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ROBIN TOM RINK

Der Getriebene

ROBIN TOM RINK

Jeder, der abseits einer wirklichen, einer echten Metropole aufgewachsen ist, der kennt die Sehnsucht. Jenes spezielle Streben des Nur-noch-Weg-Wollens. Wenn einer davon nicht nur ein Lied singen kann, dann ist es Robin Tom Rink. Diese Lieder sind versammelt auf seiner aktuellen CD „The Dilettante.“

Die gefräßige Großstadt

Berlin ist die Stadt seiner Begierde. Groß und aufregend. Da spielt die Musik. Da soll auch die Musik von Robin Tom Rink gespielt werden. Berlin ist jedoch auch gierig und gefräßig. Das ist der Aspekt, den er am schnellsten kennen lernt.

„Ich habe mich gegen das endgültige Verschlungenwerden mit Drogen gewehrt“, gibt Robin Tom Rink unumwunden zu, „nicht, das ich jetzt mit meiner Drogenkarriere hausieren gehen will, aber den Zugang zu einigen von meinen Stücken findet nur, der davon weiß.“

Gefressen wird er dann von Berlin nicht, aber ausgesaugt, bis er fast blutleer ist. Kaum noch Stücke verlassen sein Hirn, aber umso mehr Drogen finden den Weg hinein.

„Ich hatte nie Angst davor und aus heutiger Sicht leider auch nie den geringsten Respekt vor deren Wirkungen“, fügt Tom Robin Rink an. Weiter hochfahren kann er nicht mehr. Und runterfahren, was dringend notwendig, ja sogar lebenswichtig ist, das geht in Berlin auf keinen Fall. Kurz vor dem Tod treibt es ihn nach Hause. Nach Münster. Nahe zu den Eltern, die ihn schützen. Vor sich selber. Vor der Welt. Und vor Berlin. Robin Tom Rink arbeitet als Gärtner im Botanischen Garten und als Postbote. Welch eine Parallele zu Charles Bukowski.

„Eineinhalb Jahre ist nichts passiert. Gar nichts“, erinnert er sich, „und genau dieses Nichts, das habe ich auch gebraucht.“

Dieses Nichts betrifft nicht die Musik, das andere große Monster, das sich ständig die Lippen nach Robin Tom Rink leckt und ohne Unterlass die Zähne fletscht.

„Ich liebe die Musik. Das ist das, was ich machen will. Unbedingt. Aber wenn es mich packt, schreibe ich zehn Stunden und mehr. Ohne Pause. Ohne irgendetwas zu merken. Ohne irgendetwas anderes zu tun. Und es verzehrt mich.“



Rastlos nach Paris

Kaum, dass die Ruhe, die er so dringend braucht, am Horizont heraufzieht, muss Robin Tom Rink ihr entfliehen. Weg. Nur weg. Paris ist der nächste Magnet, der ihn magisch anzieht. Einen Anlaufpunkt gibt es nicht. Die Stadt und Zeit werden es schon richten. So ist es dann auch.

„Ich fand ein kleines Hotel in der Rue Alibert“, erzählt er weiter, „dort bin untergekommen und konnte dort abends in der Lobby immer Klavier spielen.“

Eine sehr produktive Zeit bricht an. Und eine sehr gesunde.

„Paris ist eine Stadt, die einen zu jeder Tageszeit umhaut. Die Optik der Stadt. Die Romantik in ihr.“

Alles ist gut. Eine Weile. Nur eine Weile.

„Das was in Berlin passiert, das habe ich so gewollt. Daran gibt es nichts zu deuteln“, reflektiert Robin Tom Rink, „doch in Paris wurde in dann in tiefe Täler geschickt, da wollte ich nicht. Das habe ich mir auch nicht ausgesucht. Freunde sterben. Der Schatten einer Krankheit legt sich über mich. Ich konnte nicht bleiben.“

Wieder treibt es ihn nach Hause. Nach Münster. Nahe zu den Eltern, die ihn schützen. Ständig am Rande eines Nervenzusammenbruchs schreibt er besessen weiter. Stück um Stück.



Zehn Stücke aus zehn Jahren

Musik zu schreiben ist für Robin Tom Rink wie das Einschließen einer Fliege in fossiles Harz. Später wird es Bernstein. leuchtet im Licht. Und die Fliege kann betrachtet werden.

„Es ist dann ein gutes Gefühl. Alle Schmerzen sind vergessen. Wenn ich die Fliege sehe, ist das Thema durch. Ich habe es verarbeitet“, ist Robin Tom Rink beim Aussprechen dieses Satzes ein weiteres Mal erleichtert. In dem betrachteten Zeitraum von zehn Jahren sind unzählige Lieder entstanden. Manche sind geblieben. Manche sind verschwunden und auch für Robin Tom Rink nicht mehr greifbar. Weg. Einfach weg. Die, die geblieben sind und für ihn am nahesten und am wichtigsten sind, die sind auf „The Dilettante“ zu hören. Stücke randvoll bis zum Überlaufen. Gefüllt mit Sehnsucht. Karg und sparsam instrumentiert. Manchmal fast nackt. Doch daraus beziehen sie ihre Wirkung, der sich niemand wird entziehen können. Und wie könnte es anders sein. Robin Tom Rink sitzt bereits wieder auf gepackten Koffern. Nach Konstanz geht es. Der Liebe wegen.

Aktuelles Album: The Dilettante (Viva Hate Rec./Cargo)



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