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QUICKSILVER

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Etwa 2 Stunden, bevor ich begann, diese Zeilen zu tippen, vermeldeten die DLF-Nachrichten in gewohnter Nüchternheit: "Der kanadische Sänger und Songschreiber Leonard Cohen ist im Alter von 82 Jahren gestorben." und beendeten damit das fröhliche Familienfrühstück. Trauer und Tränen, es ist, als wäre der eigene - nun ja, nicht Vater, aber vielleicht doch Lieblingsonkel gegangen. Alle, die statt quäkender Parolennuschelei lieber dunkle, in Momenten auch zynische, von großer Gelassenheit geprägte Musik gewordene Lyrik schätzen, bemitleideten schon im Oktober die Nobelpreisjury für ihre unfassbare Fehlentscheidung. Wenn ein Songwriter (was bei Cohen unbedingt zu kurz greift) den Literaturnobelpreis verdient hätte, dann wohl der Mann aus Montreal. Er verstand seine Lieder als Vehikel für eine im besten Sinne tiefschürfende Poesie, die - auch durch Bezüge auf religiöse Überlieferungen - weit mehr war als lakonische Liebeslyrik. Dabei pflegte er eine zen-buddhistische Ruhe und jenen trockenen Humor, der z.B. auch John Cage zu eigen war. Und ihm war schon weit vor seinem letzten, erst vor wenigen Tagen erschienen (erneut meisterhaften) Album klar: "I’m ready, my Lord!" Uns bleiben zumindest die Noten und Zeilen dieses großen Mannes, denn die sind zweifelsohne für die Ewigkeit.
Die Rückkehr zum Alltagsgeschäft fällt da schwer, muß aber wohl sein und gelingt am besten mit den düsteren Resonanzen, die ARIEL GUZIK für "Cordiox"(VON) in der "San Lorenzo"-Kirche in Venedig aufnahm. Drones aus Schallwellen, deren Ursprung so esoterisch ist wie der theoretische, auf Marconi und Tesla Bezug nehmende Überbau. Diese Klänge wollen den Raum anregen und so die Zeit verwischen - schwer fassbar, aber sehr spannend! 4
Verwandt ist der dunkle Ambient auf "Bad White Corpuscle"(Hallow Ground) von ELECTRIC SEWER AGE, einem Mann aus dem Coil-Umfeld. 4
PAUL WIRKUS' "Discours amoureux"(Editions Beides) ist auch als DarkAmbient-Platte zu verstehen, hier allerdings in einer luziden Laptop-Fassung. 4
Auch Ane Østergaard aka. BAND ANE spielt auf der DL-EP "Anish Music V"(Clang) vermittels Laptop klagenden soundscape-Ambient. 3
Ein Meister der Dunkelheit ist Erik K Skodvin, der als SVARTE GREINER mit "Moss Garden"(Miasmah) zwei neue 20Minüter voller komplexer Angst vorlegt. 4
SIMON GOFF versucht auf "HUE"(Hiddenseer Music), Drone und Minimal zu vereinen. Pfeifen, Klappern, Kichern - alles, was ein Cello und mit Überlegung geknotete loops zu kontrastieren vermag, ist recht. 4
HEXA sind Lawrence English und Jamie Stewart, die für David Lynchs Kunstprojekt "Factory Photographs" (Room40) einen verhallten soundtrack aus NoiseSchwingungen und meditativ schabendem Lärm entwarfen. 4
Hinter RADIAN stecken Brandlmayr, Siewert und John Norman, "On Dark Silent Off"( Thrill Jockey" lässt zwischen den Polen jazznaher NoiseRock und Schaltkreis-Experiment die Funken sprühen. 5
Auch COUNCIL ESTATE ELECTRONICS ist das Werk guter Bekannter: Justin K Broadrick und Diarmuid Dalton spielten zusammen bei Jesu und Godflesh. "Arktika" erscheint in den "Iceberg Series" des Glacial Movements-Labels und tunnelt - wie intentiert - Tangerine Dream zu Throbbing Gristle. 5
Die Archiv-Edition "Filmmusik 1"(Bureau B) zeigt CONRAD SCHNITZLERs SynthesizerKunst von einer relativ zugänglichen Seite. 3
