die Schweizer Elektrobastler "Play Terry Riley In C" (Two Gentlemen) und legen dabei großen Wert auf Rhythmik und Atmosphäre. Das erinnert dann oft an perkussiven Ambient (wenn es sowas gibt, Muslimgauze würde mir als Bezugspunkt einfallen) und ist bis in kleinste KlangDetails höchst sorgfältig konstruiert. So wird das Denkmal lebendig und zu einem wirklichen HörGenuss! 5
PAUL BEAUCHAMP (erinnert sich jemand an Blind Cave Salamander?) zerrte und bog für sein one-track-Album "Wander" (Erototox Decodings) an den Frequenzen eines SynthDrones, schickte die Daten durch diverse Effekt-plug-ins und improvisierte so eine gute ¾ Stunde auf ganz wundervolle Weise. Würde sich auch auf Room40 gut machen. 4
Auch der japanische KrachGott Masami Akita hat an solchen Anordnungen seine Freude, für "Coda" (Bam Balam) tat sich MERZBOW mit RICHARD "Heldon" PINHAS zusammen und hat seine fauchenden Schaltkreise unter Pinhas krautige Visionen gemischt. Als Gäste wirkten mit: Oren Ambarchi ("motor guitar"), Florian Tatard (Akkordeon) und Senza Testa (Synths). 4
Zum Abschluss noch ein wenig versöhnlicher NiedlichkeitsPop der avancierteren Art. "The Dip"(Sheep Chase) heißt die gut 15 Minuten lange EP, die Natali Abrahamsen Garner, Johan Lindvall und Magnus Skavhaug Nergaarddrei, drei der vielköpfigen und hoch innovativen norwegischen Experimantal/Jazz-Szene entstammende Musikanten unter dem Projektnamen DELISH veröffentlichen. Mum-scher HauchGesang, eine singende Säge (oder doch eher ihr elektronisches Imitat?), seltsame UmgebungsGeräusche und ConsolenSpieleSounds in trauter Eintracht, mixed by Lasse Marhaug & mastered by Stephan Mathieu. 4

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