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MOLLY BURCH

Vibes gegen die Pandemie

MOLLY BURCH

Molly Burch lebt in Austin, Texas – hat aber mit der dort dominierenden Roots-Rock-Abteilung der Americana Fraktion nicht viel zu tun. Ihre Welt war – bis jetzt – die der verqualmten Folk-Keller und Nachtclubs oder der Hometown Prairie Companion Shows. Die studierte Jazz-Sängerin machte auf ihren bisherigen drei Scheiben keinen Hehl aus ihren musikalischen Vorlieben und wandelte sowohl musikalisch wie auch gesanglich und formal auf den Spuren ihrer großen Idole wie etwa Nina Simone oder Billie Holiday. Musikalisch unterstützt von ihrem Gitarristen und Lebenspartner Dailey Tolliver wandelte sie dabei – zwar durchweg mit eigenem Songmaterial - stets in den engen Spuren klassischer amerikanischer Genres wie Blues, Jazz, Folk und zuletzt auch Country (wie 2019 mit ihrem 'Christmas-Album').

Mit ihrem neuen Album „Romantic Images“ wird das nun alles anders. Denn Molly entdeckte nicht nur den Reiz souliger Popmusik und für sie neuer Klangwelten, sondern begab sich produktiontechnisch in die Hände von Alaina Moore und Patrick Riley von der Indie-Pop-Band Tennis. Wie es dazu kam, erzählt uns Molly im Gespräch.

„Nun ich finde, dass meine ersten beiden Alben ziemlich ziemlich gut zusammen passten“, berichtet Molly, „mein Gitarrist, Dailey Tolliver und ich haben beide live mit rein organischen Instrumenten eingespielt. Als ich dann das 'Christmas-Album' gemacht habe, haben wir das auf eine andere Weise im Studio gemacht. Weil wir da auch Cover-Songs aufgenommen haben, habe ich mich weit weniger nervös und deutlich freier gefühlt als zuvor und habe mich dann auch mal getraut, etwas auszuprobieren. Also habe ich diese Energie dann genutzt, als ich die Songs für mein drittes eigenes Album schrieb. Für mich fühlte sich diese Entwicklung ganz natürlich an. Ich habe dann auch erstmals die Songs auf Keyboards und einem Drumcomputer geschrieben, anstatt wie bisher auf der Gitarre."

Warum hat Molly überhaupt angefangen, die Songs auf eine andere Art als auf der Gitarre zu schreiben? Ging es ihr um die Sound-Aspekte?

„Es war mir wichtig, etwas Neues auszuprobieren“, antwortet sie, „das wollte ich eigentlich immer schon – aber ich denke, dass ich mir nicht zugetraut habe, in diese Richtung zu gehen. Es war also aufregend, sowas zu versuchen und es stellte sich dann auch als einfacher heraus, als mit der Gitarre zu arbeiten. Es passierte auch alles organischer und natürlicher und schneller. Vielleicht auch deswegen, weil es mir mehr Möglichkeiten bot, herumzuexperimentieren."

Was war dabei die größte Herausforderung für Molly?

„Als Songwriterin?“, überlegt Molly, „ich fürchte, mein größtes Hindernis ist, dass ich mich immer so unsicher fühle – und das Schwierigste für mich ist immer, mich hinzusetzen wenn ich schreibe und die ganzen negativen Stimmen in meinem Kopf auszublenden. Die größte Herausforderung für mich ist es also, regelmäßig zu schreiben und mich dabei nicht zu viel zu kritisieren."

Wie ist denn zu der Zusammenarbeit mit Alaina und Pat von Tennis gekommen?

„Wir waren im Februar 2020 gerade für ein paar Wochen gemeinsam auf Tour, bevor die Pandemie kam“, berichtet Molly, „als dann die Pandemie eintraf und meine eigene Tour auf Eis gelegt werden musste, überlegte ich mir, wie ich mein nächstes Album aufnehmen könnte und wer es wohl produzieren könnte. Ich hatte zunächst gedacht, dass ich es in Austin machen müsste, wo ich wohne. Ich habe dann Alaina angerufen – eigentlich nur um ihren Rat einzuholen – und sie hat dann vorgeschlagen, dass sie und Pat es doch produzieren könnten. Ich bin dann zu Ihnen nach Denver gefahren, wo wir alle gemeinsam in Quarantäne gegangen sind."

Dabei entstand eine lebensbejahende, organische Pop-Scheibe, die mit ihren positiven Vibes auch sicherlich als Kontrapunkt zu der ganzen Pandemie-Situation gedacht war, oder?

„Ja, denn die Songs wurden zwar nicht während der Pandemie geschrieben, aber ich wollte auf jeden Fall ein Gegengewicht zu der ganzen Schwermut aus dieser Phase“, pflichtet Molly bei, „ich wollte jedenfalls nicht, dass die Scheibe traurig klingt, sondern fröhlich und freundlich. Sie sollte die Menschen froh machen und lebensbejahend sein."

Aktuelles Album: Romantic Images (Captured Tracks / Cargo) VÖ: 23.07.


Weitere Infos: Video „Heart Of Gold“: https://www.youtube.com/watch?v=uIRp46Y7lNQ Foto: Jackie Lee Young

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