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THE RAIN

Am Tag als der Regen kam

THE RAIN

Sie haben zeitweise in London gelebt und gearbeitet, die drei Musiktiere von The Rain. In der Nebelstadt haben sie sicherlich manchmal im Regen gestanden. Ob der Name jedoch daher rührt, dazu verweigern sie jede Aussage.

Hinter The Rain verbergen sich Lorenz Theuer, Gitarre und Gesang; Carlos Bruck am Bass und Daniel Schröteler am Schlagzeug. Aber in Bezug auf ihre Musik, da sprudeln die Aussagen nur so aus ihnen heraus.

Da reden sie sogar bereitwillig über ihre musikalischen Altlas-ten. Lorenz Theuer erstes Instrument war das Klavier, das von Carlos Bruck die Geige. Gemeinsam durchlebten sie eine Schul-Jazz-Band und auch die Londoner Tage und Nächte. Und als sie zum Jahrtausendwechsel ihre eigene Kapelle gründeten, hatten sie wie einige andere Bands auch ein Schlagzeugerproblem. Da wurden so einige verschlissen, es sollen angeblich sieben gewesen sein. Aber Daniel Schröteler hat es dann gelöst, das Problem. Und gelöst gehen The Rain auch zu Werke.

Musikalisches Skizzenbuch

Ein Skizzenbuch musikalischer Ausprägung ist Teil des Lebens von Lorenz Theuer. Deshalb klemmt es auch ganz sicher unter seinem Arm, wenn er dem Proberaum zustrebt, „die Skizzen haben eher Schwarz-Weiss-Charakter, vielleicht wie dräuende schwarze Regenwolken, die schwer am hell-weißen Himmel hängen. Doch beim gemeinsamen Spielen entstehen kreative Energien, die zu Pinseln werden und die Kompositionen farbig, ja sonnig ausmalen“, verdeutlicht er die Arbeitsweise von The Rain. Und wenn hier überhaupt etwas tropfengleich perlt, dann sind es die Noten, die den The Rain-Klang ausmachen. Einfach so, fließend findet der Song den Weg aus dem Skizzenbuch. Beim Text ergießt sich schon mal ein kalter Schauer über Lorenz Theuer. „Das ist schon richtig harte Arbeit. Aber da ich mich mehr als Sänger, denn als Gitarrist fühle, wird der Text einfach gebraucht“, erklärt Lorenz Theuer seine Buchstabenfindungsprobleme, „und richtig gut soll er ja auch noch sein.“ Das was für gut befunden wird, sind Momentaufnahmen aus Lorenz Theuers Leben. Die Textzeilen, die Lorenz Theuer mit seiner charismatischen Stimme zu Gehör bringt, erzählen von Persönlichem und Persönlichkeiten. Und klar, Liebe und Lüge sind natürlich auch dabei, wie beispielsweise in „Big Lie.“

Sehenswert ist auch das gleichnamige Video, in dem Supermodel Eva Herzigova ihr strahlendes Aussehen kameratauglich voll zum Einsatz zu bringen weiß. Was The Rain so großartig macht, sind die kleinen Hitgeschichten, die das Trio zu erzählen hat. Da kommt beim Hören das berühmte und gleichzeitig seltsam beklemmende Gefühl auf‚ der singt ja meine Geschichte.’ Das bringt die Band so nah ans Publikum.

Freilassung des Songs

Doch wann ist eine solche Geschichte zu Ende erzählt? The Rain haben ein feines Gespür genau dafür entwickelt. Irgendwann, wie nach einem warmen Sommerregen, merken die Jungs, der Song ist ordentlich ins Kraut geschossen, der ist fertig.

„Da muss nichts mehr hin, da muss aber auch nichts mehr weg. Mit diesem Gefühl im Bauch kannst du das Stück dann freigeben für die Bühne oder das Aufnahmestudio,“ ergänzt Carlos Bruck. Elf Songs haben es so auf die neue CD „Involver“ geschafft. Stücke voller Poesie auf der textlichen und voller Scharfkantigkeit und Rauhheit auf der musikalischen Seite und voller Farbe und Glanz auf beiden Seiten. Die Musiknoten wecken jegliche Sehnsüchte. Sie tun dies vielschichtig und vielfältig. Da werden die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen vermessen. Da hat die große Dramatik genauso ihren Platz wie die pure Energie, die Implosion genauso wie die Explosion. Frontmann Lorenz Theuer macht dem Tanzschuh-Fetischisten ein ordentliches Gitarrenfeuerchen unter dieselben. Aber wer lieber die versonnene Denkerpose einnimmt, der kriegt seinen persönlichen Soundtrack auf coolen Groove-Eis mit einem Schuss Melancholie serviert. Und obwohl von Teo Miller produziert, der hatte die Finger bei Placebo oder Blur im Spiel, hat die Londoner Sozialisation hat nicht zur Britpop-Krankheit geführt. Aus London sind sie auch zurückgekehrt, weil es dort extrem schwer ist, aufzufallen. Ob das in Berlin leichter sein wird, dies wird die Zukunft zeigen. Die Richtung des Potentialzeigers der neuen CD „Involver“ geht jedenfalls deutlich nach oben.

Aktuelles Album: Involver (Manta Ray/Groove Attack)

Foto: Jackie Hardt

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