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JAYE JAYLE

Musik für die Zukunft

JAYE JAYLE

Bei seiner Band Young Widows setzt Evan Patterson auf stürmische Power-Trio-Wucht, seine Musik mit Jaye Jayle dagegen fußt auf der Erkenntnis, dass weniger manchmal mehr ist und ein Flüstern lauter sein kann als ein Schrei. Jetzt erscheint das beeindruckende neue Album der Band aus Kentucky: ´No Trail And Other Unholy Paths´ ist ein düsterer Soundtrack fürs Kopfkino.

Mit gerade einmal 11 Jahren hatte Evan Patterson beim Besuch eines Punk-Konzerts in einem winzigen Schuppen sein musikalisches Erweckungserlebnis, mit 14 war er das erste Mal auf Tour, doch auch 23 Jahre später brennt das Feuer noch hell in ihm.

„Die Musik ist meine größte Leidenschaft", sagt er bestimmt, als wir ihn vor einem Jaye-Jayle-Auftritt in Utrecht treffen. In Europa fühlt sich der Amerikaner besonders wohl.

“Musiker werden hier so viel besser behandelt“, erklärt er. „Auf Tour zu sein und sich nicht wie in den USA mit blöden Security-Typen und Soundleuten, die ihren Job hassen, herumschlagen zu müssen, empfinde ich als sehr inspirierend.“

Auf den letzten Gastspielreisen waren Jayle Jayle gleich doppelt im Einsatz: Erst spielten sie ihr eigenes Set und danach als Backingband von Emma Ruth Rundle, die seither auch abseits der Bühne Pattersons Partnerin ist.

“Mir gefällt es, einfach mal nur der Gitarrist einer Band sein zu können“, sagt er über seine Nebenbeschäftigung. „Ich empfinde es als sehr entspannend, nach unserem eigenen Auftritt auch noch mit Emma zu spielen.“

Die Idee zur gemeinsamen Tournee kam von Cathy Pellow, der Macherin des Labels Sargent House.

„Das ergab eine Menge Sinn, denn Emmas Fingerpicking und die Art und Weise, wie ich in den letzten vier Jahren Gitarre gespielt habe, ergänzen sich einfach ideal“, freut sich Patterson.

Auf ´No Trail And Other Unholy Paths´ geht es ums Suchen, ums Hinterfragen, um Entdeckungen. Das neue Album sei Musik für die Zukunft, wird Patterson von seiner Plattenfirma zitiert, aber wichtige Impulse dafür holte er sich dennoch in der Vergangenheit. Im oft dramatisch brodelnden Sound von Jaye Jayle spiegeln sich die Sparsamkeit des Neo-Folk, die experimentelle Repetition des Krautrock, die dunklen Seiten des Blues, der Nihilismus des Indierock aus dem Mittelwesten und die frühesten Gehversuche von Tangerine Dream wider.

„Es geht darum, dass man beim Hören der Musik die Zeit vergisst“, sagt er. „Läuft der Song jetzt seit zwei Minuten oder schon seit 17? Dieses Gefühl will ich mit Jaye Jayle einfangen.“

So sehr die neue Platte auch die konsequente Fortsetzung der Vorgängerwerke ist, ging Patterson doch auch betont neue Wege.

„Das Album unterscheidet sich von allem, was ich zuvor gemacht habe, weil es die erste Platte ist, die wir gemeinsam als Band geschrieben haben“, verrät er. „Zuvor habe ich die Songs vollkommen allein verfasst und erst dann die Band dazugeholt. Die neue LP ist nun viel weniger ein Soloprojekt als das, was Jaye Jayle in der Vergangenheit gemacht haben.”

Dass sich das ursprüngliche Nebenprojekt in Pattersons Musikerleben so in den Vordergrund drängt, war zunächst gar nicht geplant.

“Dann bekam ich die Chance, auf eine 42-Daten-Tournee mit Freakwater zu gehen”, erinnert er sich. “Zuvor hatte ich Jaye Jayle eher nebenbei fast wie ein Kunstprojekt betrieben, plötzlich wurde daraus eine richtige Band.”

Mit dem neuen Album erklimmt Patterson mit seinen Mitreiter Todd Cook (Shipping News, The For Carnation) am Bass, Neal Argabright (Phantom Family Halo, Freakwater) am Schlagzeug, und Corey Smith (Phantom Family Halo) an Keyboards und Percussion nun die nächste Stufe.

“Noch nie zuvor in meinem Leben war ich so stolz auf die Musik, die ich gemacht habe, wie bei dieser neuen Platte", gesteht er. “Ich hatte die Chance, mit Dean Hurley zusammenzuarbeiten, dem Mixer und Produzenten von David Lynch, und die Erfahrung war einfach nur fantastisch. Die Klangfarbe, die soundtechnische Sättigung der Platte, geht weit über alle Erwartungen hinaus, die ich je hatte.“

Aktuelles Album: No Trail And Other Unholy Paths (Sargent House / Cargo)

Foto: Kristin Cofer

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