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QUICKSILVER

V.A.

Fado's not dead - auch wenn man jetzt im Frühling für diese Form von Gesangskunst vielleicht nicht hinreichend melancholisch gestimmt ist, möchte ich euch "Canto"(Warner) ans Herz legen. Eingehüllt in zarte Arrangements aus der Fadogrundzutat "guitarra portuguesa", die aber u.a. durch Einwürfe von Streichern und gelegentlich ein wenig Akkordeon akzentuiert werden, huldigt CARMINHO hier der Tradition. 3 Auch der alte Recke STEVE SKAITH widmet sich dem kulturellen Erbe, auf "Latin Quarter Bare Bones"(Westpark Music/Indigo) geht es allerdings um die alten Songs seiner eigenen Band. Davon hat er einige ausgewählt und bis auf die nackten Knochen ausgezogen. Will sagen, die Stücke klingen jetzt beinahe so wie damals als Demos - nur (vom Bandkollegen Steve Jeffries) sauberer produziert. Es geht dabei weniger um die Hits, als um B-Seiten (wobei es bei "No Rope As Long As Time" anno 1985 ja die Flipside "Radio Africa" war, die durchstartete) und andere Sachen, die bisher vielleicht zu wenig beachtet wurden. Pur & schön und als Bonus gibt’s "Wounded In Action" als Piano/Cello-Ballade von Jeffries Tochter Becky CJ. 4 Die WHISKYDENKER wiederum handeln mit ganz anderen Antiquitäten: hier geht es um deutsche Fassungen alter Jazz- und Swingsongs (und einige Eigenkompositionen zwischen Dixieland und Charleston). "Ballhaus Miezen"(Poets Club Rec./Broken Silence) ist sauber und stilsicher gespielt, durchaus unterhaltsam und auf jeden Fall charmant. Wäre da nicht die Stimme von SängerTrompeter Florian J. Wiese, dessen Vorbilder nach eigenem Bekunden Hildegard Knef und Lemmy Kilmister sind und der mit seiner marschierenden Reibeisenstimme zumindest bei mir den Spaß etwas schmälert. 3 Wütender und ungestümer sind ISOLATION BERLIN, von denen man sich meiner Meinung nach noch einiges erhoffen darf. Nach der melancholischen Debut-EP "Aquarium" schieben die vier nun ihren "Körper"(Staatsakt/RTD) nach. Das ist "ProtoPop", der sich u.a. auf Tocotronic beruft, dem jede Weinerlichkeit fehlt und der für die Band auch textlich einen großen Schritt nach vorn bedeutet. 4 Szenenwechsel: PICASTRO frönen auf "You"(Function Rec.) wildem AntiFolk-Geheul (bei "February" ganz wörtlich zu nehmen) oder DoppelGesang zu psychedelischem Gitarre/Geige/Drums-Krams. Verschwurbelt im Quadrat. 3 Gibt es eigentlich psychedelischen Punk? Wer sich das fragt, sollte "Looks"(Aagoo Rec.) antesten, denn wenn jemand diese Gegensätze verbindet, dann der kalifornische Dreier PRETTIEST EYES. Rauh und trotzdem voller lava-bubbles! 3 Auf ihrer EP "Lost Drive Water Exit"(Black Basset Rec.) liefern ED WOOD JR aus Lille 20 Minuten druckvollen InstrumentalRock für etwas übernervöse, Fuck-Buttons-affine Mathe-Leistungskursler ab. Was von mir kein bisschen böse gemeint ist. 3 Ein "Toucan"(Structure Rec.) ist einer dieser großschnabeligen Vögel, oder? Genau - oder! Oder eine symphatische Platte voller Gitarrenarpeggien, nervösen drumpatterns und schwebenden Synths sowie einigen netten ElektroStörungen von L'OBJET. Die beiden spielen hier, in einem latent an 70ies-SF-Serien-Sounds erinnernden Klangdesign schwelgend, eine ADS-Fassung von Durutti Column. 