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SIOEN

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SIOEN

Dass Rock- und Popmusik in Belgien eine ausgesprochene Herzensangelegenheit ist, wissen wir spätestens seit so hochqualitativen Exporten wie dEUS, Zita Swoon, Das Pop, coem oder Soulwax. Mit Philip Sioen (gesprochen: sijun) greift nun ein junger Mann fast im Alleingang nach den Sternen des Pop-Himmel, allerdings eher aus der Singer/Songwriter-Richtung. Mit seidenweicher Stimme und beseeltem Piano bewaffnet konnte sein Debüt „See You Naked“ in BeNeLux schon über 10.000 Freunde finden. Gut möglich, dass es hierzulande bald auch so ist.

Alleine ist der 24-jährige auf seinem Album allerdings nicht ganz, inzwischen ist das Projekt Sioen zum Bandgefüge herangewachsen.

„Anfangs habe ich alleine auf dem Piano komponiert und das auch so vorgetragen, als es aber darum ging, ein Album aufzunehmen, entschied ich mich für eine Band, die aus einem Schlagzeuger, Bassisten, Gitarristen, Geiger und eben mir bestand. Es war interessant zu sehen, wie viel Farbe und vor allem Fülle diese Instrumente den Songs hinzufügten.“

Die feinen Dynamiken innerhalb der einzelnen Songs geben dem jungen Mann aus Gent Recht, auch, wenn man sich die Songs zum Teil sehr gut in abgespeckter Version vorstellen kann. Das Prinzip des „weniger-ist-mehr“ könnte durchaus auch hier greifen.

„Manchmal haben wir uns in der Tat zurückgehalten, weil der Song einfach nicht mehr derselbe war, wenn wir ihn mit zu vielen Facetten belegt hatten. Es gibt Parts, die einfach nicht mehr erwarten lassen, darum haben wir sie lieber spartanischer ausgefüllt.“

Und wenn sie im Bandkontext ausgefüllt werden, dann doch eher mit ungewöhnlichen Mitteln, sprich: klassische Instrumente wie Streicher, Akkordeon und Flöte. Das synthetischste Instrument ist da noch ein Fender Rhodes.

„Es ist ja nicht so, als hätten die Songs in ihrer Urfassung mit nur Piano und Stimme nicht funktioniert. Ich mag den organischen Klang einer Violine und eines Schlagzeugs, all das ist viel wärmer als effektgeschwängerte Sounds. Nicht, dass ich dem für die Zukunft abgeneigt wäre, aber es muss halt im Einklang mit dem Song geschehen. Das Gefühl dafür variiert von Stück zu Stück, man muss aber auch im Hinterkopf behalten, es nicht unbedingt immer auf die Spitze zu treiben.“

Der Track „Boom!“ trägt in seinem schwebenden Drum‘n‘ Bass-Outfit diesem Gedanken Rechnung.

„Hierbei war die Idee, Klänge zu integrieren, die das Thema des Songs unterstreichen. Es geht um einen muskelbepackten Macho-Typ, der viel über dicke Autos weiß, aber nichts über das Leben an sich und etwaige Werte. Der Song fühlt sich leicht an, hat aber doch Ecken und Kanten.“

Der Rest des Albums wandelt dann doch eher zwischen klassischem Chanson und fein inszeniertem Lovesong. Darunter Lovesongs, die diesen Namen völlig zu Recht tragen und manchmal verdammt nahe an der ureigenen Perfektion kratzen. Eine Passion oder eher der Lauf der Dinge?

„Die Liebe ist ein täglich frisches Thema, dass ich auch gerne für mich persönlich behandle. Den besten Lovesong überhaupt zu schreiben, ist allerdings nicht mein Ziel, das haben die Beatles alles schon vor mir erledigt.“

Aktuelles Album: See You Naked (Keremos/Music Marketing Services/Alive)


Weitere Infos: › www.sioen.net

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