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QUICKSILVER

V.A.

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Eigentlich ist AmbientMusic (zumindest in meiner GefühlsWelt) ja eher eine Sache für neblige Herbsttage, aber wir beginnen unseren Juni-Neuerscheinungs-Schnelldurchlauf trotzdem mal mit entspannter Elektronik, denn es gibt in diesem Monat einiges erfreuliches aus diesem Bereich zu vermelden.
Zunächst das s/t-Album (Rarenoise) des italinischen (Jazz)Pianisten und Filmmusikers Rossano Baldini aka. HUMANBEING. Das basiert auf verträumten Klavierlinien zu sphärischen ElektronikSounds und verachtet auch einen dezent pulsierenden Beat nicht. Pulsierend passt hier auch auf der MetaEbene, denn Baldini betrachtet sein knapp 1/2stündiges Werk als Gesamtheit, als (Klang)Körper. Weshalb die einzelnen Stücke denn auch "Flesh"-"Blood"-"Skin"-"Lungs"-"Liver"-"Heart" heißen. Schöne Idee, schöne Musik. 4
Mit Hans Joachim ROEDELIUS tat sich in den 80ern ein Altmeister des relaxten, aber ambitionierten Schönklangs mit dem Saxophonisten Alexander CZJZEK zusammen. Letzter improvisierte über einen längeren Zeitraum immer mal wieder über Roedelius-Spuren und so entstand mit der Zeit ein reicher Fundus, der sich 1987 im nun verdientermaßen wiederveröffentlichten Album "Weites Land" (Bureau B) niederschlug. Das verträumte, aber niemals seichte Saxofon schwebt auf den impressionistischen KlangWolken aus Elektronik und Klavier, hier und da meine ich auch eine zarte Gitarre zu erkennen – schönster Schönklang allüberall, bei dem ich manchmal an Jan Gabarek denken muss. 4
Bei TROND KALLEVÅGs "Fengselsfugl" (Hubro) denke ich an Ry Cooder im Wim Wender-Modus. Das liegt sowohl an der smooth gespielte (Slide)Gitarre wie auch an den Gastbeiträgen von Geir Sundstøl und KlavierGott David Wallumrød. Kitschfreie Muskelrelaxation pur. 5
MARC SARRAZY und LAURENT ROCHELLE gehen es mit ihren "Cyclotimic Songs" (Les disques Linoleum) auch eher relaxt an. Und dennoch ist dieser Zyklus aus atmosphärischen NeoKlassikNoiseJazzPop-Songs höchst komplex. Das (präparierte) Klavier Sarrazys spielt mit Rochelles Saxophon, zuweilen auf einer schicken dr-b-GrooveGrundlage und treffender als mit den von Mike Ladd am Ende von "Talking to Malkovich" gemurmelten Worten kann man das alles kaum beschreiben: "You have no idea, who I am!" 5
Die Würzburger Christian Büdel (dr, perc) und Philipp Hager (git, synths) liefern als ZEMENT einen wahrhaft hypnotischen "Rohstoff" (Crazysane). Man kann an Neu! und Kraftwerk denken, aber auch an Kamera oder Automat – oder an TranceGroove at it’s best. Gute Band, große Platte! 5
Und damit zu einer meiner zahlreichen Wissenslücken. Bis zum Eintreffen der 6-CD-Box "Degrees of Freedom Found" (Unseen Worlds) sagte mir der Name "BLUE" GENE TYRANNY reineweg gar nichts. Dabei hat dieser im letzten Dezember mit 75 Jahren in New York gestorbene Pianist schon in den 60ern mit John Cage und Peter Gordon gespielt, wenig später tourte er mit Iggy Pop und Carla Bley, arbeitete dann mit Robert Ashley und 1989 taucht er unter den Studiomusikern bei Laurie Andersons "Strange Angels"-Meisterwerk auf. Seine eigene Musik ist – vertraut man dem Spektrum dieser Box – höchst heterogen und reicht von versonnenen Piano/Synth-Etuden über seltsame AvantSynthSongZyklen (Dreamtime) und das zentrale semi-klassische VokalWerk "The Driver’s Son", das man durchaus als von tiefer Liebe durchsetzte hysterische AntiOper verstehen kann, bis zu obskuren CountryRocksongs (Leading A Double Life), manches erinnert mit auch an Richard Jobson in seiner "India Song"-Phase. Auf dem Foto hinten auf der Box sieht der Mann aus wie The Cure-Chef Robert Smith als Beethoven. Dieses Bild passt (manchmal) sehr gut zur Musik. Seltsam, aber interessant! 4
Zur Re-Kalibrierung etwas schräger ElektroFolkPop made in Japan gefällig? "The Fruit Of Errata" (Morr) heißt die Zusammenstellung von 15 Stücken, die der japanische UntergrundMelancholiker Shibuya unter seinem nom de plume YUMBO mit vielen Freunden aus Japans IndieSzene aufnahm. Schlicht, aber voller Inbrunst und unschuldiger Schönheit ist das low-fi-highPop pur. 4
Der in Kyoto lebende Edgar Franz scheint nicht mit von der Partie zu sein, hätte mit seiner Band Miniskirt aber gut dazu gepasst. Wie ich darauf komme? Im Video zum Geburtstagsständchen, das die unvergleichlichen WOOG RIOTS dem ollen Grummler "Bob Dylan" (From Lo-Fi to Disco!) auf ihrer neuen 7" im typischen DIY-IndieTronic-KlangKleid singen, turnt eben jener Herr Franz im "Talulah Gosh"-Shirt durch’s Bild. Guter Mann! 4
Bleiben wir mal noch bei der Japan-Dland-Connection ("Achse" wäre hier wirklich unpassend!). Am 14.03.19 spielten in Tokuzo die lokalen Pilzfreunde von Acid Mothers Temple mit dem Ober-Elektrolurch Mani Neumeier als ACID MOTHERS GURU GURU ein wildes KrautPsych-Set. "Tokugoya" ist FreakMusic at it’s best (or worst, je nach Stimmungslage). 3
In diese weirdness hätten auch RICHARD & DUNCAN PINHAS gut gepasst. Auf "Sources" (beide Bam Balam) zelebrieren Vater & Sohn eine RockElektro-Fusion im Sinne von Papas alter Band Heldon. 3
In Südafrika schaut man lieber nach vorn denn zurück, was die Band BLK JKS mit ihrer neuen CD "Abantu/Before Humans" (Glitterbeat) unterstreicht. Aus Kwaito-Power, der Kraft abgedrehten AfroFunks und etwas "renegade dub" kneten die Johannesburger einen soliden Klumpen fetter SpezialMusik. 4
Zwar lebt der Sänger PAT KALLA in Lyon, was er mit seiner Band LE SUPER MOJO als "Hymne á la vie" (Pura Vida Sounds) abliefert, ist aber stark geprägt von seinen Wurzeln in Zentralafrika. Aus diesem GrooveDenken entwickelt er (v.a. in der 2.Hälfte des Albums) einen spannenden Mix von Afro- und FrankoPop. 4
Nach Mali folgen wir einem dem Helden des SaharaBlues. SAMBA TOURÈ besingt auf "Binga" (Glitterbeat) seine Heimatregion, wobei sich zum traditionellen Gnawa/Wüste/you know...-Ding hier sozialkritische Texte gesellen. 4

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