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CALIBAN

Kein Diskurs, nur Musik

CALIBAN

Musik, Musik, Musik. So sind sie die Künstler. Mal ein wenig über die trivialen Nebensächlichkeiten des Lebens philosophieren? Nicht mit Sänger Andy (Andreas Dörner) und Gitarrist Marc Görtz. Das einzige artfremde Detail, das sie verraten, ist die Marke ihrer Spielekonsole. Okay, und ihre Sternzeichen. Aber das passt schon wieder zum Thema. Mit ´Elements´ erscheint das mittlerweile elfte Album der Band. Und so weit hätten es Caliban, die bereits 1997 in Hattingen starteten, nie gebracht, würden sie nicht äußerst gewissenhaft ihre Ziele verfolgen.

Was die Metalcore-Combo außerdem prägt, ist der stete Drang, sich weiterzuentwickeln. Auf ´Elements´ haben sie bewusst brachiale Grobheiten und sanftere melodische Parts so hochgezüchtet und verdichtet, dass die Hörer gar nicht wissen, ob sie schnell noch irgendwo draufhauen oder sich schon aufgewühlt in Embryohaltung auf den Boden werfen sollen, um das Gefühlschaos zu kompensieren. Doch genug davon. Zeit für Sachlichkeit: Andy und Marc, legt mal los.

Eure neue Platte heißt ´Elements´. Was sind eure Sternzeichen? Natürlich ist das keine Wissenschaft, aber würdet ihr sagen, euer ´Element´ passt zu eurem Wesen?

Marc: “Ich weiß nicht so recht, ich bin Skorpion und es wird mit immer gesagt, dass es zu 100% passt. Ich kenne mich damit aber null aus (lacht)!”

Andy: “Ich bin ein Krebs und gehöre somit ich zum Element des Wassers. Ich denke, man kann sich in jedem Element wiederfinden und sich das Beste raussuchen, aber im Großen und Ganzen kommt das schon hin.”

Was war euer konkretes Ziel für das neue Album?

Marc: “Generell sollte das Album abwechslungsreicher werden, extremer, egal ob es um die heavy oder melodischen Parts geht. Beides war uns wichtig. Das versuchen wir von Album zu Album mehr auszubauen.”

Andy: “Für mich war es und ist es immer Ziel, mich selbst weiterzuentwickeln und an meinen Fähigkeiten zu arbeiten, neues zu versuchen und bis an meine Grenzen zu gehen.”

Welche Einflüsse waren aus kreativer Sicht am stärksten?

Marc: “Ich versuche nicht viel andere Musik zu hören, da man so was schnell in die eigene Arbeit einfließen lässt. Ich lenke mich eigentlich recht viel mit meiner Playstation 4 ab, um den Kopf frei zu bekommen (lacht). Das hilft mir wirklich. Mal gar nicht drüber nachzudenken und plötzlich die zündende Idee zu haben.”

Andy: “Textlich gesehen verarbeitet man ja meist irgendwelche Gedanken und Probleme, die man in sich trägt, bewusst oder unbewusst. Von daher ist der stärkste Einfluss bei mir immer das Leben selbst.”

Was habt ihr diesmal im Arbeitsprozess geändert?

Marc: “Eigentlich gab es keine Änderungen, nur dass Andy ja diesmal alle Gesänge komplett alleine gemacht hat. Einiges war für ihn diesbezüglich Neuland und deswegen haben wir einen Vocal-Coach mit ins Boot geholt.”

Was ist euer größter Ansporn, immer weiter zu machen?

Marc: “Einerseits bin ich jemand, der immer kreativ sein möchte und könnte es alleine deswegen schon nicht lassen. Andererseits, auf die Band selbst bezogen, sind es wahrscheinlich am meisten die Konzerte, die man spielt. Es ist toll, zu sehen, was unsere Musik anderen Leuten bedeutet.”

Wie haltet ihr die Kreativität am Laufen?

Marc: “Ich für meinen Teil habe ein Tonstudio, in dem ich auch mit anderen Bands kreativ zusammenarbeite. Von daher reißt der kreativen Fluss bei mir generell gar nicht erst ab.”

Wie haben sich eure Hörer entwickelt? Was hat sich über die Jahre geändert?

Marc: “Unsere Hörer mischen sich immer mehr von Genre zu Genre. Das zeichnet sich aber schon seit vielen Jahren ab. Auch die Altersspanne wird größer. Es kommen jüngere Leute zu unseren Konzerten als früher, aber auch ältere sind dabei.”

