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ROCK-KLASSIKER

Peter Kemper (Hrsg.)

Arte Edition/Reclam Verlag, 34,90 EURO

Der Definition Rockmusik versteht sich weltweit per definitionem aus einem Guß. Ob Japan, Kroatien, Kanada oder Brasilien – wer Rockmusik sagt, spricht vom glei-chen Musikstil. Wenn jemand, als gegenläufiges Beispiel, Volksmusik sagt, dann meint er länderspezifisch immer etwas anderes. Ein neues dreibändiges Werkchen im Schuber versucht sich, speziell an der Definition „Rock-Klassiker“ und wendet sich vordergründig an klassisch geprägte, ergo lebensältere Rockmusikhörer. Im Vorwort von Peter Kemper ist denn auch unverblümt von Fünfzigjährigen und dem Geburts-jahrgang 1950 als Richtschnur für Auswahlkriterien die Rede. Warum aber ein neues Rocklexikon? Kennt man das nicht schon alles? Reichen da nicht Aktualisierungen ähnlich bedruckter Seiten? Offensichtlich wartete die Gemeinde auf die wiederge-kaute Präsentation eines Genres, das Rebellion, Abgrenzung von der Elterngenerati-on, Schockeffekte und Protest im Wappen trägt.

Auf ein neues Altes also: Von AC/DC bis Frank Zappa. Zwischendrin, hört! hört!, Sven Väth, Tortoise, Beastie Boys, Pearl Jam. Und die Prinzen. Ein echter Schenkel-klopfer, der an der Ernsthaftigkeit des Unternehmens zweifeln lässt. Diesen Wind nimmt Kemper aber aus den Segeln: „Die Trennungslinien zwischen Rock und Pop sind in den letzten drei Jahrzehnten mehr und mehr verschwommen.“ Da eindeutige Zuordnungen, wie er schreibt, nicht mehr möglich sind, schafft man sich eben eine eigene Rock-Klassiker-Umgebung. Ziemlich gitarrenlastig, aber nicht nur. Elektro-niker, Hiphopper, Bluesmen und Rock’n’Roller fügen sich ein. Wenn es dem Lexi-kon gelingt, der Nach-Rock-Klassiker-Generation verschärftes Interesse am Alther-gebrachten einzuimpfen, dann, nur dann hat der Aufwand sich gelohnt. Die Alten wissen eh’ Bescheid.

Weitere Infos: › www.reclam.de


Juni 2003
ROCK-KLASSIKER
STEVEN BRUST
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