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SWEARIN´

Einmal DIY, immer DIY

SWEARIN´

In der viel geliebten Underground-Punk-Band P.S. Eliot machten die beiden ursprünglich aus Alabama stammenden Zwillinge Katie und Allison Crutchfield noch gemeinsame Sache. Inzwischen wirbeln sie lieber getrennt voneinander Staub auf. Katie als Solistin unter dem Pseudonym Waxahatchee, Allison gemeinsam mit Gitarrist und Sänger Kyle Gilbride, Bassist Keith Spencer und Schlagzeuger Jeff Bolt als Swearin´. Dieser Tage veröffentlicht das britische Renommier-Label Wichita Recordings zeitgleich die ersten beiden Platten der vier, "Swearin´" und "Surfing Strange".

Dass P.S. Eliot vor zwei Jahren das Zeitliche segneten, lag laut Katie nicht zuletzt daran, dass sie als alleinige Songschreiberin der Band die Ambitionen ihrer Schwester, mehr sein zu wollen als nur die Schlagzeugerin, unterschätzt hatte.

“Ich denke, dass ich schon immer Songs schreiben, aber nicht unbedingt Gitarre spielen wollte”, erwidert Allison darauf angesprochen, als wir Swearin´ Anfang Oktober vor ihrem Konzert im Hamburger Molotow treffen. “Ich habe mit 14 begonnen, Schlagzeug zu spielen, weil wir eine Band gründen wollten und keine Drummer kannten. Als ich dann älter wurde, bekam ich eine Gitarre und fing an, selbst Songs zu schreiben.”

Der Grundstein für Swearin´ war gelegt.

Ein Unterschied zwischen den beiden Zwillingen fällt sofort ins Auge: Während Katie mit dem Folk-umwehten Waxahatchee-Debüt ´American Weekend´ praktisch vor dem herrlich rabiaten Sound ihrer alten Band davonlief, entfernte sich Allison mit dem selbstbetitelten Swearin´-Debüt nur schleichend von P.S. Eliot. Erst mit ´Surfing Strange´ beginnt das Quartett jetzt, sich musikalisch mehr zu öffnen und über den Tellerrand des energischen Pop-Punk zu blicken.

“Wenn du dir all die Bands anhörst, in denen wir vor Swearin´ gespielt haben, dann wirst du feststellen, dass sie allesamt so ähnlich wie unsere erste Platte klangen", erklärt Jeff. " Für uns war es einfach natürlich, mit unserem Erstling soundtechnisch dort anzuknüpfen. Jetzt, wo wir uns etwas länger kennen und nicht nur beim Musikmachen gerne zusammen sind, fühlen wir uns einfach wohler dabei, auch mal etwas in die Runde zu werfen, das in eine andere Richtung geht, und einfach mal zu sagen: ´Hey, wie wär´s denn damit?´”

Die Öffnung für Neues geschah zumindest bei Kyle auf durchaus ungewöhnliche Art und Weise.

“Ich beschäftige mich gerne mit Musik, die ich nicht mag, um zu sehen, ob ich nicht doch etwas für mich daraus ziehen kann”, verrät er. “Manche Platten hasse ich im ersten Moment, aber nachdem ich sie ein paar Mal gehört habe, fallen mir die Dinge, an denen ich mich anfangs gestört habe, weniger und weniger auf und ich denke: ´Hey, gar nicht mal so schlecht!´”

Auf ´Surfing Strange´ unterstreichen die Texte zwar, dass Swearin´ auch weiterhin eine Menge Wut im Bauch haben, musikalisch kommen sie aber bisweilen weniger halsbrecherisch als auf dem Erstling daher. Vieles deutet eher in Richtung 90er-Jahre-Indierock im Allgemeinen und Grunge im Speziellen. Allerdings bleibt auch Raum für ein paar (semi-)akustische Momente und eine Lo-Fi-Nummer, die fast so klingt, als würden Guided By Voices die Beatles covern. Ein Versuch, mehr Hörer zu erreichen, ist die Kurskorrektur allerdings nicht.

“Natürlich haben wir persönliche und kreative Ambitionen”, sagt Kyle, “aber was das Geschäft angeht…”

Er schüttelt vehement den Kopf. Nein, auf kommerzielle Erfolge ist die inzwischen in New York und Philadelphia heimische Band nicht aus. Dafür sind Swearin´ viel zu sehr dem DIY-Ethos verpflichtet.

“Ja, das ist uns nach wie vor wichtig”, bestätigt Kyle. “Wir stellen all unser Merchandise selbst zu Hause her, nehmen unsere Platten daheim auf, mixen und mastern sie in Eigenregie. Dass wir unsere erste Tour hier in Europa von einem Bookingagenten haben buchen lassen, liegt lediglich daran, dass wir hier bislang niemanden kennen. Sobald sich das ändert, kann ich mir durchaus vorstellen, auch in Europa die Konzertbuchungen selbst in die Hand zu nehmen.”

Er hält inne und lacht.

“Anders gesagt: DIY war ein großer Teil von dem, was wir sind, ist es noch und wird es auch immer bleiben!”

Aktuelle Alben: Swearin´ / Surfing Strange (Wichita / PIAS / Rough Trade)


Weitere Infos: swearinnyc.tumblr.com/ Foto: Lance Nelson

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