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QUICKSILVER

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Die Lichtblicke in diesem Monat entstammen vorzugsweise dem unter "Weltmusik" wegsortierten Teil des Plattenregals: Die freundlichen Menschen von Coast To Coast schickten uns die drei letzten CDs der aufmerksamen WESTZEIT-Lesern nicht unbekannten MOSTAR SEVDAH REUNION zur geflissentlichen Beachtung. Ich hatte schon anno 2004 darauf hingewiesen, dass die von Dragi Sestic produzierte Truppe erfreulich dicht am "Original-Balkan-Sound" (wie man ihn in den 80ern auf rumänischen Märkten kaufen konnte) bleibt. Das blieb zum Glück auch auf "The Legend Of Life" mit der großen Ljiljana Buttler, deren Stimme auch hier eher Bariton als Alt ist, und bei "Saban" (mit wunderbaren Trompeten-Parts) so. Im jüngsten Werk "Café Sevdah"(alle Snailrecords/Coast To Coast) verzichten die Kameraden auf's Gebläse, machen dafür aber klangliche Exkursionen ins Griechische, spielen mit dem Django-Reinhard-Erbe (und improvisieren mal eben 10 Minuten Piano-Jazz), zitieren spanische Gitarrenmusik (Bol za majkom) oder intonieren souverän ein abgeklärtes bluesartiges Akkordeonsolo. Weil diese Spielart vor lauter BalkanBeat und RussenDisko unterzugehen droht, sei ein Besuch auf› www.snailrecords.com ausdrücklich empfohlen. Auch von gewohnter Höchstklassigkeit sowohl bei der redaktionellen Bearbeitung und Hintergrundaufarbeitung im booklet als auch beim tönenden Datenmaterial sind die jüngsten ARC-Music-Veröffentlichungen, namentlich die schamanistischen Klängen aus Zentralasien auf "Mongolian Music from Burytia" vom Ensemble der rund um den Baikalsee verehrten Meistersängerin BADMA-KHANDA oder das aus dem nicht weit entfernten Aserbaidschan stammende SARI GELIN ENSEMBLE, welches sich mit eindrücklichem Gesang der Pflege des traditionellen Mughan-Vortrags widmet. "Music From Azerbaijan" schloß (zumindest bei mir) eine weitere Wissenlücke und macht großen Appetit auf mehr. Als historische Aufarbeitung und Friedensaufruf gleichermaßen könnte die CD von DAOUD & SALEH AL-KUWAITY gelten, denn die beiden Brüder werden im arabischen Raum völkerübergreifend verehrt und gelten als "Masters Of Iraqi Music" - völlig zurecht, wie sich an den z.T. über 50 Jahre alten Aufnahmen, die ARC Music hier konservierte, zeigen läßt.
Angesichts der Vielfalt und Buntheit dieser Blüten abseits des Mainstreams ist es (für mich) um so unverständlicher, dass Stumpfheiten wie NAOMIs "Tweak - 14 unreleased tracks"(Mole/Daredo/Intergroove) eine CD-Werdung erfahren. Fader, austauschbarer Elektropop mit einer Schwäche für's Prätentiöse, der in alternativen Fassungen wohl doch schon auf CDs erschien, die "Pappelallee" oder "Aquarium" hießen. Naja. Verblüffender- oder besser erschreckenderweise auch nicht viel besser ist die Neue der STEREO MCS. Die "Double Bubble"Graffitti/PIAS) zerplatzt sofort, denn vom genialen und doch massenkompatiblen beatprogramming aus "Connected"-Zeiten blieb leider nicht viel mehr als das Selbstzitat. Auch die beiden ASIO KIDS können nicht recht überzeugen, selbst wenn sie auf einem sonst sehr stilsicheren Label veröffentlichen. Ich sehe in "Aero"(Buback/Indigo) eher einen Bastard aus HipHop- und Lounge-Elementen, denn den vom Info definierten "Hip Hop in seiner Reinform - aber eben mit Seele und Herz, weil tatsächlich gespielt". So schwachsinnig wie dieser Satz ist die ganze CD. Und bei EMMANUEL JAL greifen bei mir entweder sublime westeuropäische Verdrängungsmechanismen (das wäre schlecht und umgehend zu ändern - nur wie?) oder sein "Warchild"(Sonic360/RTD) ist wirklich ein marketingtechnisch optimierter sell-out eines (sicher furchtbaren) Kinderschicksals. "Sudanesischer Ex-Kinder-Soldat macht aufrüttelnden state-of-the-art-HipHop" ist für mich irgendwie zu konstruiert. Ich könnte mich hier aber (sehr) täuschen, also solltet ihr das Teil vielleicht besser selber ausprobieren.
Etwas sicherer bin ich mir im Urteil zu MAX MÜLLERs "Die Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie früher einmal war"(Angelika Köhlermann/Broken Silence). Der v.a. durch Mutter zu verdienten Ehren (wenn auch nie zu Geld) gelangte manische Musikant hat vor'm heimischen Rechner ein Soloalbum zusammengeschraubt, das leider nicht den (von ihm) gewohnten Standards gerecht wird. Die Texte sind durchaus tragfähig, aber die fehlende Korrektur durch eine Band-Rückkopplung tat dem musikalischen Part nicht gut. Schwamm drüber. Genau wie über die 3 CDs, auf denen der Hörbuchsprecher (und frühere Rocksänger) MICHAEL HANSONIS einige von CLEMENS MEYERs kongenialen Kurzgeschichten aus dessen buchpreisprämierten Band "Die Nacht, Die Lichter"(Der Audio Verlag) vorträgt. Der Versuch, Mayers betont realistischen Portraits von Menschen, in deren Wortschatz und Erfahrungswelt die Begriffe "Hoffnung" und "Perspektive" zu verschwinden drohen, mit der routinierten coolness des weltmännischen Schauspielers beizukommen, scheitert kläglich. Hier fehlt leider jedwede Glaubwürdigkeit.
Bonustrack: Wer Dekkers "Israelites", "Legalize It" von Peter Tosh und Jimmy Cliffs "You Can Get It..." noch nie gehört hat und schon immer eine Kompilation voller wohlvertrauter Reggae-tunes haben wollte ohne das Risiko einzugehen, evtl. Unerhörtes vorzufinden, sollte beruhigt zur von ZIGGY MARLEY zusammengestellten CD "In Jamaica"(District6/Tuff Gong) greifen. Wenn's schee macht!

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