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QUICKSILVER

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Die Sachsen von MAD X-RAY sind live eine Bank, die Energie ihrer Shows konnten sie nun auch konservieren: "N.E.O.N."(Palmo Music) erfreut (mittel)alte Säcke mit schön vertracktem, zugleich aber sehr heftigen NoiseBreakRock. Leipzigs Jungstar Safi singt manchmal mit. 5
Auch sehr oldschool, aber von einer ganz anderen Baustelle kommend empfinden die Dänen von BADUN auf "Last Night Sleep" die vertrackte Verspieltheit von Tortoise zu TNT-Zeiten nach, ohne in Plagiatsverdacht zu geraten. 5
Dritter im Bunde erfolgreicher Trend-Re-Animateure ist JESSE ELDER mit seiner Band. "The Winding Shell"(Stilll/Off/Broken Silence) ist klassischer Jazz mit freien Sax-Improvisationen und sehr erfrischenden Pianoläufen. 4
Die neue KROKE-CD namens "Out Of Sight"(Oriente/Fenn Music) ist auch klassisch, auch Jazz, nur eben im Weltmusik-Kontext, wobei neben den vertrauten Klezmer-Zitaten zunehmend auch andere (orientalische) Musikstile eingeflochten werden. 4
Mehr Welt? MARA LOUW & THE AFRICAN METHODIST CHOIR singen auf "African Hymns" südafrikanische Kirchenlieder, die manchmal ganz dicht an J.S. Bach oder, passend zur Jahreszeit, Weihnachtsliedern dran sind. 3
Wilder und weit weniger besinnlich klingt YINGUICAs "Marrabenta", was man ja bekanntlich in Südmosambik besonders liebt. Sehr lebensfroh und -nah. 4
Neues Futter für alle Bauchtänzer bietet Altmeister HOSSAM RAMZY & OSSAMA EL HENDY. In "Ruby" steckt viel Soul, denn übertriebener Traditionalismus ist dem Ägypter fremd. 3
Und natürlich fand Ramzy auch Platz auf "Masters Of Percussion Vol. 3"(alle ARC Music), einem neuen Streirfzug durch die Wunderwelt der Trommelei, von Japan über Indien, Iran und den Nahen Osten nach Afrika. 4
Ganz anders, aber auch immer auf den Groove achtend, geht der Bulgare KOTTARASHKY mit seinem (Balkan)Erbe um. Für "Opa Hey"(Asphalt Tango/Indigo) schob er diverse Sampeleien von Unbekannten und Stars in den Beat-Ofen - sehr lecker und sogar ein wenig "strange"! 4
Wie wichtig korrekte Schlagzahlen für den Tanzflur sind, hatte man in New York schon in den frühen 80ern bemerkt. "Zevolution: Ze-Records Re-Edited"(Strut/K7!/Al!ve) versammelt ein Dutzend Edits bzw. Remixe von klassischem No-Wave-Disco-Kram. 3
Wie Tanzmusik 2009 produziert wird wissen die Leipziger Lokalhelden von LIMOUSINE ROT sehr genau. Ihre EP "Stadtwechsel"(tetmusik) ist länger als manches Album und enthält 6 sehr groove-orientierte, trotzdem aber angenehm vertrackte Beispiele für freundlichen NeoPop. 4
Da fallen die finnischen KAROSHI LOVERS etwas ab, denn "Death Pop"(9:PM/Broken Silence) ist zwar Pop, manchmal aber doch schon ziemlich tot. 3
Auch bei JOE MASI stellt sich Frage: Wozu? An den komplexen, aber knackigen Instrumentals erkennt man den versierten Theatermusiker, trotzdem erreicht "Yeah?"(Joe Masi Records) nie den Punkt, wo Musik wirklich spannend wird. 3
Interessanter sind da FORMER GHOSTS, denn die StarBand um XiuXiu-Chef Stewart hat mit Nika Roza eine großartige Sängerin aus der Liga von Lydia Lunch, Siouxie oder Liz Frazer an Bord, was "Fleurs"(Upset The Rhythm/Cargo) zu mehr als einem weiteren düsteren SynthWave-Album macht. 4
Die DarkPop-Sparte bedienen PIANO MAGIC inzwischen mit solcher Inbrunst, dass "Ovantions"(Make Mine Music/Cargo) auch gut als neues Dead Can Dance-Opus durchgehen könnte. Und das liegt nicht nur daran, dass Brendan Perry für 2 tracks als Gast begrüßt werden konnte. 3
Die neue Die Art-Platte kommt von deren westdeutschem Pendant namens FLIEHENDE STÜRME. Sicher sind die Jungs mit "Die Tiere schweigen"(Major Label/Broken Silence) in ihrer Szene weiter gut etabliert, aber wozu man heute noch wehklagenden DarkWave rezitieren sollte, weiß weder der Wind noch der Sturm (und Makarios bekanntlich auch nicht). 2
Da macht es THOMAS TRUAX besser. Seine Interpretaionen von "SONGS FOR FILMS OF DAVID LYNCH"(Psycho Teddy/SL Rec.) betören durch ein schmales Arrangement von stark vibratolastiger Gitarre und einer Stimme, die die eigentümliche Lynch-Atmosphäre bestens einfängt. Natürlich kann keiner "I Put A Spell On You" so spielen wie Sreaming Jay Hawkings selbst, trotzdem: 5
Das artwork will AURA DIONE zwar als laszive Schlampe verkaufen, tut damit der wandlungsfähigen und auch songwriterisch talentierten Dänin unrecht. Die Stimme erinnert stark an Tracy Chapman, dennoch ist "Columbine"(Music For Dreams/Universal) feiner elektronisch infizierter DreamFolkPop wie noch nie aus der Mode war. 4
Auch die Israelin MAI LEV lebt von der Kraft ihrer zarten Stimme. Die schwingt sich durch ebenso simple wie schräge und doch ohrwurmige Popsongs, wobei man sein Debut vielleicht nicht "Birthday"(Stilll/Off/Broken Silence) nennen sollte, wenn man Björk-Vergleiche vermeiden will. 4
Beinahe ohne Gesang kommt die französische Wave/Noise-Legende NORSCQ aus. Die sensationellen The Grief und die nicht zu unterschätzenden Von Magnet sind nur zwei seiner Ex-Bands, auf "Gelatinosa Substancia"(Staubgold) huldigt der Mann dem schönen Krach genauso wie beinahe poppigen Fingerübungen. Reguläre VÖ-Form ist übrigens der download, die CD ist nur ein "official bootleg". 4
Bei CLUSTER geht die re-issue-Reihe mit dem 76er Album "Sowieso"(Bureau B/Indigo) weiter. Roedelius und Moebius mit gewohnt-entspannten Synth-Charme, wobei dies eindeutig nicht die spannendste LP ihrer Karriere ist. Das angekündigte neue Werk hat mich leider nicht rechtzeitig erreicht, mehr dazu also im neuen Jahr. Guten Rutsch!

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