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THE THERMALS

Denn sie wissen nicht, was sie tun...

THE THERMALS

Als diese Band im letzten Winter durch Europa tingelte schreckte der Underground auf - was für eine wilde Punk‘n‘Roll-Mixtur da diesem stinknormal aussehenden Trio aus Mittzwanziger-Nerds entfleucht! Kürzlich erschien dann auch noch mit „Fuckin A“ ihr zweites Album, nicht mehr so LoFi wie das Debüt aber immer noch schockig genug, um ordinäre Hörgewohnheiten mit einem Augenzwinkern umzukrempeln. People call it „noFi“. Die Band selbst lieber „midFi“. Geht das gut?

Das geht sehr gut! Nehmen wir den aktuellen Longplayer und es ist tatsächlich, wie der wie hingerotzt wirkende umgangssprachliche Titel vermitteln möchte, alles in Ordnung. Doch zurück zu den Anfängen. Im Keller von Sänger/Gitarrist Hutch Harris aufgenommen kosteten die Aufnahmen für „More Parts Per Million“ gerade mal 6 Dollar, denn die einzigen Aufwände waren 6 Tapes für den alten, dreckigen Mehrspurrekorder - danach entstanden nur noch Kosten für Mix und Mastering. Eigentlich hört es sich fast noch nach weniger Kohle an und man darf gerne darüber streiten, ob die zu Grunde liegende Methodik nun genial oder rein funktionell zu nennen ist. Faktisch ist es wohl eine Mischung aus beidem.Wie dem auch sei, das Ergebnis konnte sich trotzdem oder halt gerade deshalb hören lassen und zog seine Kreise. Auch in Europa. In Holland widmete man ihnen gar eine TV-Dokumentation und lobte den Sound in den Himmel. Doch wie klingt das? Sehr häufig hört man Guided By Voices als Referenz, manchmal auch Mountain Goats. Sicher ist da was dran, doch The Breeders kommen vielleicht auf gewisse Weise des Pudels Kern näher. Ein Vergleich ist das freilich nicht, eher eine Überschneidung von Herangehensweisen oder Spirit. Es klingt kindlich verspielt, wie selbstgemachter Punkrock-Pudding ohne Kochen, unprätentiös, direkt, ziel- und grenzenlos.THE THERMALSDie musikalischen Mittel der Thermals sind indes recht einfach gestrickt: 3 Akkorde, viel Distortion, wie wild gedroschene Drums - fertig ist der Cocktail für eine Generation, die noch keinen Namen hat, keine Richtung, keine Idee, warum sie etwas Neues sein sollte. Nicht weniger. Und eben auch nicht mehr. In sich verkörpern Hutch, Bassistin Kathy Foster und Schlagzeuger Jordan Hudson die perfekte Rebellion gegen alles und nichts zur gleichen Zeit. Und alles passt. Keine sechs Shows waren gespielt, da lief den Sub Pop-A&R‘s schon der Sabber die verdutzten Gesichter hinab. The Thermals - ein einziges Phänomen? Gedankenschwanger zerbricht man sich die Köpfe über ungelegte Eier, bevor man selbst merkt, wie banal doch die Antwort sein kann: Da ist nichts. Nichts, was Angriffsfläche bietet, nichts, was nicht schon mal dagewesen ist. Und doch ist die Arbeit der Thermals als Band extraordinär. Vielerortens unterhält man sich mehr über den Sound dieser Band als über ihre Songs. Als ob niemand ahnen könnte, dass das Debüt eigentlich nur aus Demos besteht. Es schmerzt, mit ansehen zu müssen, wie viele Combos fein säuberlich gebügelt und getrimmt werden, damit sie ja Normierungen untergeordnet werden können. Und es schmerzt noch mehr, herauszufinden, dass fast ebenso viele Bands selbst darauf hinarbeiten. Für‘s verflixte zweite Werk zogen Kathy, Hutch und Jordan in ein Studio - das tun zwar viele, aber niemand macht sich dabei wohl so wenige Gedanken wie diese drei. Denn im Gepäck hatten sie ausser ihren staubigen Amps und ausgerockten Instrumenten wohl nur eins: eine vage Vorstellung, was sie denn dort zu veranstalten haben. Und Lust. Ganz viel Lust.
Aktuelles Album: Fuckin A (Sub Pop/Cargo)

Weitere Infos: › www.thethermals.com

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