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THOMAS MEYER

Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin

THOMAS MEYER

(Diogenes, 271 S., 12,00 Euro)

Das literarische Wirken des Herrn Meyer verfolge ich seit seinem "Wolkenbruch"-Roman von 2012 und wie ich bis vor kurzem meinte, auch recht gründlich. Umso schlimmer, dass ich zwar seine regelmäßig höchst lesenswerten Salis-Bücher im Schrank stehen habe, mir aber völlig entgangen war, dass Meyer inzwischen direkt beim "Major" Diogenes eine Fortsetzung der Abenteuer des Motti Wolkenbruch veröffentlicht hat. Und das schon vor 2 Jahren! Nun gibt es eine Taschenbuchausgabe und spätestens jetzt muss dieser prächtige Roman auch an dieser Stelle gefeiert werden. Nachdem er wegen seines Techtelmechtels mit einer "Schickse" (also einer ansonsten durchaus ehrbaren, aber eben doch nicht-jüdischen Frau) von seiner orthodoxen "Mischpuche" aus dem Kreis der frommen Züricher Juden ausgestoßen wurde, unterbreitet ein Abgesandter der "Verlorenen Söhne Israels" unserem Helden ein Rettungsangebot. Im Kibbuz Schmira (bitte kurz vor Be’er Scheva von der Landstraße 264 abbiegen) stellt sich nach einiger Zeit heraus, dass die vermeintliche Hilfsorganisation für verstoßene Juden tatsächlich ein Geheimbund zur Erlangung der Weltherrschaft ist. Dummerweise verfolgen tief in den bayerischen Bergen die Gefolgsleute von Obersturmbannführer Wolf und Brauereibesitzer Huber in ihrem kleinen Paralleluniversum namens "Alpenfestung Germania" den gleichen Traum. Dazu haben sie aus Tel Aviv den renommierten Maschinenbauprofessor Avi Ben Saul entführt, der dann als "Ingenieurshäftling" mit der "Forellenturbine" tatsächlich einen phantastischen Antrieb entwickelt und somit die seinerzeit nur halb fertig gebaute Reichsflugscheibe startfähig macht. Ihr merkt schon, Meyer hat wahrscheinlich auch sehr über Vuorensolas "Iron Sky" gelacht, denn was die Jungs um den Neuen (und den Neuesten) Führer da in ihren Stollen treiben, hat durchaus Parallelen mit dem satirischen Plot des Finnen. Egal – in Israel wird Motti überraschend sogar Chef der jüdischen Verschwörer, woraufhin die Bewegung dank clever vermarkteter Orangen deutlich an Fahrt gewinnt. Die Nazis bekommen Wind von der Sache und schicken... genau! Eine Spionin. Ein köstlicher Lesespaß, in dem nicht nur naive Berufsrevolutionäre, sondern auch Influencer, Rassisten und AntiDemokraten mehr oder minder subtil, aber immer völlig zu recht und nur ganz selten etwas zu vordergründig gescholten werden. Mit dem Kampf von Volksrechner und Hassmaschine gegen die anti-antisemitisch umprogrammierte Ex-Alexa, jetzt Schoschanna, wird eine weitere Kritik aktueller Phänomene ironisierend in die Romanhandlung eingebaut. Wieder ein schönes Beispiel für die gekonnte Verbindung von Lesen, Lachen und Lernen.
Weitere Infos: › www.diogenes.ch/leser/titel/thomas-meyer/wolkenbruchs-waghalsiges-stelldichein-mit-der-spionin-97832

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