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BOB MOULD

Alte Stärken, neue Kontraste

BOB MOULD

Mit Hüsker Dü brachte er in den 80ern die Alternative-Rock-Bewegung ins Rollen, mit Sugar konnte er in den 90ern seine Pionierarbeit auch in kommerzielle Erfolge ummünzen. Trotzdem hat es zwanzig Jahre gedauert, bis sich Bob Mould der Wirkung seines bahnbrechenden Schaffens wirklich bewusst wurde. Jetzt schließt der Amerikaner mit ´Patch The Sky´ die Album-Trilogie ab, die vor vier Jahren seinen dritten Frühling einleitete.

Die Zeiten, in denen Bob Mould als unangenehmer Gesprächspartner galt, sind lange vorbei. Beim Interviewstopp in Berlin erleben wir den 55-Jährigen als ungemein sympathischen, ja, humorvollen Menschen, der inzwischen mit sich selbst im Reinen ist.

„Seit etwa fünf Jahren fühle ich mich viel wohler mit dem, was ich früher gemacht habe“, bestätigt er. „Heute verstehe ich die Arbeit, die ich geleistet habe, viel besser, weiß mehr, wofür sie steht und was sie bedeutet. Seit ich den Punkt erreicht habe, nehme ich alles leichter!“

Sein just erschienenes Album ´Patch The Sky´, sein zwölftes als Solist, setzt die 2012 mit ´Silver Age´ begonnene und vor zwei Jahren mit ´Beauty & Ruin´ fortgeschriebene Erfolgsgeschichte des ´neuen´ Bob Mould nach dem Motto „Wieder das Gleiche, aber anders“ konsequent fort. Überschattete zuvor sein sagenhafter Gitarrensound bisweilen die Beiträge seiner langjährigen kongenialen Mitstreiter Jason Narducy am Bass und Jon Wurster am Schlagzeug, hatten die zwei dieses Mal alle erdenklichen Freiheiten. Seit seligen Sugar-Zeiten klang kein Mould-Album stärker nach dem Werk einer echten Band als ´Patch The Sky´ – und das, obwohl sich der Gitarrist und Sänger beim Schreiben der neuen Lieder vollkommen zurückgezogen hatte.

Nachdem die Vorgängerwerke sehr schnell entstanden waren, nahm Mould sich dieses Mal alle Zeit der Welt, um das für ihn persönlich sehr düstere Jahr 2014 zu verarbeiten, das er selbst knapp mit „mehr Todesfälle, zu Ende gehende Beziehungen und ein immer kürzer werdendes Leben“ umreißt.

„Die erste Hälfte des letzten Jahres habe ich vollkommen allein verbracht und jeden Tag Songs geschrieben, meinen Gedanken nachgehangen und versucht, das Geschehene auf die Reihe zu kriegen“, verrät er. „Ich wollte nach vorn schauen, und das kann ich am besten, wenn ich allein bin und Lieder schreibe.“

Unterbrochen wurde sein Selbstfindungsprozess durch den umwerfenden Auftritt in einer der letzten ´Late Night´-Shows von David Letterman im US-Fernsehen, bei denen es Mould und die Seinen mit zwei knackig kurzen Songs so sehr krachen ließen, dass fast der Putz von den Wänden fiel. Trotzdem entschied er sich danach dagegen, diesen Weg für die neue Platte weiterzuverfolgen.

„Ich wollte beim Schreiben einfach sehen, was ich in mir finden würde, anstatt mir ein festes Ziel zu setzen wie: ´Lasst uns Zwei-Minuten-Punksongs schreiben wie die, mit denen wir bei Letterman abgeräumt haben, und dann haben wir schon gewonnen!´“, erklärt er seine Beweggründe.

Stattdessen fuhr er beim Songwriting zweigleisig. Einerseits setzte er auf altbewährte Stärken, gleichzeitig achtete er aber auch auf einen stärkeren Kontrast zwischen den bisweilen fast schon trostlosen Texten und den betont sonnigen, eingängigen Melodien.

„Es war dieses Mal sehr schnell klar, was für ein Album wir aufnehmen würden“, erinnert er sich. „Letztendlich ist die Platte sehr viel introspektiver ausgefallen, die Dinge werden von einem einzigen Standpunkt aus beleuchtet. ´Silver Age´ und ´Beauty & Ruin´ hatten etwas mehr von ´Party mit ´ner Rockband!´, das neue Album dagegen ist absichtsvoller und die Texte haben mehr Gewicht.“

Der Songwriting-Prozess bot Mould die Chance, eine Menge emotionalen Ballast abzuwerfen. Jetzt schaut er optimistisch in die Zukunft, dankbar und vielleicht auch ein wenig überrascht, dass es ihm so gut geht.

„Die meisten Leute, die so alt sind wie ich, machen nicht das, was sie gerne tun. Sie verfolgen nicht mehr ihren Lebenstraum, weil sich einfach andere Dinge ergeben haben“, sagt er abschließend. „Ich dagegen schätze mich sehr glücklich, dass ich immer noch Musik machen kann und weiterhin ein Publikum habe. Das kann ich oft kaum fassen, aber es fühlt sich großartig an!“

Aktuelles Album: Patch The Sky (Merge / Cargo)


Weitere Infos: www.bobmould.com Foto: Alicia J Rose

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