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QUICKSILVER

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Sommerzeit = Reisezeit, Zeit für Musik aus fernen Landen, also:
VIGÜELA ist eine 5köpfige Truppe aus Castilia-La Mancha (remember Don Quixote?) und gehört zur streng authentischen Fraktion der Folkloristen. Mit "Temperamento"(alle ARC Music) stellen sie das unter Beweis, da schnattern dann schon mal die Gänse im Hintergrund oder ein Rotschwanz schnalzt vergnügt, wenn zu typischem Kastagnettenklappern die Rebek fidelt oder jemand verzückt die Bandurria zupft. Hier atmet trotz allem Purismus jeder Vers Rhythmus, jede Melisme verströmt Lebensfreude (oder Liebesleid) und Spaß an der Musik. 4
Aus Afrika kommen 3 CDs auf den Rezensententisch, zunächst NII OKAI TAGOE, der sich für "West To West" einige auch im westlichen Popkontext (von UB40 bis Amy Winehouse) renommierte Sessionmusiker einlud und so seinen mit virtuoser Perkussion flockig fundamentierten AfroPop mit knusprigen Bläsersätzen und fetten (Reggae)Basslinien garnierte. 3
Die Italo-Äthiopierin GABRIELLA GHERMANDI huldigt Tewodros II, der von 1855 bis 1868 Kaiser von Äthiopien war und heute als Nationalheld gilt. "Ethiopia Celebrating Emperor Tewodros II" heißt denn auch ihre CD, die nicht ohne Grund direkt in die World Music Charts Europe einstieg. Eine charaktervolle Stimme, sensible musikalische Arrangements zwischen Exotik und Tradition, exquisite Musiker. 4
Der Sampler "Beyond Addis Vol. 2"(Trikont/Indigo) präsentiert insgesamt 14 hoch virtuos, aber auch voller Inbrunst gespielter JazzFunk-Smasher, wie sie in den 70ern wohl aus den Diskotheken Addis Abebas schallten. Leichtfüßig und doch mit den stampfenden Wurzeln afrikanischer Stammesrhythmen trommeln sich nur Experten bekannte Könner durch ihre funky Nummern, darüber fliegen entrückt-ekstatische Saxophonlinien und psychedelische Orgeln. Groovy! 4
"1961-2014: An Anthology Of Turkish Experimental Music"(Sub Rosa) ist eine Kompilation mit ganz anderer Exotik. Auf 2 CDs werden zwar auch hier weitgehend unbekannte KlangKünstler vorgestellt, die befassen sich jedoch mit eher abseitigen Sounds. Ob strenges, akademisch orientiertes Experiment, freies Spiel mit Noiseschleifen oder soundscapes aus türkischen Straßenbahnen, es gibt wie immer viel zu entdecken. Die Kommentare im booklet hätten aber gern etwas ausführlicher ausfallen dürfen. 4
Eher an die Freunde smoother DanceBeats wendet sich die "Compost Black Label Series Vol.6"(Compost/Groove Attack). Sehr schick, sehr cocktail-kompatibel, sehr "Munich". 3
.KLEIN vertraut allein auf sich und die Kraft der Maschinen. "Bengal Sparks"(Spezialmaterial/Believe Digital) könnte klangtechnisch manchmal eines der nun allerorten auftauchenden illegitimen Prince-Bälger (mit IndieGitarrenMutter) sein, wäre das Songmaterial dafür denn nicht doch etwas zu schwach. 2
FEMME ist eine Britin, die mit ihrem kleinen (Blog)Hit "Fever Boy" ein durchaus anständiges Stück rauer GirlDiscoPower vorlegt. Allerdings ist der Rest von "Debutante"(Ferryhouse Prod./Warner) auf Dauer zu beliebig plastikpoppend, zu sehr GlitzerModeWelt, zu sehr Rummelplatz, zu wenig dauerhaft. 2
HHEAVEN mit 2 H gehen mit "A Single Rose"(Aagoo) an den Start. Schön relaxter Indiepop. Oder doch elektronischer IndieFolk? Oder IndieDisco? Oder was? 3
Auch FRANCESCA LAGO mag Folk und Pop und Indie, verbindet dies auf "Mirrors In The Sun"(Urtovox/T3 Rec.) aber noch geschickter. "The Desert" ist exemplarisch: erst fragil und melancholisch, aber nach 3:20 Min. bricht sich lupenreiner ShoegazeSpeedPop Bahn. Für knappe 60 Sekunden. Dann ist der Sturm vorbei und die See wieder ruhig. Hörenswert! 4
