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DOLORES O´RIORDAN

Ohne Ballaststoffe

DOLORES O´RIORDAN

Ein klassisches Burn-Out leistete sich Dolores O'Riordan, als sie 2003 die Cranberries auf Eis legte, um ihre Schwiegermutter zu pflegen. Doch trotz eines ausgefüllten Familienlebens mit Gatte Don Burton und den Kindern zog es sie dann - zunächst allmählich und seit 2007, mit dem Solo-Album "Are You Listening", offensichtlich wieder regelmäßig – zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Nur unter eigener Regie und eben nicht mit dem Druck und dem Stress, den ein Leben als Rockstar nun mal mit sich bringt. Insofern ist Dolores gegenwärtig auch sicher nicht böse, wenn bei der Erwähnung ihres Namens auch mal ein erstauntes "die gibt's noch?" im Raume steht.

"Ich gebe heutzutage keinen Rattenarsch mehr darum, berühmt zu sein", erklärt sie ihren Status, "das kannst Du mir glauben. Ich gebe nichts mehr darum, was andere von mir denken. Über diesen Punkt bin ich hinaus. Und zwar deswegen, weil ich irgendwann festgestellt habe, dass es viele Leute gibt, die die gleichen Gedanken, Ängste, Sorgen und Nöte habe wie ich. Wenn man sich selbst akzeptiert und alles gelassener sieht, dann wirkt sich das auch auf die Umgebung aus. Man wird dann zufriedener und glücklicher."

Ist das auch das Thema des neuen Albums "No Baggage"? Das könnte ja entweder bedeuten, dass man ohne Ballast unterwegs ist oder aber einfach weiter nichts braucht.

"Das ist eher letzteres", erklärt Dolores, "ich habe darüber nachgedacht, dass ich früher eben mit zu viel Ballast herumgereist bin, dass ich zu viel gegrübelt habe, dass ich zu viel an mir gezweifelt habe. Dann wurde mir irgendwann klar, dass das Leben so etwas wie ein Kreislauf ist – sowohl was die Generationen betrifft, wie auch die Lebensläufe – und das ich ein Teil desselben bin. Und dann wurde mit auch klar, dass ich all diese Zweifel und diese Rücksichtnahmen auf Andere nicht brauche, und dass ich mich so akzeptieren könne, wie ich bin – mit allen Einschränkungen und Fehlern. Und diese Erkenntnis hat mir geholfen, zufriedener zu werden. Das ist damit gemeint.“

Und darum geht es auch in den neuen Songs, nicht?

"Ja – aber vor allen Dingen geht es darum, diese Erkenntnis auch anderen mitzuteilen und nahezubringen, wie positiv das ist. Die neuen Songs sind in diesem Sinne persönlicher geworden als solche, die ich bislang schrieb. Das liegt übrigens auch auch daran, dass ich die Songs auf eine mir neue Art schrieb – nämlich indem ich Gedanken aus meinem Unterbewusstsein und Gespräche mit mir selber aufschrieb. Ich finde es wichtig, immer auch etwas Neues zu versuchen."

Das alles wirkt sich auch musikalisch aus: Das neue Material ist ziemlich geradlinig geraten und geradezu von heiterer Gelassenheit geprägt.

„Man muss nur machen, was man für richtig hält und darf sich nicht beirren lassen“, führt Dolores das aus, „in dem Fall, bei diesem Album dachte ich mir, dass weniger eben mehr sei. Das hat jetzt nichts mit Mut oder Kalkül zu tun, sondern passte einfach zu der Situation. Ich denke auch, dass die Fans das verstehen werden. Und wenn wir dann auf Tour kommen, denke ich auch, dass es wieder richtig rockig wird, mit vielen Gitarren, sonst aber sehr reduziert.“

Es ist unter dem Strich dann aber doch wieder ein typisches O'Riordan-Album geworden – was nicht zuletzt an Dolores charakteristischer Stimme und der zum Trademark gewordenen Art, die Songs mit betonenden Kieksern und Schlenkern vorzutragen liegen mag. Was die Zukunft bringt, wird sich zeigen. Zunächst ist eine Tour für die neue CD angesetzt, dann wird Dolores sich als Schauspielerin versuchen und eine Re-Union der Cranberries ist auch nicht ausgeschlossen.

"Ich sage sowieso niemals nie", bringt es Dolores abschließend auf den Punkt.

Aktuelles Album: No Baggage (Cooking Vinyl / Indigo)



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