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YO LA TENGO

Fucks & Fakes

YO LA TENGO

Das letzte Yo La Tengo-Album „I Am Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass“ liegt bereits drei lange Jahre zurück. Da kommt doch Anfang des Jahres die CD „Fuckbook“ daher, deren Urheber sich als Condo Fucks outen. Ja und? Wäre ja nichts Besonderes, wenn da nicht unübersehbar ein Sticker auf dem pissgelben Cover prangen würde: „This is not the new Yo La Tengo-Album.“

Condo Fucks auf Covertour

Wie jetzt? Sind Condo Fucks denn nun Yo La Tengo? Aber ja doch. Die Bandmitglieder sind identisch, nur tragen sie veränderte Namen oder auch nicht: Georgia Condo am Schlagzeug, ist – wir ahnen es schon- Georgia Hubley. Kid Condo ist Ira Kaplan und spielt natürlich Gitarre. Bassist James McNew ist James McNew. Die Truppe verwurstet garagenrockmäßig Klassiker von The Small Faces, Richard Hell, Beach Boys, Electric Eels, Troggs, Flaming Groovies und Slade. Warum kommt einem das bloß so bekannt vor? Bereits 1990 wurde unter dem Titel „Fakebook“ eine Platte veröffentlicht, auf der sich ausschließlich Coverversionen befanden. Von Cat Stevens, Gene Clark oder The Kinks. Wer hat´s damals verbrochen? Richtig, Yo La Tengo.

„Also konnten wir doch nicht als Yo La Tengo das gleiche Konzept nehmen und dann auch die CD „Fuckbook“ nennen“ ereifert sich Ira Kaplan, „aber was wollt ihr denn, es gibt doch mit „Popular Songs“ eine neue Scheibe. Ganz original von uns.“



Der freie Lauf der Dinge

Leibhaftig haben sich Yo La Tengo zu zwei doch sehr speziellen Gigs nach Hamburg und Berlin aufgemacht. „The Freewheeling Yo La Tengo Show“ nennt sich die Aktion. Und das ist was? Georgia Hubley steht mit Rat und Tat zur Seite:

„Wir spielen zunächst ein paar unserer Songs. Dann gehört unsere ganze Aufmerksamkeit dem Publikum und jeder kann uns befragen. Das kann sehr lustig werden. Es kann alles und nichts gefragt werden. Und wenn etwas dabei ist, was uns an einen Song von uns erinnert, dann spielen wir genau den.“

Na, da wird sich das Auditorium doch einfach Songs wünschen? Ist das Publikum nicht von Natur aus mit der Haltung ausgestattet, so, jetzt unterhaltet mich mal? Ira Kaplan kann von der Hamburger Show ein Lied davon singen:

„Gleich die erste Frage war ein Stückewunsch. Aber da haben wir gleich gekontert. Okay, das Stück spielen wir. Aber erst nach der ersten echten Frage.“

Es entspinnt sich dann ein wunderbares Frage-Antwort-Musik-Spiel. Eine schöne Überraschungsaktion. Für beide Seiten. Dabei werden Stücke zutage gefördert, die 25 Jahre auf dem Buckel haben. Dabei fällt auf, wie wenig Bands es doch gibt, die länger als 20 Jahre „independent“ im ursprünglichen Sinne des Wortes agieren. Schon das alleine macht Yo La Tengo besonders.



Popular Songs

Was aber haben Yo La Tengo die ganze Zeit gemacht, dass sie aktuell mit Albumtitel darauf hinweisen müssen, dass sie „Popular Songs“ im Bauchladen haben?

„Wir haben noch nie einen Albumtitel gewählt, der eindeutig gewesen wäre. Ist doch langweilig“, sagt Georgia Hubley, „aber der Job des Fallenstellers, der hat uns schon immer gefallen. Alle Stücke auf dem Album klingen nicht normal. Zunächst. Nicht das sie verrückt wären. Das nicht. Wir spielen einfach immer die Musik, die uns gerade im Kopf herumspukt. Also das, was gerade im Moment unsere populären Songs sind.“

Man sollte also keine Vergleiche mit den restlichen Produktionen von Yo La Tengo anstellen, um herauszufinden, was denn nun das Populäre ist. Bei einem aber macht ein Vergleich Sinn. In produktionstechnischer Hinsicht. Das nun vorliegende Album ist komplett im Proberaum der Band aufgenommen worden.

„Das Ursprüngliche dabei, kommt einer Platte natürlich unglaublich zugute“, erklärt Georgia Hubley, „dass wir an einem Ort aufgenommen haben, den wir in- und auswendig kennen und in dem wir uns wohlfühlen, das ist in jeder gespielten Note verewigt. Alles war sehr viel spontaner und kreativer. Und auch alles wurde mitgeschnitten.“

Das Einzige was dann doch nicht im heimischen Umfeld stattfand, waren die Gesangsaufnahmen und die Streicher. Die wurden in Nashville dazugepackt. Dort wurde auch der letzte Mix gemacht. Herausgekommen ist ein Album, das sich prima in die Riege der ganzen Neo-Hippie-Veröffentlichungen einreihen könnte. Nur dass Yo La Tengo das Hippieleben noch aus eigener Anschauung kennen. Genau das unterscheidet „Popular Songs“ auch gleichzeitig wieder. Denn diese eigenartige verträumt-sphärisch, psychedelische Melodie-Stimmung, die in einem fast meditativem Klangteppich kulminiert, die kriegen so eben nur Yo La Tengo hin. Einzigartig. Diese zwölfte CD der Band, für die es Zeit wurde veröffentlicht zu werden..

Aktuelles Album: Popular Songs (Matador / Beggars / Indigo)

Foto: Steve Gullick

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