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ENNO BUNGER

Der beste Verlierer

(ennorm records / PIAS)

Enno Bunger besitzt die Gabe, Denkanstöße zu liefern, die beim jeweiligen Gegenüber wirklich etwas in Bewegung setzen können. Das dürfte daran liegen, dass er bei seiner Gesellschaftskritik nie aus den Augen verliert, dass er ebenfalls ein Teil dieser Gesellschaft ist, weshalb er nicht nur anderen einen Spiegel vorhält, sondern sich eben stets auch an die eigene Nase fasst – so fühlt man sich ertappt und verstanden zugleich. Ihre größte Kraft entfalten Ennos Texte, wenn sie wie in „Kein Mensch startet einen Krieg“ lediglich von Klavier untermalt werden. Diese Kombination ist auf seinem fünften Longplayer aber eher die Ausnahme: Stattdessen flirtet er im fast schon beängstigend poppigen Opener „Weltuntergang“ mit New Wave-Klängen, welche die Älteren an The Cure und die Jüngeren an Edwin Rosen denken lassen werden, klingt in „Bunker“ wie eine Mischung aus Andreas Bourani und Niels Frevert, erinnert in „Grasgelb“ und „Ich sehe was“ an die frühen Coldplay und verneigt sich in „Nie zu spät“ ganz unverhohlen vor Bruce Springsteen. Als Gäste kommen Sebastian Madsen und Lina Maly zu Wort: Mit Ersterem besingt Bunger ganz im eingangs beschriebenen Sinne „Einfache Leute“, mit Letzterer sinniert er über die Frage, ob man in heutiger Zeit eigentlich noch guten Gewissens Kinder in die Welt setzen kann. Der abschließende Dreiakter „Häuserzeilen“ kann dann als ein schrittweises Verstummen aufgefasst werden, an dessen atmosphärisch-instrumentalem Ende Enno ausnahmsweise mal die Worte zu fehlen scheinen. Man darf aber optimistisch sein, dass dieser Zustand nur von kurzer Dauer sein wird. VÖ: 19.01. 5
Weitere Infos: linktr.ee/ennobunger

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