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FIDDLER´S GREEN

Hoch die Tassen!



Wer 25 Jahre lang in der Lage ist, nicht nur ordentlich Platten zu verkaufen, sondern auch Live Konzerte abzuliefern, die die tobenden Fanscharen immer weiter anschwellen zu lassen, der kann so viel nicht verkehrt gemacht haben. Fiddler’s Green aus dem fränkischen Erlangen sind so eine Band.

Irish Folk in der WG-Küche

Die Anfänge sind überschaubar, sowohl personell, als auch kreativ. Peter Müller aka Peter Pathos und Rainer Schulz sind Studenten und spielen in der WG-Küche irische Sachen. Während sich gleichzeitig Ralf ´Albi´ Albers in einem anderen Duo kreativ austobt, das sich Gitarrenfolk nordamerikanischer Prägung auf die Fahnen geschrieben hat.

„Letzterer findet aber mehr und mehr Gefallen an den irischen Tönen und wechselt die Fronten“, weiß der heutige Gitarrist Patrick ´Pat´ Prziwara aus Erzählungen, er ist schließlich erst seit 2006 mit dabei, „das muss so um das Ende der 1980er-Jahre gewesen sein und lustigerweise heißt das Trio Irish Duo.“

Das Trio ist in der kleinen Szene Erlangens so erfolgreich, das daraus schnell ein Quintett wird. Und da ist es natürlich vorbei mit dem seltsamen Duo-Namen. Bereits 1990 legt sich die Truppe den Namen Fiddler’s Green zu. Und schon 1992 steht das erste, selbstbetitelte Album in den Regalen der Plattendealer. Ein Jahr später wird mit ´Black Sheep´ nachgelegt.

„Dabei haben Fiddler’s Green bei der Spielgeschwindigkeit hörbar zugelegt“, fügt Pat Prziwara an. Dann schwappt der Erfolg von The Pogues endgültig und mit voller Macht auch nach Deutschland. Bassist Stefan Klug macht sich aus Geldmangel per Anhalter auf in die nahe Operpfalz, um dort ein The Pogues-Konzert zu besuchen. Bis auf die Knochen ist er wohl infiziert vom ihrem schnellen Irish Folk-Punk und sorgt mit dafür, dass auch bei Fiddler’s Green das Gaspedal weiter durchgetreten wird.

„Der Irish Speed-Folk ist nun vollends bei Fiddler’s Green angekommen“, konstatiert Pat Prziwara. Und eh man sich versieht haben die sechs Musiker von Fiddler’s Green 2015 satte 25 Jahre auf dem Buckel. „Ein Großteil des Erfolges ist sicherlich der Tatsache zuzuschreiben, dass die Band nie puristisches oder museales Gehabe an den Tag legte, wenn es darum ging neben den irischen Klängen auch Anderes zuzulassen“, erklärt der Gitarrist, „Ska, Reggae oder Punk - egal, wenn es passte, wurde es integriert.“

Bloß keine übliche Best of-Platte

Tritt die 25 ins Leben, feiern sich andere mit eindimensionalen Best of-Platten. Ganz so einfach wollen es sich Fiddler’s Green nicht machen.

„In ellenlangen Sitzungen haben wir überlegt, wie wir ein solches Jubiläumsjahr denn nun begehen wollen?“ erinnert sich Pat Prziwara, „das Ergebnis war, dass wir auch mit einer Compilation ein Statement abgeben wollen, das zeigt, wo Fiddler’s Green heute stehen.“

Jeder der Musiker macht ein Liste mit den Titeln, von denen er überzeugt ist, dass sie unbedingt auf die Platte müssen.

„Bei einem weiteren Treffen stellt sich dann heraus, dass die Listen nahezu deckungsgleich sind“, blickt Pat Prziwara auf diese Diskussionsphase zurück, „und vor allem, um dem selbst gewählten Anspruch der Aktualität gerecht zu werden, spielen bei der Auswahl die ersten 15 Jahre der Bandgeschichte keine Rolle.“

Die Auswahl steht nun und doch sind die Mitglieder von Fiddler’s Green unzufrieden. Irgendetwas fehlt, um den Spannungsbogen sinnvoll zu gestalten. Doch Fiddler’s Green wären nicht Fiddler’s Green, hätten sie nicht zündende Ideen gehabt.

„Ein Statement, wo wir heute kreativ stehen, hatten wir durch die Titelauswahl ja bereits abgegeben“, gibt Pat Prziwara weiter zu Protokoll, „aber warum packen wir nicht noch welche dazu, die live immer der Brüller sind, aber bisher auf Platte nicht zur Verfügung standen? Und warum blicken wir nicht kreativ ein wenig in die Zukunft?“

Der Problemknoten ist durchschlagen. Fiddler’s Green nehmen mit ´Take Me Back´ und ´Burning The Night´ noch zwei neue, bisher unveröffentlichte Lieder auf. Das allerdings tun sie nicht irgendwo und nicht mit irgendwem, sondern sie reisen in die legendären Principal-Studios nach Senden in der Nähe von Münster.

„Dieser abgelegene Ort bietet keinerlei Ablenkungen, so kannst du in dieser Abgeschiedenheit völlig ruhig und konzentriert an deinen Sachen arbeiten,“ sagt Pat Prziwara, „und die beiden Produzenten Vincent Sorg und Jörg Umbreit sind ja nun auch keine Unbekannten.“

Richtig! Die haben sich bisher als Produzenten unter anderem von Die Toten Hosen, In Extremo oder Donots hervor getan. Was also liegt bei dieser Qualitätsoffensive näher, als die beiden Klassiker ´Rocky Road To Dublin´ und ´25 Blarney Roses´, die bisher nur als Liveaufnahmen erhältlich sind, dort gleich mit neu einzuspielen? Gesagt, getan. Und somit ist der Spannungsbogen auf ´25 Blarney Roses´ rund und unwiderstehlich.

Ehrensache ist natürlich, dass Ende Februar 2015 eine große Fiddler’s Green-Jubiläums-Tournee durch zwölf Städte auf dem Programm steht. „Sagte ich schon, dass wir mit der aufwändigsten Show der bisherigen Bandgeschichte unterwegs ein werden“, fragt Pat Prziwara eher rhetorisch. Aber ist es nicht genau das, was Fiddler’s Green immer getan haben? Nämlich ihren Fans immer ein wenig mehr geboten, als andere. Dabei haben sie immer gleichzeitig zu verstehen gegeben, dass das noch lange nicht alles war, da ist noch mächtig Luft nach oben.

Aktuelles Album: 25 Blarney Roses (Deaf Shepherd Recordings/Indigo)FIDDLER´S GREEN

Foto: Carsten Bunnemann

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