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BLACK LIPS

Garagen-Cowboys

BLACK LIPS

Mit ihrem trashig lärmenden Lo-Fi-Punk´n´Rock traten Black Lips nie auf der Stelle, doch am wohlsten fühlte sich die durch ihre exzentrisch wilden Livekonzerte legendär gewordene Chaotentruppe aus Atlanta, Georgia, stets in der Garage, aus der sie einst gekrochen kam. Auf ihrem inzwischen neunten Album, ´Black Lips Sing In A World That´s Falling Apart´, entdecken Jared Swilley, Cole Alexander und Co. nun allerdings ihr Herz für rumpelnden Spelunken-Country-Rock – und machen auch als augenzwinkernde Outlaw-Cowboys eine prima Figur.

Zwanzig Jahre gibt es die Black Lips inzwischen, doch auch wenn der Erfolg der Band die Musiker in den letzten zwei Jahrzehnten aus der Gosse ins Scheinwerferlicht der großen und ganz großen Bühnen katapultiert hat, sieht Bassist und Tonangeber Jared Swilley keinen großen Unterschied zu den frühen Tagen. Selbst die Langlebigkeit seiner Band ist für ihn keine große Überraschung.

„Wenn ich ehrlich bin, hatte ich eigentlich von Anfang an vor, für den Rest meines Lebens Musik zu machen“, verrät er, als wir ihn am Veröffentlichungstag der neuen LP auf dem Weg zu einer Show in Miami erwischen. Trotzdem gab es natürlich besondere Momente, in denen Swilley bewusst wurde, dass die Black Lips tatsächlich zu einer echten Lebensaufgabe werden könnten.

„Ich erinnere mich, dass wir eines Tages von einer Tournee zurückkehrten und mein Boss mich fragte, ob er mich für ein paar Schichten eintragen sollte“, erzählt er. „Ich stellte fest, dass wir mit der Tour genug Geld zum Leben verdient hatten, und konnte ihm sagen: ´Nee, Danke, nicht nötig.´ Das war natürlich eine große Sache!“

Gar keine große Sache ist für Swilley dagegen die klangliche Kurskorrektur auf der neuen Platte. Denn auch wenn die Black Lips auf dem neuen Werk mit viel Ironie genau die Pedal-Steel-seligen Country-Rock-Elemente in den Vordergrund rücken, die zuvor bestenfalls tief in ihren Songs verbuddelt waren, bleiben sie im Herzen immer noch die aufwieglerischen Rabauken, die sie schon immer waren – oder wie Alexander in der vorab schon als Single veröffentlichten Nummer ´Gentleman´ so treffend singt: „This old middle finger has grown fat and tired from flicking the bird“. Als die in vielen Rezensionen des neuen Albums bereits beschworene Neuerfindung seiner Band sieht Swilley folglich nicht.

„Das war einfach die Art Songs, die wir geschrieben haben“, sagt er mit einem Schulterzucken. „Es fühlte sich richtig an. Als wie bemerkten, dass die neuen Songs in eine etwas andere Richtung gingen, hat uns das für die weitere Arbeit den Weg gewiesen.“

Wie schon bei den beiden Vorgängeralben drehte sich auch dieses Mal wieder das Besetzungskarussell: Gitarrist Jeff Clarke trat an die Stelle von Jack Hines, nachdem Oakley Munson beim Vorgängeralbum bereits Drummer und Gründungsmitglied Joe Bradley abgelöst hatte. Was kann man eigentlich tun, um nach so vielen Jahren neue Musiker in der Band willkommen zu heißen?

„Wir heißen sie nicht willkommen“, erwidert Swilley lachend. „Wir machen es ihnen anfangs so schwer wie möglich, damit sie sich nicht sicher fühlen können, und sorgen dafür, dass sie immer mit offenen Augen schlafen müssen. Das nennt man Schikane! Wenn sie das aushalten können, wissen wir, dass sie zu uns passen!“

Der Albumtitel ´Black Lips Sing In A World That´s Falling Apart´ klingt derweil schwer nach politischem Statement, doch in die Reihe der Pessimisten, die die Welt mit Donald Trump als US-Präsidenten kurz vor dem Zusammenbruch sehen, will sich Swilley nicht einreihen.

„Ich finde, die Welt ist ziemlich großartig. Daran kann ein einziger Mann nichts ändern“, ist er überzeugt. „Denk doch nur mal an die Zeit, als die Dinosaurier auf der Erde lebten und alles durch einen Meteoriten zerstört wurde. Damals ist die Welt buchstäblich auseinandergefallen. Da sind wir heute doch richtig gut dran!“

Aktuelles Album: Black Lips Sing In A World That´s Falling Apart (Fire Records/Cargo)


Weitere Infos: black-lips.com Foto: Dani Pujalte

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