3 Gleich mit den ersten Akkorden des openers "The Flying Pyramid" zieht mich THOUSAND, ein Bandprojekt des Franzosen Stéphane Milochevitch, auf dem "s/t"(Talitres/RTD) Album in seinen Bann. Über einem afrikanisch verkleideten Beat schwebt eine fröhliche Gitarrenspur und stützt den freundlichen Gesang. Auf diese zarte PopFolk-Weise geht es dann noch 40 Minuten sehr angenehm weiter. Nichts für die Ewigkeit, aber ganz sicher etwas für einen, für diesen Sommer! 4 Eine etwas andere, jedoch nicht minder nette Form der musikalischen Unterhaltung - garantiert ohne Ohrenschmerzen oder unangenehm lange Nachwirkungen - bietet das Debut der Düsseldorfer Gilles-Patterson-Lieblinge GRANDBROTHERS. "Dilation"(Film Rec./Word&Sound) basiert auf minimalistischen PianoPatterns, die lieblich restrukturiert auf sanfte Basslinien und einen dezenten GrundBeat treffen, sich zu einigen Höhenflügen verleiten lassen und doch ihre wahre Bestimmung, nämlich das sanftmütige Kokon-ieren des HörKonsumenten, niemals verfehlen. Dass die ambitionierte Herstellung sämtlicher Sounds auf einem elektronisch präparierten Flügel erfolgte, ist dabei eher für die nerds wichtig. 4 Jene begeistern sich aber sicher sowieso mehr für "God's Hand"(Break World Rec./Cargo) von HOT SUGAR. Was aber nützt die pedantische (dabei durchaus interessante und in gewissem Sinne auch unterhaltsame) Auflistung sämtlicher Samplequellen und SoundTools auf dem digipack, wenn das alles im ewig gleichen Soundbrei verquirlt wird - hallendes SchleppBeatLooping zum 246. ! 2 SHLOMO wildert in ähnlichen Gefilden erfolgreicher. Auf "Dark Red"(Matador/Beggars Group/Indigo) werden die zwischen IDM und Jungle oszillierenden elektronischen Sounds vor einen düster-bösartigen Hintergrund gestellt, der tatsächlich etwas "doom" in die Platte bringt. Das Info verweist auf Boards Of Canada und Burzum - könnte stimmen. 3 Womit wir beim Experimentellen angelangt sind: Die akustischen Konsequenzen der Zufallsbegegnung eines amoklaufenden Flipper-Automaten mit einer freien Posaune in einem FluxusBett dokumentiert die herrliche LP "Double Automatism"(Karlrecords) von YASUNAO TONE-TALIBAM!-SAM KULIK. Das New Yorker Noise-Duo lud den Posaunisten Kulik zu seiner Session mit dem japanischen Künstler, um gemeinsam 2x18 min. lang richtig schön Krach zu machen. 4 JOHANNES FRISCH & RALF WEHOWSKY stellen hingegen die Frage "Which head you're dancing in?"(Monotype Rec.) und die beantwortet das große, aber nicht immer großartige SoundChaos auf dieser aus Myriaden von samples, loops & beats zusammengeklebten CD nur bedingt. Denn trotz meiner Affinität zu freier Musik fehlt mir hier der rote Faden und/oder sinnstiftende Zusammenhang. 2 Ganz anders die Kollaboration der Can-Ikone mit dem 40 Jahre jüngeren Kölner Drummer: JAKI LIEBEZEIT & HOLGER MERTIN nennen ihre Arbeit schlicht "Aksak"(Staubgold/Indigo) und genau daran (also am türkisch-orientalischen Trommelerbe) orientieren sich die 13 tracks auch. Wilde Ungeradheiten im Beat, dazwischen etwas elektronische Verzierung und sogar einige Gitarren (oder etwas ähnliches). Really groovy, really mindexpanding! 4



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