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FAYE WEBSTER

Musik für Millionäre

FAYE WEBSTER

Bereits im zarten Alter von 14 Lenzen begann Faye Webster aus Atlanta, eigene Songs zu schreiben. Deswegen ist es jetzt vielleicht auch nicht so überraschend, dass ´Atlanta Millionaires Club´ nun – mit 21 - bereits ihr drittes Album als Songwriterin ist. Und das, nachdem sie zuvor bereits in der Hip Hop Szene Atlanta's erste Erfahrungen als Musikerin sammelte – zunächst in dem Rap-Kollektiv PSA und dann als Gastsängerin für das Hip Hop Label Awful Records.

Nebenher arbeitet sie auch als Fotografin und Model. So richtig langweilig wird es offensichtlich nicht für Faye Webster – und insofern ist es dann auch klar, dass sie keineswegs einem echten Millionärs-Club angehört und sich etwa dem Müßiggang hingibt.

„Nein – das ist der Name einer Gruppe von Freunden, der mein Vater angehört“, erläutert Faye, „das war zunächst nur als Witz gedacht – ist aber dann doch zu einer ernsthaften Sache geworden, denn die Sache dauerte länger, als sie geplant war und die Gruppe gibt es noch bis heute – was ich ziemlich cool finde.“

Fayes Musik ist ein eigentümlicher Mix aus Southern Swing, Soul, R´n´B, Folk und Country-Elementen. Worum es auf Faye's neuem Album also geht, wird ziemlich schnell offensichtlich: Um sie selbst und ihre Herkunft aus den Südstaaten.

„Ja, das stimmt wohl“, bestätigt sie, „ich nehme das schon gar nicht mehr wahr, aber es ist wohl immer irgendwo da. Ich denke, das ist allgemein so. Es kommt nicht darauf an, woher Du stammst – man trägt immer kleine Stücke davon mit sich durchs Leben. Natürlich hört man das in meiner Musik. Das ist dann natürlich auch auf meinem dritten Album so.“

Wie kam denn überhaupt der wilde Stilmix zustande, den uns Faye heutzutage präsentiert?

„Ich bin mit jeder Menge Western Swing Musik und Americana aufgewachsen“, erläutert sie, „weil das die Musik ist, die meine Eltern gehört haben. Das war dann sozusagen unfreiwillig. Dann ist das aber so, dass Atlanta eines der größten Hip Hop-Zentren der USA ist – und das hat mich dann direkt beeinflusst. Ich weiß nicht, aber ich denke das ist bis heute auch ein Unterton in meiner Musik wahrnehmbar. Meine Musik hat sich nicht bewusst entwickelt. Ich denke, dass das, was Du heute hörst, einfach ein Ergebnis davon ist, wie vielen verschiedenen Dingen ich ausgesetzt war, als ich aufwuchs.“

War das denn ein solitärer Prozess? „Also meine Songs schreibe ich alleine“, führt Faye aus, „ich fühle mich nicht wohl dabei, mit anderen Leuten zu schreiben. Aber durch meine Zeit bei AWAL-Records habe ich Erfahrungen sammeln können, wie man mit anderen Leuten zusammen arbeitet. Ich habe auch viel von anderen gelernt. Was mich aber heute ausmacht, ist der Umstand, dass ich ziemlich unabhängig bin und mir selbst vertraue.“

Was ist für Faye Webster musikalisch besonders wichtig?

„Ich weiß nicht“, meint sie – und das tut sie oft, „ich mag es einfach, kleine imperfekte Dinge in meiner Musik passieren zu lassen. Ich mag kleine Fehler und Zufälle. Ich schreibe den Song aber jeweils, ohne großartig über solche Dinge nachzudenken und bringe ihn dann, wenn er fertig ist, zur Band und schaue, ich welche Richtung ich ihn lenken möchte, oder in welche Richtung er sich selbst entwickelt. Aber über so etwas denke ich beim Schreiben wirklich nicht nach.“

Was übrigens nicht bedeutet, dass Faye's Scheiben kein Produktionsvolumen besitzen. Da spielt sich jede Menge im Hintergrund ab, was dann für ein zuweilen sogar üppiges Klangbild sorgt.

Was im Falle von Faye Webster vielleicht am auffälligsten ist, ist, dass sie in ihren persönlichen, offenherzigen, humorvollen aber auch ziemlich direkten Texten eigentlich mehr über sich verrät, als auf Nachfrage im direkten Gespräch. Faye Webster, so scheint es, lässt also lieber ihre Musik für sich (und sie) sprechen. Und das ist ja prinzipiell keine schlechte Sache – und im Falle von ´Atlanta Millionaires Club“ auch durchaus erleuchtend – zumal die Texte im Booklet des Tonträgers gleich mitgeliefert werden.

Aktuelles Album: Atlanta Millionaires Club (Secretly Canadian / Cargo)

Foto: Eat Humans

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