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MAROON 5

Another Girl – Another Record

MAROON 5

Hin und wieder – und leider viel zu selten - taucht im ganzen, unüberschaubaren Wust des Mittelmäßigen eine Band auf, die sich selbst ausgebufftesten Kategorisierungsversuchen entzieht; die aber dennoch (oder vielleicht gerade deshalb) Erfolg hat. Maroon 5 sind so eine Band. Ist das, was die fünf Jungs aus Kalifornien da machen, nun Rock-Soul, Funk-Pop oder Rhythm´n´Rock? Schwer zu sagen, denn aus den angesprochenen Stilen finden sich allerlei Spuren in den 13 Tracks der Debüt CD „Songs About Jane“ wieder. Daß die Jungs bezeichnenderweise ausgerechnet mit ihrer ersten Single, "Harder To Breathe", über das Format-Radio den Durchbruch in den USA schafften, ist vielleicht sogar ein Zeichen für eine neue „Anything Goes“ Mentalität, bei der man einfach keine Schubladen mehr braucht? Wer weiß.

Das mit dem Stil-Mischmasch war übrigens nicht immer so, denn Maroon 5 haben so etwas wie eine Vorgeschichte – und könnten letztlich auch Plan B heißen: Mitte der Neunziger erschien die Scheibe einer hoffnungsvollen jungen Pop-Band namens Kara´s Flowers, für die sich damals aber niemand so richtig interessierte, wie sich James Valentine, der Gitarrist und neben Sänger Adam Levine der kreative Motor von Maroon 5, erinnert. „Als wir damals mit Kara´s Flowers anfingen, waren wir gerade mal 14 Jahre alt“, erzählt er, „wir haben die Band vor genau 10 Jahren gegründet und wir hatten für eine lange Zeit eigentlich gar keine richtige musikalische Identität. Wir waren unerfahrene Kids, die die Beatles mochten und Songs machen wollten, die genau so klangen. Als unsere Scheibe rauskam, fiel diese überall und auf allen Ebenen durch. Wir nahmen also gezwungenermaßen eine Auszeit, lernten unsere Instrumente besser zu spielen und wir hörten jetzt ernsthafter alle möglichen Arten von Musik. Adam hörte sich z.B. eine Menge Stevie Wonder an. Als wir dann wieder begannen, Songs zu schreiben, hatten wir dadurch auch einen anderen, ziemlich einzigartigen Sound. Als wir dann James Carmichael, unseren Keyboarder hinzunahmen, war das der ausschlaggebende Faktor von vorne anzufangen – wozu auch der neue Name gehört.“ Ach ja, der Name: Was soll denn der bedeuten? „Oh, tut mir leid“, weicht James aus, „unglücklicherweise kann ich Dir das nicht sagen, denn wir haben uns geschworen niemals eine Erklärung dafür zu geben. Es mag aber durchaus sein, daß sich jemand was darunter vorstellen könnte...“ 5 Freunde und das Geheimnis der Kastanie also... nun gut. Etwas konkreter werden Maroon 5 dann aber inhaltlich. Sänger Adam Levine dankt in den Liner Notes seiner „Muse“ Jane für die Inspiration für die Songs des Albums. Besagte Jane ist seine Ex-Freundin, über deren Beziehung zu ihm er hier mehr oder minder verbittert reflektiert. „Das geht sogar noch weiter“, räumt James ein, „es ist dies eine Art Dokumentation der kompletten Beziehung. Er schrieb Songs über sie, als er versuchte, sie zurückzugewinnen, während der Zeit, als sie sich trennten und auch noch danach.“ Dazu gibt es noch eine pikante Note: Im aktuellen Video der Band zur zweiten Single, „This Love“, macht Adam vor der Kamera mit seiner aktuellen Freundin rum, die hier quasi ihre Vorgängerin spielt. Die Frage, wie man denn diese heikle Situation in den Griff bekommen habe, umgeht James. „Es ist ausschlaggebend, als Band, Musiker und Menschen ehrlich und aufrichtig zu sein“, erklärt er nämlich, „Videos sind dabei sehr wichtig, weil sie – im Zusammenhang gesehen – das Image einer Band darstellen. Ich schaue mir auch gerne Videos an – wie z.B. gerade die DVD der White Stripes. Videos sind kleine Spielfilme für mich. Deswegen war es auch cool, daß Adam mit seiner Freundin spielte. Sie sind vollkommen natürlich miteinander umgegangen. Leider haben sie sich inzwischen aber schon wieder getrennt.“ Das bedeutet, daß die nächste CD wahrscheinlich Lieder über diese Ex-Freundin enthält, nicht wahr? „Ja“, antwortet James (wobei man allerdings das Schmunzeln mitschwingen hört). Wie wird es denn musikalisch weitergehen? „Wir haben nie darüber nachgedacht, was wir im Studio genau machen wollten. Wir haben auf eine Art begonnen, und sind dann in eine andere Richtung gewechselt. Das macht es einzigartig“, überlegt James, „das Ergebnis ist immer eine Mischung aller Musikstile, die wir lieben. Ich meine, daß jede Art von Musik etwas zu bieten hat, alles findet irgendwo seinen Platz. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß wir irgendwo halt machen würden. Outkast sind übrigens auch ein gutes Beispiel für diesen Ansatz.“ Wie bekommt man denn all diese verschiedenen Ideen unter einen Hut? Hat dabei vielleicht der Produzent, Marc Wallace geholfen? „Ja, das Beste, was er gemacht hat, war uns zu organisieren“, bestätigt James, „er hat uns geholfen, die Struktur der Songs herauszuarbeiten. Es war für uns ja nicht schwierig, das, was wir wollten zu spielen, weil wir wußten, wie es geht. Aber unsere Songs entstehen Stück für Stück – meist mit einer Harmoniefolge, auf der dann alles aufbaut – z.T. auch bei Jam Sessions. Der Rhythmus ist auch wichtig und das will ich in Zukunft auch noch deutlicher betonen. Adam´s Texte kommen immer zum Schluß hinzu – er ist aber zum Glück sehr schnell und effektiv. Aber das Alles zu organisieren ist das Verdienst des Produzenten. Wie wir uns als Band anhören, das verdeutlicht dann der Live Track auf der Scheibe, ´Not Coming Home´, den wir auch aus diesem Grunde mit auf die CD nahmen. Das ist auch einer der ersten neuen Songs, den wir als Maroon 5 geschrieben haben!“ Was ist denn das Wichtigste am Maroon 5 Konzept?. „Das Wichtigste ist die Aufrichtigkeit und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Es muß alles natürlich passieren und auch so klingen“, führt James aus, „wichtig ist auch, daß wir 5 alle gute Freunde sind und das wir trotz unseres Erfolges eigentlich dieselben Typen geblieben sind, die wir damals auch auf der Highschool waren.“ Das heißt Maroon 5 haben den Versuchungen des Business widerstehen können? „Nein“, gibt James zu, „es macht Spaß, sich diesen Versuchungen hinzugeben. Man darf es bloß nicht übertreiben und muß auf dem Teppich bleiben.“

Aktuelles Album: Songs About Jane (BMG)


Weitere Infos: › www.maroon5.com

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