Auf einer Wichtigkeits-Skala, wie weit oben steht die Band für euch?

Marc: “Generell gesprochen ist für mich nichts viel wichtiger, als Musik zu machen. Ansonsten ist das sehr schwer zu sagen und bestimmt auch für jeden anders. Es gibt viele wichtige Dinge im Leben. Ich habe mir aber nie über bestimmte Prioritäten Gedanken gemacht.”

An welchem Punkt hättet ihr fast mal hingeschmissen?

Marc: “Ich glaube, diese Momente gibt es immer mal, wenn eine Band viele Jahre besteht und man mit den gleichen Leuten über lange Zeit rumhängt. Ich kann mich aber im Moment an keine genaue Situation erinnern.”

In welcher Situation hat euch die Einstellung "Fake it till you make it" schon mal geholfen?

Marc: “Ganz klar und eindeutig: Noch nie! Und ich hasse nichts mehr, als Leute, die sich verstellen, um irgendetwas zu erreichen! Egal um was es geht.”

Andy: “Klar kann man sich verstellen, um irgendetwas zu erreichen. Das funktioniert vielleicht auch für eine gewisse Zeit. Aber am Ende hat nur Ehrlichkeit Bestand.”

Wessen Meinung ist euch am wichtigsten?

Andy: “Das ist ganz egoistisch unsere eigene Meinung. Wir schreiben die Musik und uns muss das, was wir machen, in erster Linie gefallen. Nur so können wir auch Spaß daran haben. Wir verbiegen uns für niemanden. Wenn das Ergebnis unseren Fans gefällt, ist das natürlich ein schönes Lob und wir sind auch offen für Kritik, so lange sie konstruktiv ist. In Anfangszeiten war ich nicht wirklich kritikfähig und habe vieles persönlich genommen. Aber mittlerweile stehe ich da drüber.”

Was bedeutet Meinungsfreiheit für euch? Ab welchem Punkt würdet ihr jemandem aber den Mund verbieten und warum?

Andy: “Meinungsfreiheit ist ein großes Gut in unserer Gesellschaft und das ist auch gut so. Allerdings würde man der rechten Szene gern den Mund verbieten.”

Eine Sache, die euch optimistisch stimmt?

Andy: “Dadurch, dass Musik mittlerweile so viele Facetten hat und so viele Genres Hand in Hand gehen, blicke ich optimistisch auf die gesamte Musikszene.”

An welchem Punkt habt ihr gemerkt, dass ihr erwachsen seid und es diesbezüglich keine Ausreden mehr gibt?

Andy: “Auf diesen Punkt warte ich noch immer (lacht).”

Worum beneidet ihr die Jugend von heute nicht?

Andy: “Ich glaube, dass der Leistungsdruck heutzutage größer ist, zumindest was Schulqualifikationen und so etwas angeht. Ich denke, das war früher alles etwas entspannter, auch wenn es sich in dem Moment nicht so angefühlt hatte.”

Woran glaubt ihr aus ganzem Herzen?

Andy: “Dass Musik und Kunst im Allgemeinen etwas verändern, Hoffnung geben kann und Wege weist.”

Für welche anderen kreativen Bereiche könnt ihr euch richtig begeistern?

Andy: “Neben der Musik bin ich großer Fan der filmischen Kunst und ich mag Comics. Ich beneide Leute, die malen können, sehr. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich mich groß in diesem Bereich auskenne.”

Welchen Pop-Song würdet ihr als erstes beim Karaoke aussuchen und darbieten?

Andy: “DAS wird in diesem Leben nicht mehr passieren.”

Welchen Hit hättet ihr selbst gern geschrieben?

Andy: “Last Christmas (lacht).”

Was sind deine aktuellen musikalischen Favoriten? Welche (Newcomer) Bands würdet ihr empfehlen?

Andy: “Was ich immer gern höre: LetLive. Und jetzt das neue Projekt The Fever 333, Biffy Clyro, Thrice, Korn, Underoath, Architects, BMTH. Newcomer: Alazka, Polaris, TTRAW, Fjört, Vitja, obwohl das auch keine wirklichen Newcomer mehr sind (lacht).”

Aktuelles Album: Elements (Century Media) VÖ: 05.04.

Foto: Christian Ripkens

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