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HOPE SANDOVAL AND THE WARM INVENTIONS

Zum Weinen schön

HOPE SANDOVAL AND THE WARM INVENTIONS

Es gibt sie noch, die Musik, die keine großen Gesten braucht, um dennoch große Gefühle hervorzurufen. Acht Jahre mögen vergangen sein, seit Hope Sandoval And The Warm Inventions mit dem wundervollen Album "Bavarian Fruit Bread" debütierten, sogar 13 Jahre sind ins Land gezogen, seit die scheue Sängerin ihre letzte Platte mit Mazzy Star veröffentlichte. Trotzdem ist es in der Zwischenzeit niemandem gelungen, solch scheinbar der Wirklichkeit entrückte Songs voller Melancholie und Sehnsucht zu schreiben, wie wir sie nun auf dem dieser Tage erscheinenden Album "Through The Devil Softly" finden.

AAnders als beim Erstling, auf dem folkig-fragiler Wohlklang im Mittelpunkt von Hopes Interesse stand, kokettiert die Amerikanerin mit der so unglaublich charismatischen Stimme auf der neuen Platte nicht nur bei "Trouble" stärker mit geheimnisvoll schimmerndem, psychedelisch anmutendem Widerhall. Inspiriert wurde sie dazu nicht zuletzt durch die irische Band Dirt Blue Gene, die Hope und ihren einzigen beständigen Mitstreiter bei den Warm Inventions, My-Bloody-Valentine-Schlagzeuger Colm Ó Cíosóig, auf "Through The Devil Softly" begleitet und auch bei den Anfang November anstehenden drei Deutschland-Konzerten – für die Hope neben Songs aus den Alben auch eine Coverversion des "Courting Blues" von Folk-Legende Bert Jansch verspricht – mit von der Partie sein wird.

Dennoch, am außergewöhnlichsten klingt Hope, wenn sie ihre stets wehmütig klingenden Balladen nicht wirklich singt, sondern eher ins Mikro haucht. Besonders wirkungsvoll tut sie dies bei dem gespenstischen Lo-Fi-Diamanten "Satellite", der das Album beschließt und sich anhört, als sei er im Morgengrauen an einem höchst unwirklichen, von Nebel verhüllten Ort aufgenommen worden – zumindest kann man sich das problemlos einbilden. "Oh, das bildest du dir ganz und gar nicht ein. Dieser Song ist wirklich etwas ganz Besonderes", verrät Hope bei unserem Gespräch.

"Er wurde spät nachts in Grünerlokka, einem Stadtteil von Oslo, aufgenommen. Er klingt, wie er klingt, weil wir kein vernünftiges Aufnahme-Set-up zur Verfügung hatten. Nein, das stimmt eigentlich nicht ganz, aber das Equipment war in einem anderen Raum, und weil es mitten in der Nacht war, benutzten wir ein ganz schlichtes Aufnahmegerät. Eigentlich war geplant, die Nummer später in einem richtigen Studio noch einmal einzuspielen, aber dann stellten wir fest, dass sie bereits perfekt war."

Auch das zerbrechliche Folk-Kleinod "Lady Jessica And Sam" – ein weiteres Highlight auf der an beeindruckenden Stücken wahrlich nicht armen Platte – entstand geradezu spontan in einer einzigen nächtlichen Aufnahmesession und unterstreicht, dass es nicht übertriebener Perfektionismus war, der zu der langen Veröffentlichungspause führte, zumal zeitgleich auch das neue Mazzy-Star-Werk entstand, das nur noch einen Monat von seiner Vollendung entfernt sein soll.

"Es gibt eigentlich keine Songs, die wir wieder und immer wieder aufgenommen haben", sagt Hope über die Entstehung des Albums. "Wir spielen die Stücke ein paarmal, und wenn sie wirklich gut sind, reicht das aus. Wenn du einen Song zwanzigmal aufnehmen musst, stimmt irgendetwas nicht mit ihm!"

Bei den Songs auf "Through The Devil Softly" stimmt dagegen alles. Sie sind eine Gratwanderung zwischen Licht und Schatten, zum Weinen schön.

Aktuelles Album: Through The Devil Softly (Nettwerk/Soulfood)


Weitere Infos: › www.hopesandoval.com Foto: Luz Gallardo


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