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BOHREN & DER CLUB OF GORE

Gene und Paul von Rhein und Ruhr

BOHREN & DER CLUB OF GORE

Drei Jahre sind um, jetzt müsste es eigentlich mal wieder was Neues von Bohren & der Club of Gore geben… Kaum gedacht, ist die neue Platte schon in der Pipeline: „Piano Nights“ heißt das mittlerweile achte Album der Band in den letzten immerhin auch schon 20 Jahren.

Bei solchen zeitlichen Dimensionen schweifen die Gedanken dann in Richtung anderer Weggefährten, die ebenfalls durch künstlerische Konstanz in unserem musikalischen Sozialisationsgedächtnis verankert sind. Glenn Danzig wird nächstes Jahr immerhin schon 60! Morten, was meinst Du, ist Glenn Danzig verheiratet?

„Das weiß ich natürlich nicht. Aber wenn einer Frauen am Start hat, dann doch wohl Danzig. Der hat bestimmt auf privat diese Art Frauen um sich, mit denen er sich auch auf seinen Promofotos gerne zeigt.“

Und hat er wohl Kinder?

„Das glaube ich nicht. Kann ich mir nicht vorstellen. Als wir mal in L.A. gespielt haben, haben uns die Jungs von Isis nachher noch besucht und einer von denen hat erzählt, dass er Danzig mal beim Einkaufen gesehen hätte. Er hat sich aber nicht getraut, ihn anzusprechen. So jemanden will man ja auch eigentlich nicht beim Einkaufen sehen.“

Ich finde, in seiner Zeit mit den Misfits hat Danzig keinen einzigen schlechten Song geschrieben.

„Kann man so sehen. Obwohl ich die Songs auf ´Walk Among Us´ doch zu Hardcore-mäßig finde. Die Rock&Roll-Sachen finde ich besser. Und ich finde auch die letzte Platte wieder gut. Davor hat er ja einige Platten gemacht, die eher lauwarm waren und auch Scheiße klingen.“

Gibt es für Dich noch eine Band, die nur gute Songs geschrieben hat?

„Omen, die Metal-Band aus den 80ern. In Originalbesetzung.“

Und ihr selbst?

„Ich finde keinen Song von uns schlecht. Auf unserem ersten Demo ´Luder, Samba und Tavernen´ von 1993 haben wir manchmal ziemlich schlecht gespielt. Das können wir heute natürlich viel besser. Und außerdem war unser Sound früher auch viel schlechter. Damals sind wir ja noch ins Studio gegangen, um aufzunehmen. Und da gibt’s dann immer diesen Zeitdruck und alles muss sofort sitzen. Seit ´Sunset Mission´ nehmen wir alles selbst zu Hause auf und gehen nur zum Mastern ins Studio. Das ist viel entspannter.“

Eure Songs werden von Christoph und Dir geschrieben.

„Genau. Wir fummeln beide getrennt an neuen Stücken und schicken uns die Sachen hin und her, damit der andere dann daran weiterarbeitet. So entstehen dann langsam unsere Songs.“

Und Thorsten und Robin haben mit den Kompositionen nichts zu tun? Das ist ja wie bei Kiss bei euch. Christoph und Du seid ja wie Gene und Paul.

„Nein, so kann man das auch nicht sehen. Wir sind ja zusammen in einer Band und wenn die anderen beiden etwas ändern wollen oder mit etwas nicht einverstanden sind, dann setzen Christoph und ich uns nicht trotzdem durch.“

Auf dem Cover zu „Piano Nights“ ist erstmalig einer von Euch zu sehen. Warum darf Christoph aufs Cover?

„Ursprünglich dachte ich, ich muss wohl wieder was malen – so wie für die ´Beileid´ EP vor drei Jahren. Und dann sagte Christoph mal, er hat ein Foto fürs Cover. Ich war überhaupt nicht begeistert und dachte nur „na toll, zeig mal“. Und als ich es dann gesehen habe, war ich natürlich total begeistert.“

Die Haltung des jungen Christoph - wahrscheinlich irgendwann in den 70ern - spiegelt eure Musik ganz gut wider. Ihm fehlte es damals offensichtlich an einer gewissen Körperspannung. Wie entstand denn die Idee zu „Piano Nights“?

„Bei unseren Platten ist es Tradition, dass wir zuerst einen Titel suchen. Und wenn es den dann gibt, schreiben wir dafür die neuen Stücke. Ich hatte den Titel mal vorgeschlagen und da haben dann zwei gelacht und einer ernst geguckt. Die Idee stammt eigentlich daher, dass unser Vibraphon immer irgendwie so geklungen hat, wie das Fender Rhodes. Das konnte man auf unseren Aufnahmen kaum auseinander halten. Und als Christoph dann vor einem Konzert in Moskau mal aus Langeweile unsere Stücke auf einem Flügel spielte, dachten wir, dass es doch eine schöne Idee wäre, mal eine richtige Klavier-Platte zu machen. Wir hatten zwar schon öfter mal Stücke mit Klavier, aber ich mag es ja, wenn eine Platte so durchrattert, wenn sich also die einzelnen Stücke so wenig wie möglich unterscheiden. Also haben wir das Fender Rhodes weggelassen, das Klavier dazu genommen und so kommt auch das Vibraphon wieder besser zur Geltung. Das Klavier steht bei Christophs Schwester, die ist nämlich Klavierlehrerin. Dann haben wir uns noch ein paar neue bessere Mikrophone zugelegt und konnten damit dann einen sehr schönen Klang hinkriegen.“

Habt ihr euch vor 20 Jahren noch als die Kings des Tavernen Doom präsentiert, so tretet ihr in den letzten Jahren immer öfter in Theatern oder auf Theaterfestivals auf, habt auch schon zwei Mal Musik für Theaterstücke gemacht. Das heißt, Bohren werden auch immer mehr im Kontext von Hochkultur präsentiert und konsumiert. Ist eure Musik auf der Theaterbühne die gleiche, wie in einem vollgesifften Punkschuppen in Norwegen?

„Im Theater kann man auf unsere Vorstellungen, wie die Bühne aussehen soll und wie es im Zuschauerraum aussehen soll, meistens viel besser eingehen. Die haben eine schöne schwarze Bühne und einen ordentlichen Vorhang. Aber eigentlich sind unsere Auftritte so durchgeplant, wie bei Kiss und daher auch in jedem Club gleich. Wenn wir alle Platz auf der Bühne haben, es komplett dunkel ist und der Sound nicht zu beschissen, sind unsere Konzerte immer gleich.”

Aktuelles Album: Piano Nights (PIAS / Rough Trade)

Foto: Britta Janeck

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