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DISCO ENSEMBLE

Überraschungsmomente

DISCO ENSEMBLE

Musik aus Skandinavien - da horcht so maches Ohr flugs auf und mag so manches Beispiel gerne noch einmal hören. Ob Pop im damals oder jetzt, ob Abba oder The Cardigans, ob härtere Zacken wie HIM, Entombed oder Dimmu Borgir oder der gemeine Schweinerock mit Gluecifer und Hellacopters - die Güte ist, auch wenn dies alles ganz verschiedene Baustellen sind, immer gleich hoch. Bei Disco Ensemble aus Finnland ist dies nicht anders, und doch beackern sie auch andere Pfade. Der Schlüssel ist sicher die Passion, mit der eine solche Band betrieben wird. Dass dabei auch der Aktionsradius eine Rolle spielt, steht ausser Frage.

Miikka Koivisto, Sänger und Keyboarder der Band, chillt zu Hause und hat Zeit, ein Interview zu machen. So ehrlich sagt er es auch und wirkt dadurch nicht unsympathischer. Diese Band ist sein ein und alles und das ist für einen 22-jährigen schon eine ganze Menge. Oder auch nicht. Disco Ensemble ist wild, vier Instrumente plus Gesang - und alles passt perfekt aufeinander. Das Songwriting gestaltet sich trotzdem einfach, wie Miikka gerne ausführt: „Wir machen ganz klassische Jam-Sessions, niemand von uns schreibt zu Hause und bringt fertige Songs mit zur Probe. Es sind kleine, inspirierende Momente, die einen Song starten. Aus dem Spiel heraus entwickelt sich alles und jeder muss dabei sein, sonst funktioniert es nicht.“ So viel zur Demokratie, die heilende Wirkung der Band ist ja schon im Albumtitel verewigt. „Musik kann vieles vergessen machen, und da gibt es eine Menge schlechter Dinge, also kann das serh wohl eine psychologische erste Hilfe sein. Und das gilt nicht nur für das Spielen, sondern auch für das Hören. Die beste Erste Hilfe-Platte würde aus Songs von Radiohead und den Ramones bestehen, also haben wir unsere eigene Mischung gemacht.“ Wobei dies den Kosmos von Disco Ensemble wohl eher unzutreffend beschreibt. Die Energie und die erschreckende Simplizität der Sache vereint er allerdings spielend. Eine Entwicklung, die man der Band anhört und die sie auch bewusst begleitet hat auf dem Weg vom Debüt „Viper Ethics“ hin zu „First Aid Kit“. „Hoffentlich merken das die Leute auch, die neue Scheibe hat viel mehr Kraft und ist nicht mehr so einfachzu kategorisieren. Anfangs waren wir noch EmoRock pur, nun ist daraus etwas eher zeitloses geworden, das viel konzentrierter wirkt.“ Dass damit auch das drumherum etwas mehr Wellen schlägt, ist erfreulich. So war die erste Europatour der Band doch eher kläglich besucht. „Das hatte für uns dann auch schnell eher Sightseeing-Charakter, weil wir das alles noch nie gesehen hatten, dreckige Clubs dagegen schon oft genug. Bei jeder Kirche und jedem alten Gebäude standen uns die Mäuler offen.“ Das war vor knapp einem Jahr. Gutes Tempo für eine junge Kapelle, nun schon wieder einen Longplayer fertig zu haben und diesen in der näheren Umgebung schon live vorgestellt zu haben. Sicherlich gibt es dabei auch miesere Erlebnisse wie die Geschichte des Einbruchs in den Bandbus in Tallinn, wo ein paar Instrumente abhanden kamen, aber davon lässt sich Miikka nicht schocken. Lieber ist er mit seinen Kameraden darauf bedacht, richtig zu machen, was mit genügend Sorgfalt auch leicht gelingt. Trotzdem überrascht es auch nicht, dass die Band im Studio auch eher instinktiv handelt. „Wir hatten keine klare Vision, als wir ins Studio gegangen sind, aber das Tracklisting hat sich während der Aufnahmen schnell herauskristallisiert. Ich finde, der Anfang muss immer stimmen und richtig knallen, sonst kannst du nichts mehr retten.“ Und auch hier gibt ihm das Ergebnis recht. Die Zahl der Opfer, die die einzelnen Mitglieder dafür bringen mussten, ist groß, aber das Herz dankt es ihnen. „Wir mussten Schule und Jobs aufgeben und denken nicht viel darüber nach, ob das denn nun richtig oder falsch ist. Wir können ohne diese Band und ihre Musik nicht leben.“ Und egal, was seine Mutter darüber denken mag: Ehrlichkeit zahlt sich nun mal immer wieder aus.

Aktuelles Album: First Aid Kit (Fullsteam/11pm/Cargo)


Weitere Infos: www.discoensemble.com

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