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SPURV LÆRKE

Namen sind Schall und Rauch

SPURV LÆRKE

Das dänisch-amerikanisch-deutsche Kollektiv Spurv Lærke angeführt von Sängerin Kristina Louise Kristoffersen schert sich einen Dreck um Bandnamen. „Die Leute sollen sich mit unserer Musik beschäftigen“, bekräftigt Kristina Louise Kristoffersen ihre Haltung, „und nicht über unseren Namen diskutieren.“ Dabei hat es der Name durchaus in sich. Übersetzt heißt er „Spatz Lerche“ und steht in etwa für solch gegensätzliche Prinzipien, wie die von Yin und Yang. Auch der Album-Titel gibt Rätsel auf, der heißt übersetzt „Am Rande des großen Otters.“ Wenn es um Bandgeschichte oder Hintergrundinformationen geht, gibt es da nicht die berühmten Zettel, die jeder ausgelieferten CD beiliegen. Und steht da nicht alles drin? Im Prinzip ja.

Nicht so bei Spurv Lærke. Da wird mal schnell eine Geschichte erzählt. Und zwar die vom Fahren. Von fahrenden Musikanten auf dem Weg. Trotz des vielen Nebels, der in der Geschichte vorkommt, kommt auch der große Otter vor. Es ist der schlafende Fjord, der entsprechend aussieht, wie er da so im Dunklen liegt.



Das 21. Jahrhundert gehört den

Wikingern

„Interessiert sollen die Leute sein“, erklärt Kristina Louise Kristoffersen ihr ganz spezielles Prinzip des Rührens der Werbetrommel, „neugierig sollen sie sein. Auf unsere Musik.“ Da fällt zum zweiten Mal das große Stichwort. Musik. Natürlich, darum sollte es eigentlich immer gehen, wenn man sich mit einer Band auseinandersetzt. Um Musik. Und nicht um schmückendes Beiwerk. Im Geiste höre ich Kristina Louise Kristoffersen lauthals jubilieren: „Genau. Ganz genau.“

Die Musik von Spurv Lærke kommt leicht und frei daher, wie der Flug von Nils Holgersson auf dem Rücken von Gänserich Martin. Leichtigkeit bedeutet aber nicht oberflächlich oder ohne Tiefgang. Dabei kommen auch die gegensätzlichen Prinzipien zum tragen. So knallt ein fettes Riff durchaus schon mal einen fragilen, bittersüßen Melodie-Porzellanladen. Das geht nicht ohne Elektroscherben ab. Die dann schnell mit New Wave-Leim gekittet werden. Jedem der zwölf Stücke gelingt es am Ende, das Ohr des Hörers sirenengleich zu betören. Die manchmal fast unschuldige, jungmädchenhafte Stimme von Kristina Louise Kristoffersen tut ein Übriges. Drummer Rob Fischer, Gitarrist Niklas Kleber, Bassist Dave Stephens und Keyboarder Malte Horstmann liefern der Stimme ein solides Fundament aus grandiosem, kristallklarem Popgefühl. Beste Voraussetzungen, um sich einem New Order Klassiker vorzunehmen. "Bizarre Love Triangle" ist es. Spurv Lærke legen all ihre Passion in das Lied und schon haftet ihm nichts mehr von einer Kopie, sondern von einem kleinen, feinen ureigenen Spurv Lærke-Kunstwerk an. So lässt der Ausspruch, ganz egal, wer auch immer ihn getan hat, „das 21. Jahrhundert gehört den Wikingern“, ganz prima auf Spurv Lærke anwenden.



Gediegenes Wort

Geschichten erzählen, wie im Beipackzettel, ist schon das Ding der Dänin Kristina Louise Kristoffersen, die für alle Texte verantwortlich ist und sich von zwei starke Künstlerinnen persönlich stark in den Bann hat ziehen lassen:

„Björks 1997er-Album „Homogenic“ und PJ Harveys 2007er „White Chalk“-Platte haben bei mir schon ihre Spuren hinterlassen“, bekennt Kristina Louise Kristoffersen ohne Umschweife, „jetzt nicht in dem Sinne, dass die Spuren in jedem der Spurv Lærke-Stücke nachgewiesen werden könnten. Aber in dem Sinne, wie ich über experimentelles Schreiben heute denke. Und über künstlerische Freiheit.“

Diese durchweht jede Note von Spurv Lærke. Ganz besonders in der Hinsicht, dass sich die Band keiner Szene zugehörig fühlt. Es wäre auch sehr schwierig, sie schubladentechnisch einzusortieren. Darauf ist die Truppe auch mächtig stolz:

„Wenn wir eine Platte machen oder live auf der Bühne stehen, wollen wir nicht, dass die Hörer vergleichen können“, formuliert Kristina Louise Kristoffersen einen verdammt hohen Anspruch, „wir wollen dem Publikum etwas Überraschendes, etwas Neues in die Gehörgänge träufeln.“ Manchmal ist es eben so, dass Bands mit ihren raffinierten und angeschrägten Arrangements ihrer Zeit ein wenig voraus sind und das die Schublade, in die sie passen würden, erst gezimmert werden muss.

Spurv Lærke sind so eine charmante Band.

Aktuelles Album: On The Brink Of The Big Otter (Hazelwood / Indigo)



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