Die norwegischen CAZADORES spielen auf "Afterglow"(Arch Rec./ACT) den furchtbaren Stadio(Indie??)Rock mit dem schon Coldplay viele Ohren verstopfte. Besonders schlimm, dass die prägnanten Melodien notorische Ohrwürmer sind und einen so länger durch den Tag begleiten, als es die im Grunde banale Musik verdient hat. 2
THE FROZEN BORDERLINE ist das Soloprojekt vom Sänger der Blue Angel Lounge. "Sadness As A Gift"(8MM Muisk/Cargo) heißt nicht umsonst so - zur Akustikgitarre gegen eine Noisewall ansingen macht sicher traurig, vielleicht sollte sich der Junge noch ein paar Wochen auf der Weide ausruhen? 2
Dann lieber WILLIAM WILSON mit "Whispers: A Scar Is Born"(Seahorse Rec./Audioglobe). Da werden schon mal drei verschiedene acc.-git.-Melodien zugleich gegeneinander (aus)gespielt und zu brummenden Snyths flirren knisternde drummachine-Effekte durch die Kanäle - schön komplex schön. 4
ERIC COPELAND spielt(e) sonst bei Black Dice und den Terrestrial Tones und hat auch solo schon einige wirklich verrückte Platten gemacht, aber wie er auf "Black Bubblegum"(DFA/PIAS) psychedelische Basslinien mit elektronischen weirdo-Chöre verbindet, das hat schon was. Wer sich das Undenkbare vorstellen kann - das hier klingt wie Residents in dub! 4
MICK HARVEY darf das: auch die dritte CD mit englischen Deutungen von Gainsbourg-Songs ist schlicht genial. "Delirium Tremens"(Mute/GoodToGo) überzeugt mit jeder Note, ob das unbeschwerte "Coffee Colour" oder das deutbare, als Deutschlandlied-mashup gepielte "SS C'est Bon" - so müssen Lärm und Liebe, Anspruch und Pop verknüpft werden! 5
KEIN ZWEITER beweist mit seiner LP "Teilstück für totalen Schwung", daß er einer der besseren DAF-Klone ist. Aus der Zeit gefallen, aber konsequent und mit Extrapunkt für den prima Titel. 4
JÜRGEN ECKLOFF hingegen widmet sich auf "Angeflanschte Fugenstücke"(beide 90%Wasser) feinstofflichen Klangcollagen, die gern allein aus knarrenden Türen, klackerndem Zeugs, schabenden Ekligkeiten und ähnlichen Antigeräuschen destilliert werden und trotzdem bzw. genau deshalb hochspannend sind. Auch hier ein Extrapunkt für schicke LP- und Tracknamen (Bei Wanzen Geld zurück!). 5
Auch YANNIS KYRIAKIDES WITH SLAGWERK DEN HAAG & SILBERSEE liebt Knistereien. Seine "Lunch Music"(Unsounds) lehnt sich an Burroghs an und besteht zu weiten Teilen aus Sprach- und Klang(ver)zerrungen. Beispielhaft in "Speed Days": kunstvoller Gesang, Schreien, heftige Perkussion mit Elektrostützung und div. Schaurigkeiten aus Schaltkreisen, hier sogar mit einem erahnbaren beat. 5
NORMAN WESTBERG liebt drones, was bei einem Swans-member nicht verwundert. Das erste der beiden seitenfüllenden Stücke auf der LP "The All Most Quiet" ist eher rauer Ambient, "Sound 2" zärtlicher und feenhafter, aber immer "dronig". 4
Gleich zwei CDs der aus dem Coil-Umfeld stammenden BLACK SUN PRODUCTION erfahren eine LP-re-issue: "Dies Juvenalis" und "Toilet Chant"(alle Hallow Ground). Für letztere wurde Jhonn Balance' Stimme aus dem Geisterreich zurückgeholt - passt prima zum endlosen Knarzen, Wallen und Klappern. Erstere begeistert als Triptychon mit mächtigem Donnern, exotischen Flöten, Xylophon und Schamanentrommeln bzw. hallenden voc-Schichtungen zu zirpender Elektronik. Well done. 5
OISEAUX-TEMPÊTE spielen auf "Unworks & Rarities (2012-2015)" unterschiedliche Effektgitarrenstudien. Sehr gern lang und verschachtelt, auch mit field-recordings oder Synth-Zugaben garniert, aber doch etwas ungenau und zu verspielt. Mit dabei: Christine Ott an den selten zu hörenden Theremin-ähnlichen Ondes Martenot. 3
PAULINE OLIVEROS + MUSIQUES NOUVELLES schenken uns "Four Meditations/Sound Geometries"(beide Sub Rosa). Der erste der beiden 20Minüter ist mit seinen Wortfetzen, fraktalen Klängen und Atonalismen manchmal wirklich "typisch Neue Musik", der zweite ist meditative Kammermusik, feiner, auch konventioneller und endet doch in einem Klangbild á la Zeitkratzer. 3

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