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TAPROOT

Zeitspiel

TAPROOT

Knapp eineinhalb Jahre nach dem achtbaren Debut „Gift“ schenken uns die Herren aus Michigan den äusserst konsequenten Nachfolger „Welcome“, der nicht zuletzt durch die zahlreichen Touraktivitäten und ein stark ausgeprägtes Bandfeeling deutlich stimmiger ausfällt. Nicht, dass das Debut schlechter war, aber die aktuelle Veröffentlichung wirkt einfach besser, kräftiger und vor allem durchdachter. Weitblick scheint das Zauberwort, dem sich jedes einzelne Bandmitglied zugewandt hat. Gitarrist Mike DeWolf entschlüsselte für Westzeit das Geheimnis des perfekten Rockalbums.

So steht doch hinter dem Album als Ganzem ein konzeptioneller Gedanke. „Es ist einfach ein Willkommen für alle Leute zu diesem Punkt, dieser Phase unseres Lebens, diesem Album halt. Das Artwork zeigt eine sich öffnende Tür, dahinter verbirgt sich unser Raum, unsere Sphäre, unsere Gedanken und unsere Bilder, einfach alles, was sich momentan um uns herum bewegt. Es geht um unser Leben mit all den Hochs und Tiefs. Wir versuchen, weiter zu gehen und zu sehen, das morgen ein besserer Tag sein wird, dann wird alles gut. Gänzlich positiv.“ Der Vergleich beider Alben zeigt diesen Bewegungszustand deutlich auf. Herrschte auf dem Vorgäger noch pure, aggressive (Nu-)Metal-Power vor, sind doch nun weitaus feinere Nuancen Teil des Spektrums der Band. Vor allem die Gesangsleistung von Stephen Richards wirkt wesentlich ausgefeilter, teils komplizierte Harmonien werden spielend einfach gemeistert und betten sich wunderbar in das mehr und mehr rockige Grundgebilde. „Für uns war das eigentlich keine große Veränderung. Auch auf unserem ersten Album hatten wir eine Menge solcher Ideen, aber im Bezug auf die Produktion und die Soundqualität ging leider Einiges davon verloren. Wir haben uns jetzt sehr stark auf den Sound jedes Einzelnen und die einzelnen Komponenten dessen konzentriert, und alles voneinander unterscheidbar gemacht.“ Der Audio-Beweis ist eindeutig. Weg von roher Gewalt, lieber noch einmal die Ideen Revue passieren lassen, sich alle Möglichkeiten ausmalen und die besten Varianten ausprobieren, bis das Endprodukt einfach jeden zufrieden stellt. Das mag mühsam erscheinen und verschlingt natürlich eine Menge Zeit. „Das hat echt ewig gedauert. „Gift“ hat vielleicht insgesamt 2 Monate beansprucht, diesmal brauchten wir mehr als 7 Monate. Songs schreiben, proben und schliesslich aufnehmen hat sich so lange hingezogen, bis das Ergebnis endlich so war, wie wir es wirklich haben wollten.“ Der Multimedia-Track, der auf dem neuen Album enthalten ist, zeigt Impressionen der Aufnahmesessions. Ein Studio, gehüllt in stimmungsvolle Beleuchtung und heimelige Dekorationen. „Das war halt für ein paar Monate unser Zuhause und somit wollten wir es so gemütlich wie nur eben möglich gestalten. Ein bisschen düster und einfach passend zu den Songs, die wir dort aufgenommen haben.“ Und dies meilenweit von der wahren Heimat Michigan entfernt. „Wir haben diese Distanz bewusst gewählt, um uns abseits von unseren Familien und Freunden voll und ganz auf unser Vorhaben konzentrieren zu können. Das hat uns und dem Album sehr geholfen.“ Was im Live-Geschäft natürlich nicht in diesem Maße möglich ist. „Live zu spielen ist für uns eine völlig andere Geschichte. Wir wollten eine Platte machen, mit der wir persönlich sehr glücklich sind, die einfach unglaublich klingt. Auf der Bühne wollen wir diese Energie transportieren und einfach rocken und eine Menge Spaß haben. Unser Schlagzeuger Jarrod singt ein paar der Harmonien mit, aber das ist es auch schon.“ So tourten die Jungs rund um den Globus, vorzugsweise durch die USA, aber auch in Europa waren sie bereits einige Male zu bewundern. „Es ist schön, zu sehen, das massig Kids herbeiströmen, um uns zu sehen. Das bestätigt die Tatsache, wie hart wir tatsächlich arbeiten. Die ganze Mundpropaganda und das Internet haben uns von Anfang an sehr geholfen, da zu stehen, wo wir nun hingekommen sind. Auch der Support unseres Labels ist nicht zu Verachten.“ Nun haben sich die Zeiten geändert. Die vier Freunde müssen keine Freizeit mehr darauf verwenden, wie in ihren Anfangstagen Demos einzutüten und ins gesamte Land zu verschicken. Sie wissen halt, wo sie herkommen. So wird auch nach wie vor rege Kontaktpflege betrieben. „Wir haben auf unserer Homepage ein Messageboard und posten dort regelmäßig, damit unsere Fans wissen, was im Moment geht. Das ist uns sehr wichtig. Es ist nun mal so: Es ist einfach wunderbar, all diese Möglichkeiten zu haben, jeden Tag Musik machen zu können und auch noch davon Leben zu können.“

Aktuelles Album: Welcome (Atlantic/eastwest)


Weitere Infos: www.taprootmusic.com Foto: Clay Patrick McBride

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