Der (zweifelhafte) technische Fortschritt zeigt sich darin, dass auf "This Is You"(Room40) von CHRIS COBILIS WITH KENNETH GOLDSMITH eine männliche Computerstimme die Skurrilitäten vorträgt und statt einer Magnetbandgeige das SPEKTRAL QUARTET neutönend quietscht. Ansonsten: Laurie Anderson 1981. 3
Der Finne OTSO lässt es auf der EP "Dendermonde"(Elli) zu Synthtronic entspannt-avantgardistisch Klappern, Klimpern und Rauschen. Nicht neu, aber mit schönem Coverfoto. 3
Glockenklingeln, eine gequälte Gitarre und dramatische Schamanentrommeln - "High And Low And Low And High"(8 MM Musik) von den JAWBONES beginnt wie eine alte Current 93-LP. Später wird’s psychrockiger, bleibt aber spannend. 4
Ebenfalls an die Experimente der frühen 80er (z.B. P16D4) erinnern die "Paths Of The Errant Gaze"(Hallow Ground) von C93-member REINIER VAN HOUDT. Schrille, aber nicht wirklich aggressive, eher beruhigende NoiseEtuden. Entspannender Lärm? Vor allem die B-Seite ist ziemlich genial. 5
"Fabulous Dates"(Aagoo) ist der EgoTrip des musikbesessenen Mulitinstrumentalisten Morgan Enos aka. OTHER HOUSES. Angenehm weider SiSoKram aus einer Parallelwelt. 3
Wie sagt man nochmal zu PostRock für ADSler? Genau: MathRock. BARBEROS' s/t CD(Offset/Dream Machine) ist genau das und endet in einem instrumentalen NoiseInferno. 3
Auch KILWATER fiel nur der Bandname als Titel für ihr Debut (Gusstaff) ein. Irgendwas zwischen Psych, Country, Surf und PostRock, sogar mit etwas HappySound on Speed. 3
LARSEN spielen auf "Of Grog Vym"(Important) seltsam schwerfällige, auch -mütige beats zu Krach zwischen Rock und Experiment. 3
MoE kommen mit "Examination Of The Eye Of A Horse"(Wallace/Conrad Sound) mal wild moshend, mal mit durchstrukturierten MiniNoiseRockSinfonien und etwas Damengesang. 3
"Before The Moon"(recordJET) von LUMP200 entzieht sich meinem Verständnis: reduzierte beats mit verträumtem, freie Linien hauchenden AntiSax gibt’s nur bei "Mirror Mirror", sonst ist das hier sehr clubbig. 3
Da lieber den FutureDanceGroove von LETHERETTE auf "Last Night On The Planet"(Ninja Tune). Mal mit Rückwärtsgang und ElektroSpielchen, mal fast & straight. 3
Oder doch Reggae? In der nicht-langweiligen Fassung? Wie von BIG FAMILI mit Orffschen Chören und FrankoPatois? "Badadam"(Black House Music) ist durchaus OK. 3
Das ENSEMBLE DU VERRE ist der drummer und Pianist Sönke Düver. Für "Rooms"(Batterie) lud er einige Sänger ein, seinen MinimalJazzSoulDubFolk zu illustrieren.3
Das ODD COUPLE macht immer noch schrägen Rock. "Flügge"(Cargo) ist nicht schlecht, aber auch noch nicht gut. 3
Als Kontrast funktioniert hier "Beautiful Cover Versions Vol. 3"(Lola’s World). Neben der großen Lucia Cadotsch spielen auch weniger Prominente recht passabel ganz eigene Fassungen mehr oder minder großer Hits zwischen Barjazz, World und Eurodance. 3
PASCAL GAMBIONI & REES CORAY sind ein Chansonier und ein Bassmann mit Jazzhintergrund aus der romanischen Schweiz. "Veta Gloriusa"(R-tunes) ist OK, dürfte aber gern mehr wagen. 3
Das tut die Inuit-Kehlsängerin TANYA TAGAG umso mehr. "Retribution"(Six Shooter) schält ekstatischen Schamanengesang aus elektronischen Gebilden. Außermenschliche Laute, schrill, packend, auch mal zu heftigen Gitarrenriffs. Und das Nirvana-Cover "Rape Me" passt hier inhaltlich bestens. 4
Technisch verwandt ist Jodeln. "LAUT yodeln"(Trikont) dokumentiert ein Festival, das sich dem aktualisierten Alpenjodeln in seinen avantgardistischen und traditionell-forschenden Facetten widmete. 4

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