HACKEDEPICCIOTTO

(Mute / PIAS)

Nicht nur den Titel, auch das artwork des neuen HdP-Albums durchweht eine gewisse Mystik: Danielle dePicciotto drückt mit in weite Fernen gerichtetem Blick ihre ausgebreiteten Arme gegen den bröckelnden Putz einer Hallenwand, vor ihr hockt Alexander Hacke und sieht sinnend in eine Pfütze - Originale und Reflexionen in feiner Balance. Doch was ist hinter der Wand, was unter der glänzenden Wasserfläche? Kommt mit durch den Spiegel, überschreitet mit mir "Die silberne Schwelle" und tretet ein in eine Welt aus bizarrer elektronischer Schönheit, exotischem Throat Singing, immersiven Streichern und rituellen Trommeln (grandios in "Meteor’s Reign"!). Es fängt an mit einer industrial-sinfonischen "Ouvertuere", gefolgt vom technoid hämmernden Titelsong. Dann beginnt Meteors schon erwähnte, schamanistisch anmutende Herrschaft: bedrohlich und doch voller Anmut. Im fragilen "Evermore" trifft ein entrückt-inbrünstiger Gesang auf elektronisches Klagen und eine wüstenhafte Basslinie. Nach "Babel" wandelt sich in "Trebbus" das KlangBild vollends zum Dead Can Dance-haften: Dudelsack und magische Trommeln – der Songtitel weist (wie später auch "Kirchhain") in wundervoller Mehrdeutigkeit auf Archaisches und Banales (nämlich die Stadt im Elbe-Elster-Kreis). Es ist eine "Journey East", bei der die GesangsStimmen in höchster Eindringlichkeit und doch eher hauchend als schreiend Unsagbares transportieren. Nach dem Durchtauchen einer ambienten "Meeres Stille" und dem Durchstreifen des "Kirchhain"s mit düsterem KehlkopfGesang erreichen HdP endlich "The Watered Garden": SpokenWordKunst und enervierend-betörende AntiKlänge "in perfect symmetry" – ich muss an eine mediävale Adaption von The Orb denken. "And the young and the old shall dance together welcoming the coming of a new age". Ein (weiteres) großes und in seiner Komplexität wahrscheinlich erst nach und nach zu erfassendes Werk zweier im WortSinn begnadeten Musikern. 5
Weitere Infos: › www.hackedepicciotto.de

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