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BLACK HONEY

Das Leben als Film

BLACK HONEY

Lauter! Schriller! Bunter! So in etwa ließe sich das zweite Album des aus Brighton stammenden Glam-Rock-Quartetts Black Honey allegorisch zusammenfassen. Ganze vier Jahre ließen sich Izzy B. Phillips und ihre Jungs von der Bandgründung 2014 bis zur Veröffentlichung des ersten, selbst betitelten Albums 2018 weiland Zeit um ihr Image, ihren Stil und ihren Sound zu finden – und setzten dabei von vorneherein auch auf eine visuelle Ebene, die sich in Form zahlreicher Videos in Kurzfilm-Form, die seit jeher mit einer Unzahl kultureller Referenzen – vorwiegend aus dem Kino-Sektor – gespickt waren.

Während das erste Album jedoch in eine überwiegend poppige Richtung wies, wird auf der zweiten Scheibe nun wieder ordentlich hingelangt. Und da die Sache mit der visuellen Umsetzung ja nun bereits klar war, konnte Izzy & Co. auch gleich noch einen Schritt weitergehen und sich fragen, wie das wohl wäre, wenn Black Honey keine Band, sondern etwa ein Film-Studio wäre. Das Ergebnis ist nun also das Album „Written & Directed“.

Der Titel wurde dabei nicht von ungefähr gewählt, denn die visuelle Repräsentation steht bei Black Honey stets prominent im Zentrum. Es gibt jedenfalls nur wenige Bands, die so viele Videos für ihre Songs produzieren. Wer diese Videos von Black Honey kennt, dem dürfte ja aufgefallen sein, dass diese vor allen Dingen durch ihre Film-Referenzen (vorzugsweise von Trash-, Expolitation- oder Horror-Filmen) überzeugen. War „Written & Directed“ dann der logische Schritt, Movies zum Thema eines ganzen Albums zu machen?

„Also auf die Idee mit dem Titel sind wir eigentlich erst recht spät in dem Prozess gekommen“, überlegt Izzy, „als wir ins Studio gegangen sind, haben wir das mit dem Plan getan, jeweils genau zu wissen, in welcher Szene eines Films der jeweilige Song zum Tragen käme. Die cinematische Erzählweise war das, mit er alles miteinander verbunden werden sollte. Es gibt also zwar widersprüchliche Sound-Designs – aber das Kino war dann der rote Faden für uns. Und dann ist uns aufgefallen, dass 'Written & Directed' ein so urkomisches Klischee ist, dass es sträflich gewesen wäre, uns nicht darauf einzulassen."

Warum gibt es eigentlich nicht gleich einen ganzen Film zum Album?

"Ach weißt Du, es ist zwar cool, wenn das jemand versucht“, überlegt Izzy, „und ich mag es auch, wenn Videos irgendwie durch einen roten Faden verbunden sind, aber diese Scheibe fühlte sich für mich von vorneherein an, wie eine Sammlung von Kurzfilmen. Es wäre also für dieses Projekt nicht richtig gewesen, daraus einen langen Film zu machen – aber wer sagt, dass ich nicht mal irgendwann etwas schreiben werde, dass auch erzählerisch eine durchgehende Geschichte ergibt? Sag niemals nie.“

Izzy ist zugleich auch die Haupt-Songwriterin der Band. Was ist denn die größte Herausforderung für sie das Song-Schreiben betreffend?

„Der Lockdown“, meint Izzy, „denn ich habe wirklich Angst vor einer Schreibblockade. Songs zu schreiben ist ja sowieso schon unerbittlich schwierig. Und je weniger man es macht, desto schwieriger wird es dann. Ich bin also auf einen ständigen Output angewiesen. Deswegen bin ich immer neidisch auf Fotografen, denn wenn die ein Foto machen, können sie etwas damit anfangen. Wenn einem als Songwriter also nichts einfällt – weil man keinen Input hat – dann hat man halt nichts, und das ist dann wie eine Barriere, die man nicht überwinden kann.“
Das ist ja ziemlich ehrlich – denn viele Songwriter behaupten ja, dass sie Songs einfach so aus der Luft greifen können.

„Ja – aber wenn Leute das sagen, meinen sie wohl, dass sie ganz im Augenblick sein müssen, wenn die Inspiration sie erreicht“, meint Izzy, „was dann auch eine Art von Handwerk ist – sich mit eigenen Gedanken bereit zu halten und sich nicht ablenken zu lassen. Ich kann das nicht, weil ich immer zu viele Ablenkungen habe.“

Was gefällt Izzy selbst denn am Besten an dem neuen Album?

„Ich mag es, weil ich mich empowered fühle, wenn ich es höre“, überlegt sie, „und auch, weil ich es auf der musikalischen Ebene genießen kann. Ich möchte, dass sich andere Leute auch so fühlen, wie ich, wenn sie dieses Album hören - sich also ihre Schwächen eingestehen aber auch etwas furchtloser in die Welt blicken.“

Gibt es schon Pläne für die Zukunft?

„Ja, darüber habe ich schon nachgedacht“, verrät Izzy, „ich denke, dass ich in Zukunft alles etwas weniger härter betrachten werde und mir mehr Zeit für die Dinge nehmen möchte. Ich fühle mich nämlich ein wenig abgeschreckt von dem Tempo mit dem ich bislang mein Leben gelebt habe. Ich denke, ich werde Pausen und Erholung mehr schätzen. Andererseits kann ich es natürlich auch nicht mehr erwarten, wieder mit meiner Band auf Tour zu gehen können und eine Party mit meinen Kumpels zu feiern.“

Aktuelles Album: Written & Directed (Foxfive Recs.) VÖ: 19.03.



blackhoneyuk.co.uk/

Video „I Like The Way You Die“ www.youtube.com/watch?v=5E6FHFP0-dg

Video „Believer“ https://www.youtube.com/watch?v=rHbsIQxGEjs

Video „Run For Cover“ https://www.youtube.com/watch?v=BI8dzKvDy2w

Video „Beaches“ https://www.youtube.com/watch?v=bnBITTlerk8

Foto: Laura Allard-Fleischl

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