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William Turner

LWL-Museum für Kunst und Kultur Münster



Joseph Mallord William Turner (1775-1851) gilt als der wohl bedeutendste britische Landschaftsmaler der Romantik und als ein Meister des Lichts und der Farbe. Fast 20 Jahre nach der letzten großen Turner-Ausstellung in Nordrhein-Westfalen bringt das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Kooperation mit der Tate Britain in London rund 80 seiner Werke nach Münster. Im Mittelpunkt stehen Turners Reisen in die Schweiz und nach Italien: Bergbilder und Seestücke, die schrecklich-schönen Ansichten einer unzähmbaren Natur.

Abb. oben: Peace - Burial at Sea, Exhibited 1842,
©Tate: Accepted by the nation as part of the Turner Bequest 1856
©Photo: Tate, 2019

Abb. unten: Morning amongst the Coniston Fells, Cumberland,
Exhibited 1798
©Tate: Accepted by the nation as part of the Turner, Bequest 1856 ©Photo: Tate, 2019


Als William Turner 1802 zum ersten Mal die Schweiz bereist, führt die Begegnung mit der ihm bis dahin unbekannten urgewaltigen Bergwelt zu einem künstlerischen Höhepunkt seines Schaffens. Die grundlegend neue Erfahrung übersetzt er in Bilder, die ästhetisch wie emotional tief berühren. Er malt Naturkatastrophen wie etwa einen Lawinenabgang, dessen Schrecken in der Übersetzung in das Medium Bild selbst nicht mehr lebensbedrohlich wirkt, sondern dem Betrachter der abgebildeten Katastrophe sogar einen Genuss vermittelt. Schrecken und Freude – Horror and Delight – liegen hier nah beieinander.
Turner findet in den Alpen genau das, was der irische Schriftsteller und Philosoph Edmund Burke in seiner Schrift Philosophische Untersuchungen über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen (1757) beschrieben hatte. Darin stellte er das "Erhabene" der Natur, die mit ihrer Urgewalt auch Grauen und Furcht einflößen kann, dem „Schönen“, das Freude und Vergnügen bereitet, als eigene ästhetisch bedeutsame Kategorie gegenüber. Aufgrund ihrer überwältigenden Größe und Dramatik boten die Alpen für Turner einen idealen Erfahrungsraum, um das Erhabene unmittelbar zu studieren und malerisch fest zu halten.
Demgegenüber stehen in der Ausstellung Turners Werke, die das "Malerische" und „Schöne“ aufgreifen, also die Ruhe, Ordnung und Schönheit klassischer Landschaftsmalerei. Motive und Eindrücke, die der Künstler zum Beispiel nach Rückkehr von seinen Italien-Reisen im Atelier umsetzte. Während Turner bei seiner ersten Italienreise alle wichtigen Stationen einer "Grand Tour" mit dem Ziel Rom besuchte und deren charakteristische Bauwerke in unzähligen Skizzenbüchern festhielt, war Venedig das bevorzugte Ziel seiner späteren Italienreisen.Die spezielle Atmosphäre und das Licht in der Lagunenstadt inspirierten ihn zu den stimmungsvollen Aquarellen der 1840er Jahre. Die Aquarelle, wie sie in der Ausstellung zahlreich zu sehen sind, waren ein Experimentierfeld für die Arbeiten seines Spätwerks. Turner. Horror and Delight 8.11.2019 – 26.01.2020 LWL-Museum für Kunst und Kultur Domplatz 10, 48143 Münster lwl.org/LWL/Kultur/museumkunstkultur



November 2019
Martin Kippenberger
William Turner
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