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ABWÄRTS

Untergang eines Imperiums

ABWÄRTS

Kaum eine andere Band ist so zählebig und derart von Gerüchten umgeben wie Abwärts. Für die einen sind sie so etwas wie „der göttliche Julius“, für die anderen die Verkörperung von „Beelzebub“, dem Leibhaftigen. Doch für alle scheinen sie irgendwie die Politiker der Punkszene zu sein. Undurchsichtig und nach allen Seiten offen. Effizient und zögerlich. Eigentlich sind sie nett, wären sie nicht so verknotet, sarkastisch, zynisch und lästernd. Natürlich waren sie maßgeblich an die Geschichte der deutschen Undergroundmusik und Punkszene beteiligt.

Entstanden ist Abwärts 1979 in der Hamburger Punkszene. Abwärts schafften es mit Einsatz von moderner Elektronik und klassischen New Wave Gitarren und in der Verbindung mit den aggressiven und subversiven Texten eine ganz eigene energiegeladene Stimmung aufzubauen. 1995 versanken Abwärts dann in die Tiefen ihrer selbst. Nach jahrelanger Abstinenz veröffentlichte die Combo im August 2004 ihr Album „Nuprop“, was laut Eigenaussage für "Neue Propaganda" steht. "Nuprop" ist ein Meilenstein auf dem Weg zu den Wurzeln der Band, zurück zu hartem Punk, Maschinensound und heftigen Gitarrenattacken. Und kein Unbekannter wurde für die richtige Saitenlage verpflichtet. Rodrigo Gonzales, vielen sicherlich auch einfach nur als Rod von den Ärzten bekannt, hat das Album nicht nur in seinem Berliner Studio produziert, sondern auch eigens Hand angelegt. Im Sommer 2006 spielten Abwärts zusammen mit Fehlfarben auf ein paar Festivals. Anfang November startete die teils sehr gut besuchte "Breaking News" Tour, die jedoch wegen Frank Z´s „heftiger Scheißerei“ vorzeitig abgebrochen werden musste. Am 08.06 erscheint ihr taufrisches Album „Rom“ auf Cargo Records. Prägend für ihren neuen Sound sind gehaltvollere Gitarrenarbeit, poppigere Electro-Einsprengsel und deutlich mehr Melodien auf die gesamte Länge der LP. Anlass für ein Kreuzverhör mit Mastermind Frank Z.

28 Jahre und kein bisschen Müde. Welche Rolle spielen Drogen in deinem Leben?

„Eigentlich keine besonders große Rolle. Gehascht habe ich noch nie und Speed war auch nie mein Ding, wenn, dann habe ich ganz selten mal gekokst. Hin und wieder mal einen saufen, aber das bleibt ja nicht aus.“

Ihr habt schon fast alle Plattenlabel durch. Was ist der Grund dafür?

„Bei den Majors hatte es damit zu tun, dass die Leute, die dich gesigned haben, immer schnell weg sind. Da ist einfach eine hohe Fluktuation. Du hast irgendwie nach zwei Jahren einfach keinen Ansprechpartner mehr. Und weil schlicht und einfach die Verkaufzahlen nicht hoch genug waren.“

„Rom“ lautet die Aufschrift eures aktuellen Albums. Was ist der Anlass für diesen Titel?

„´Rom´ steht im Text für die Entwicklung von einem Imperium. Wenn du dir die historischen Backings mal so anschaust, ist das vergleichbar mit Amerika. Für mich ist das ein Inbegriff für diese Imperialpolitik, so wie die Amerikaner sie seit dem ersten Weltkrieg zelebrieren. Und es ist absehbar, dass das ganze System bald in sich zusammenbricht.“

Bist du ein Romantiker?

„Wie du merkst. Dies macht sich hauptsächlich an die Auswahl der Themen bemerkbar.“

Rudi Schurike hat ´47 mit seinem Song „Caprifischer“ eine kleine Mittelmeerinsel weltweit zum Inbegriff von Romantik gemacht. Ihr hingegen erodiert bzw. zerklüftet in „Caprifishin´“ diesen Auswuchs von Schwärmerei. Why?

„(Frankie Boy lacht) Kann ich dir eigentlich auch nicht sagen. Ich find das Ergebnis ganz witzig. Die Nummer haben wir 1980 schon gecovert und ich hatte immer mal Bock, das Ding mit einem modernen Knallersound aufzunehmen.“

Eure erste Single „Computerstaat“ aus dem Jahre 1980, zu den damaligen Zeiten von RAF- und Terrorhysterie hochaktuell. Komisch, heute fast so wie früher. Wie findest du, dass Horst Köhler Christian Klars Gnadengesuch abgelehnt hat?

„Das ist ein komplexes Thema. Aber aus der Sicht des Bundespräsidenten ist das eine logische Handlung. Je nach Sichtweise sind die Aktionen der RAF ja auch erklär- und nachvollziehbar. Aber andererseits haben die sich auch auf eine derart radikale Art und Weise mit dem Staat angelehnt, dass sie entweder abgeknallt werden oder solange wie möglich im Knast bleiben. Ich würde mich aber an der Stelle von den Jungs ärgern, dass die auf ihr RAF-Logo niemals ein Copyright haben machen lassen. Die hätten doch richtig Kohle mit dem Ding gemacht.“

Aktuelles Album: Rom (Cargo Records)



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