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AGNES OBEL

13.11., Kulturkirche Köln

Wenn in einer Kirche andächtiges Schweigen bei den Besuchern herrscht, vermutet man als dessen Ursache eher einen Gottesdienst denn ein Pop-Konzert. Dass diese Vermutung an diesem Abend nicht zutreffend war, lag an vier Frauen, die mit ihrer Musik den Raum sachte füllten und damit die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums erlangten.

Die Kanadierin Erin Lang aus Montreal durfte ihr Können eine halbe Stunde lang präsentieren und überzeugte mit ihren sehr ruhigen Songs, bei denen sie sich meist mit einer verhallten E-Gitarre, aber auch mit einem Bass und mit einem Omnichord begleitete. Schade nur, dass ihre Stimmbänder die Flexibilität von Kristallglas zu haben scheinen; daran sollte sie noch arbeiten.

Als dann Mika Posen, Anne Müller und – dem Orte angemessen ganz in Weiß gekleidet - Agnes Obel die Bühne betraten und ihre Plätze einnahmen, die Scheinwerfer die Bühne mit rotem Licht fluteten, und die ersten Töne von „Louretta“ erklangen, tauchte man unvermittelt in ein Konzerterlebnis der besonderen Art ein. Und spätestens mit dem zweiten Stück „Philharmonics“ - als die Dänin zum ersten Mal ihre Stimme anhob - wurde deutlich, dass der Auftrittsort sowohl vom atmosphärischen als auch vom akustischen Aspekt her perfekt gewählt war, denn der seidige, fast schon ätherische Gesang schwebte wunderbar leicht über dem musikalischen Fundament aus sehr gut aufeinander abgestimmten Klavier, Cello und Geige. Es schien geradezu so, als würden die Drei mit ihrer Musik und mit der Szenerie verschmelzen. Besondere Erwähnung verdient in dem Zusammenhang auch die Lichtmischerin, die die Bühne beständig in ein sehr stimmungsvolles Licht tauchte. Die Ansagen übernahmen Obel (in Deutsch und Englisch) und Müller im Wechsel. Während Letztere dabei auch erfolgreich die „Fotografen“ in den ersten beiden Reihen dazu „ermunterte“, ihre Kameras und Smartphones abzulegen und das Konzert mit all ihren Sinnen zu genießen, erzählte Obel auch davon, wie bei ihrem ersten Auftritt in Köln der Song „Riverside“ völlig daneben geriet und sehr niedergeschlagen darüber war. Ähnliches blieb ihr an diesem Abend erspart, denn das Konzert blieb von Anfang bis zum Ende ein absoluter Hochgenuss ohne Fehler oder technische Probleme. Die am Ende gebotenen stehenden Ovationen des Publikums dürften jedenfalls vornehmlich als besondere Art der Beifallsbekundung für die gebotenen künstlerischen Leistungen und weniger als Ergebnis ungewohnt starrer Sitzgelegenheiten zu werten sein.

Aktuelles Album: Aventine (PIAS)

Text: Marco Pawert

Foto: Gerhard Kraus
Weitere Infos: http://www.agnesobel.com/


Dezember 2013
AGNES OBEL
DAUGHTER
LEE RANALDO AND THE DUST
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