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THE BOXER REBELLION

Glaube versetzt Berge

THE BOXER REBELLION

An sich selber und vor allem in ihre eigene Zukunft als Band mussten The Boxer Rebellion glauben. Ganz fest. „Und zu einer Zeit, als niemand mehr an uns glaubte“, bekräftigt Todd Howe, der Leadgitarrist der Band. Die Zukunft wird schon mal zur Glaubensfrage, wenn die erste Platte wie Blei in den Regalen steht, anschließend der Sänger schwer erkrankt und gleich danach das Label in die Pleite rutscht. Wenn die Band dann noch nach dem Prinzip arbeitet, „wir sind eine absolut demokratische Band. Jeder von uns muss mit jeder getroffenen Entscheidung glücklich sein“, wird das Ganze auch nicht einfacher. Doch das gemeinsame Durchschreiten von Höhen und Tiefen schweißt zusammen. Und macht aus zufälligen Gefährten Freunde fürs Leben. Und am Ende macht Einigkeit verdammt stark.

Der Netzweg

Heilsbringer ist ausgerechnet das vom Musikbusiness so verteufelte Internet. Als The Boxer Rebellion ihr Stück „Evacuate” als frei herumterladbare Single der Woche iTunes zur Verfügung stellen, wird sie binnen einer Woche 560.000 Mal nachgefragt. Das Einstellen bei iTunes geht noch nicht mal auf die Initiative der Band zurück. Ein beinharter Fan und iTunes-Mitarbeiter nimmt über MySpace Kontakt zu The Boxer Rebellion auf.

„All das war weder geplant, noch hatten wir in irgendeiner Weise damit gerechnet“, bekennt Todd Howe, „so entschieden wir uns im Januar 2009 das neue, zweite Album ‚Union’ in Eigenregie, ebenfalls digital, zu veröffentlichen.“

Wieder schlägt die Netzmacht zu. In England genau so, wie in den Staaten.

„Plötzlich standen wir als erste vertragsfreie Band da, welche die TOP 100 der amerikanischen Billboard-Charts geknackt hat“, fährt er fort. Drei Jahre harte, intensive Arbeit voller brutalstem Gegenwind haben sich offensichtlich ausgezahlt. „Wir wollten die Fehler des ersten Labelvertrages nicht alle noch einmal machen“ erzählt Todd Howe die Geschichte weiter, „also haben wir alles selber kontrolliert. Das fühlt sich bis heute gut an.“ Die etablierte Musikindustrie hat mal wieder zu Recht das Nachsehen. Wer jedoch mit Künstlerentwicklung nichts mehr am Hut hat, der darf sich nicht wundern, wenn zum Schluss gute Musik sich Bahn bricht. Und Künstler, wie The Boxer Rebellion, ihren eigenen Weg finden.



Die physische Konsequenz

Dieser Erfolg hat den Weg dazu geebnet, dass das Album „Union“ nun endlich auch physisch veröffentlicht wird. Seit Ende Oktober steht das Album in den Läden. Die Fans, die bis hierher gefolgt sind, erhalten als Belohnung Zugang zu einer Bandseite, von der neben allerlei Schickschnack auch das bisher unveröffentlichte Stück „Murder Ballad“ heruntergeladen werden kann. Manchmal setzt sich am Ende Qualität doch durch. Das ist umso bemerkenswerter, weil die Musik von The Boxer Rebellion nicht wirklich in eine bekannte Schublade passt.

„Wir lassen uns nicht limitieren“, darauf besteht Todd Howe, „das haben in der Vergangenheit nicht getan. Warum sollten wir es jetzt, in Zeiten des kleinen Erfolgs tun.“

Trotzdem Einflüsse gibt es immer und die sind auch bei The Boxer Rebellion hörbar. Wenn auch nur noch als Ahnung einer Spur. „Mein Gitarrenspiel atmet schon die Hinterlassenschaften der frühen U2 und Radiohead“, lässt sich Todd Howe in die Karten gucken. Aber es kommt ja bekanntermaßen darauf an, was daraus gemacht wird. Schon reden wir wieder über Qualität. Stetig vorwärts treibende Nummern mit ordentlich Geschwindigkeit, wie das Eingangsstück „Flashing Red Light Means Go“ bringen das Blut zum wallen. Während das eher ruhig balladeske und von melancholischen Regenbogen überstrahlte „Misplaced“ ein wenig musikalische Kühlung zufächelt. Es gibt dann auch die Stücke, die atmosphärisch zwischendrin liegen, „Soviets“ etwa. Es startet heimlich, still und leise mit der akustischen Gitarre und der klar leuchtenden Stimme des Sängers Nathan Nicholson, hebt dann von jetzt auf gleich in deutlich härtere Sphären ab. Es ist geradezu faszinierend, wie man als Hörer in dieses Stück hineingesogen wird, ohne das man fähig wäre, etwas dagegen zu tun. Einer Band, der dann doch so viel Gutes widerfährt, die darf auch erwartungsvoll die Clubs entern. The Boxer Rebellion tun auch dies und machen dabei Ende November auch in Deutschland Station.

Aktuelles Album: Union (ADA Global)



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