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YVONNE FIEDLER

Kunst im Korridor

Ch. Links Verlag, 400 S., 39,90 EUR

Da es sich bei diesem Buch um die Dissertation der Leipziger Kunstgeschichtlerin Fiedler handelt, wird das hochinteressante und von vielerlei Mythen umrankte Thema "Private Galerien in der DDR zwischen Autonomie und Illegalität" hier wissenschaftlich und also recht nüchtern beleuchtet. Neben der überfälligen, für eine historische Betrachtung und Einordnung notwendigen statistischen Datenerhebung werden in drei Blöcken auf Recherchen in (Privat)Archiven, Stasiunterlagen und vielen persönlichen Interviews mit Aktivisten basierende "Einzelfallstudien" angestellt: Die zum guten Teil noch in Traditionen der Weimarer Jahre wurzelnden Kunsthandlungen und Galerien der 50er/60er Jahre, die durchaus auch politisch motivierten, deshalb aber nicht zwingend antisozialistischen Projekte der 70er und frühen 80er Jahre und die das System einfach weitgehend ignorierenden, dann intensiv mit übergreifenden subkulturellen Phänomenen (Musik, Performance usw.) verflochtenen Galerien der späten DDR. Die sehr unterschiedlichen Hintergründe und Ziele werden detailliert analysiert und so kommt Fiedler u.a. zu dem durchaus überraschenden, aber keineswegs falschen Fazit, dass die Galeristen in den Abrißhäusern der späten 80er bürgerlich-individualistische Traditionen bewahrten, ohne das selbst so genau zu bemerken. Das auf dem Cover abgedruckte Plakat lud übrigens zu einer Ausstellung von Gudrun Höritzsch in das Karl-Marx-Städter "Atelier Schüller" ein - mit Vernissagenmusik der AG Geige. Those were the days...
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Juli 2013
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