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ARCHITECTURE IN HELSINKI

Unbeschreiblich (gut)

ARCHITECTURE IN HELSINKI

Da glaubt man, dass man alles schon gehört und gesehen hat, und dann kommt eine Band wie Architecture In Helsinki daher, die alles über den Haufen wirft: Acht australische Multiinstrumentalisten, die mit ihrem zweiten Album „In Case We Die“ wirklich eine Platte aufgenommen haben, die ihnen selbst im Falle eines plötzlichen Ablebens einen Platz auf dem Pop-Olymp sichern würde. Indiepop ist das, was hier vielstimmig und unglaublich euphorisch, lebensbejahend und in jeder Sekunde mitreißend aus den Boxen schallt, nur im weitesten Sinne - dafür sorgen unzählige Tempo- und Stimmungswechsel sowie skurriles Instrumentarium, was zwischen Lo-Fi-Geschrammel, kurzen, augenzwinkernden Klassikanwandlungen und tanzbarem Synth-Pop alles möglich sein lässt.

Als „Chamäleon in der Großraumdisko“ sind Architecture In Helsinki bereits beschrieben worden, und solange in der Zappelhalle eures Vertrauens Belle & Sebastian, Built To Spill oder They Might Be Giants laufen, mag das sogar stimmen. Zwar beschreiben Vergleiche mit den genannten Bands die Musik von AIH nur ausschnitt- bzw. ansatzweise, sind aber allemal legitimer als der unverständlich oft unternommene Versuch, die Australier in eine Schublade mit everybody’s darlings Arcade Fire zu zwängen. Doch der Unwillen des Musiker-Kollektivs von Downunder, sich stilistisch festzulegen, ist eine der größten Pluspunkte der Band, und dies ist auf dem neuen Album sogar noch ausgeprägter als auf dem feinen Erstling „Fingers Crossed“ aus dem Jahre 2002. „Dass ich selbst keine Antwort weiß, wenn mich jemand fragt, wie unsere Band klingt, ist für mich mit das Schönste an dieser Band“, erklärt Tara Shackell im Gespräch mit der Westzeit vor dem letzten Konzert der allerersten AIH-Europatournee im Berliner Bastard. „Wir hören alle unglaublich viel und verschiedenartige Musik, trotzdem gelingt es uns, all diese Einflüsse in unsere eigene Musik einfließen zu lassen.“
Shackell ist vornehmlich für Posaune und Tuba zuständig – nicht unbedingt traditionelle Rock N Roll-Instrumente, oder? „Das ist wohl richtig. Trotzdem ist es nicht so, dass es mir schwer fallen würde, Parts für die einzelnen Songs zu finden. Wir haben die Instrumente ja nicht ausgesucht, um anders zu sein, sondern weil wir glaubten, dass den Songs genau diese Klangfarbe fehlte. Außerdem spiele ich ja auch noch Keyboards oder Percussion, und manchmal singe ich auch. Das Gleiche gilt für die anderen Musiker. Wenn ein bestimmtes Instrument bei einem Song nicht benötigt wird, suchen wir uns einfach eine andere Beschäftigung! Das bewahrt uns dann auch davor, gleichförmig zu klingen.“ Häufig sind die Songs des für seine fulminanten Liveshows berühmten Oktetts deshalb die Ergebnisse glücklicher Zufälle, denn auch wenn Hauptsongschreiber Cameron Bird eine grobe Richtung vorgibt, entfalten die Songs erst ihre wahre Größe, wenn die komplette Band sich ihrer angenommen hat. „Es gibt ohne Frage eine Menge Dinge, mit denen wir uns sozusagen selbst das Leben schwer machen, zum Beispiel bei den Aufnahmen, wenn so viele Leute Ideen einbringen und es oft nicht einfach ist zu entscheiden, was wir beibehalten und was wir verwerfen“, gesteht Shackell, fügt allerdings hinzu: „Genau das macht es allerdings auch interessant. Nur simple Songs zu spielen, wäre doch auch langweilig.“ Vermutlich sind Architecture In Helsinki genau deshalb einfach unbeschreiblich (gut).

Weitere Infos: › www.architectureinhelsinki.com

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