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MARC-UWE KLING

Qualityland

Ullstein Verlag, 384 S., 18,00 EUR

Der Vater des Känguruhs (diesen Leumund wird Kling sicher nie wieder los) hat sich nach all den höchst erfolgreichen (Kurz)Geschichten und Slam-ereien an seinen ersten Roman gewagt. Der entspricht den Erwartungen, ist lustig und doch klug, manchmal vielleicht etwas nerdig. Es ist eine volldigitale Zukunft, die Kling visioniert, alle Angaben zu Zeiten, Mengen und Massen sind daher hochpräzise, meist zu 81,92%. In dieser dystopischen Welt ist die digitale Durchleuchtung vollkommen und der nächste Staatschef könnte ein Roboter sein. Jener wiederholt munter Vonneguts Diktum "We are what we pretend to be, so we must be careful about what we pretend to be.", konstruiert wundervolle grammatikalische Wendungen wie "werde auch ich aufgehört haben zu sein" und ist überhaupt weit weniger unsymphatisch als sein menschlicher Gegenkandidat. Inmitten des Wahlkampfes stolpert ein gescheiterter Konsument durch sein Leben, rettet defekte Roboter vor der Schrottpresse und tritt mehr oder minder zufällig den Kampf gegen die allmächigen Algorhythmen, das hinter ihnen stehende System und dessen Profiteure an. Die eingestreuten technikphilosophischen und netz-ethischen Exkurse wirken manchmal bemüht und hemmen den "flow" des Textes, gleichwohl sind sie ein vermutlich guter (wenn nicht der einzige) Weg, "die Jugend" an Vonnegut, Wiener et al. heranzuführen und den Lesern Wichtiges zu Kybernetik, Netzökonomie und Überwachung, aber auch zu Lösungsansaätzen und radikalen Gesellschaftsutopien (hier winkt das Känguruh!) näher zu bringen.
Weitere Infos: › www.marcuwekling.de


Oktober 2017
ANDREA HEJLSKOV
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