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MADISON VIOLET

Bewegung im Alter

MADISON VIOLET

Als das kanadische Duo nach drei Jahren Abstinenz soeben wieder durch unsere Bundesdeutschen Konzert-Clubs tourte, dürften die meisten der treuen Fans, auf die die Damen seit Jahren zählen können, ganz schön überrascht gewesen sein, von dem, was sie dort erwartete. Nicht nur, dass Brenley McEachern und Lisa MacIsaac mit zwei zusätzlichen Musikern und jeder Menge Instrumenten angereist waren – auch das musikalische Programm, insbesondere das Material des soeben erschienenen, neuen Albums „Year Of The Horse“ war einer Rundumerneuerung unterzogen worden.

Zusammen mit dem italienischen Hit-Produzenten Tino Zolfo, den man über das gemeinsame Management des Landsmannes Hawksley Workman kennengelernt hatte, hatten die Damen die neuen Songs nämlich konsequent in Richtung Pop aufgebohrt.

„Wir wollten dieses Mal etwas anderes machen“, erklärt Brenley, „nämlich eine Scheibe, die von dem zehrt, was wir in unserer Jugend selbst gerne gehört haben. Ich bin zum Beispiel mit britischer Musik wie The Stone Roses oder The Cure aufgewachsen. Die Idealvorstellung einer Scheibe war für mich lange Zeit eine Mischung aus einer Neil Young Scheibe und The Cure. Popmusik war auch immer ein großer Bestandteil meines musikalischen Geschmacks. Lisa mag auch solche Musik und wir wollten so etwas auch mal mit unserer eigenen Musik ausprobieren.“

Aber von dem Bluegrass-inspirierten Folkpop, den Madison Violet bislang favorisierten hin zum chartstauglichen Pop ist es doch ein ganz schön weiter Weg, oder?

„Als wir ins Studio gegangen sind, haben wir deshalb haben wir auch Kreise um alle Arten von Musik gemacht, die wir mögen und beschlossen, alles als Einflüsse einzuschließen“, meint Brenley. Was war denn der Auslöser für den Gesinnungswandel? „Meine Familie und meine Mutter haben unsere Musik immer unterstützt“, erklärt Lisa, „aber insbesondere meine Mutter hatte mir zuletzt immer wieder gesagt, sie hätte gerne mal etwas, wozu sie im Takt wippen könne – und das ist mit der Grund, warum wir die Scheibe in dieser Art gemacht haben. Man sollte Lust bekommen, zum Tanzen auszugehen, wenn man die neuen Songs hört.“

Nun ist das Publikum von Madison Violet aber doch etwas ganz anderes gewohnt: Die Konzerte von Madison Violet sind doch meistens bestuhlt.

„Das ist in der Tat ein Problem, dass unser gegenwärtiges Publikum ein sitzendes ist“, stimmt Brenley zu, „auch auf der letzten Tour war das schwierig, das Publikum dazu zu bewegen, aufzustehen und mitzumachen. Auf der anderen Seite wollten wir aber nicht unbedingt eine Disco-Scheibe machen. Es ist einfach organisch so passiert. Weißt Du: Wir werden langsam älter – wir müssen uns bewegen. Und unser Publikum soll einfach eine gute Zeit haben – und womöglich noch etwas dabei trainieren.“

Haben Madison Violet denn für dieses Projekt auch ihr Songwriting irgendwie verändert?

„Wir sind dieses Mal mit ca. 20 fertigen Songs ins Studio gegangen“, erklärt Brenley, „aber wir haben erstmalig mit dem Produzenten Tino Zolfo zusammengearbeitet und haben dann etwas getan, was wir vorher noch nie gemacht hatten: Wir haben einige Songs zusammen mit Tino komplett neu geschrieben.“

Tino ist auch ein Soundfrickler und begeisterter Keyboard-Sammler, der Brenley und Lisa immer wieder mit neuen Klang-Ideen überraschte, was zudem den poppigen Charakter des neuen Materials erklärt. Eines freilich hat sich nicht geändert: Brenley und Lisa schreiben immer noch Songs über Geschichten aus ihrem persönlichen Umfeld – und deshalb ist ´Year Of The Horse´ - trotz aller Neuerungen - am Ende auch ein typisches Madison Violet Album geworden.

Aktuelles Album: Year Of The Horse(India /RTD)

Foto: Ivan Otis


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