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TEENAGE FANCLUB

„Wir stöpseln ein und folgen unseren Instinkten.“

TEENAGE FANCLUB

25 Jahre ist es inzwischen her, dass Teenage Fanclub mit dem Album ´Bandwagonesque´ die Indierock-Welt im Sturm eroberten, die LP vom einflussreichen amerikanischen Spin Magazine noch vor Nirvana, Primal Scream und My Bloody Valentine zum Album des Jahres gekürt wurde und Kurt Cobain die Schotten zur besten Band der Welt erklärte. Trotzdem sind die fünf Sympathieträger aus Glasgow immer noch hier. ´Here´ heißt auch ihr dieser Tage erscheinendes zehntes Album, ihr erstes seit sechs Jahren.

Eigentlich hat sich in all den Jahren nicht viel verändert für die drei Sänger und Songwriter Norman Blake, Raymond McGinley und Gerard Love und ihre langjährigen Mitstreiter Francis Macdonald und Dave McGowan an Schlagzeug und Tasten. Sicherlich, inzwischen sind die Haare kürzer und die Schläfen ergraut, die schlabbernden Karohemden gegen gemütliche Pullover eingetauscht, doch ihrer ureigenen Melange aus Indie-Sensibilität, großem Ohrwurm-Potenzial und makellosen Westcoast-Folk-Harmonien sind Teenage Fanclub bis heute treu geblieben.

„Das stimmt. Damals wie heute geht es uns in erster Linie um originelle Melodien“, bestätigt Norman Blake, als er gemeinsam mit Raymond McGinley Anfang August in Berlin weilt. „Manche Songwriter setzen sich hin und schrauben aus Teilen existierender Lieder neue zusammen, aber uns würde das nicht befriedigen. Wir würden nie etwas plagiieren, zumindest nicht Absicht – und bisher sind wir auch noch nicht verklagt worden!“

´Here´ steht wie seine Vorgänger ganz im Zeichen von melodiösem Wohlklang und klugen Beobachtungen des Lebens und der Liebe. Schließlich haben sich in dieser Band Musiker gefunden, die alle für sich eine eigene Ästhetik verfolgen und musikalisch dennoch wunderbar kompatibel sind, auch wenn die Pausen zwischen den Platten inzwischen immer länger werden, weil andere musikalische Projekte und das Leben ganz allgemein heute einen größeren Stellenwert für die Musiker um die 50 einnehmen.

„Wir sind schon ein bisschen überrascht, dass es uns immer noch gibt, wir nach mehr als 25 Jahren immer noch Platten machen und die Band für unseren Lebensunterhalt sorgt“, gesteht Blake. Dennoch wäre es ihm zu billig, das derzeit grassierende 90er-Jahre-Revival auszunutzen, um die Altersvorsorge für sich und seine Mitmusiker aufzustocken.

„Die Art von Band, die auf Tour geht, nur weil man damit ein paar Mäuse einsacken kann, werden wir wohl nie sein. Wir haben Teenage Fanclub gegründet, um Platten zu machen, und das ist ein wichtiger Eckpfeiler unserer Identität“, unterstreicht er. „Wenn wir mit dem neuen Album nicht zufrieden gewesen wären, hätten wir es nicht veröffentlicht und die Band wäre vermutlich Geschichte gewesen. Solange wir Platten machen, an die wir selbst glauben können, werden wir weitermachen, aber eine Selbstverständlichkeit ist die Band nicht für uns.“

Wie schon in der Vergangenheit suchten Teenage Fanclub auch dieses Mal wieder nach einem ungewöhnlichen Ort, um ihr neues Album abseits aller Versuchungen des Alltags einspielen zu können. Den Löwenanteil nahmen sie in einem kleinen Studio in Südfrankreich auf, Gesang und Overdubs daheim bei McGinley, und abgemischt wurde im Clouds Hill Studio in Hamburg.

„Wir arbeiten gerne an Orten, die wir nicht kennen“, gesteht McGinley, der inoffizielle Location-Scout der Band, der die Tonstudios auswählte. Dabei waren ihm zumeist der Zuschnitt des Raumes und die dort vorhandene Technik wichtiger als eine Klientenliste mit klangvollen Namen.

„Wir vermeiden es, unsere Entscheidung aufgrund des Klangs der Platten anderer Bands zu treffen“, erklärt er. „Man weiß ja nie, was genau sie gemacht haben, um zu ihren Ergebnissen zu kommen. Überhaupt geht es im Studio nur selten darum, den absolut perfekten Sound zu finden. Was du spielst und wie ist viel wichtiger als die Werkzeuge, die du benutzt. Es bringt nichts, sich ewig zu fragen, welche Gitarre wohl die richtige für einen Song wäre. Wir stöpseln einfach ein und folgen unseren Instinkten.“

Aktuelles Album: Here (PeMa / Rough Trade)


Weitere Infos: teenagefanclub.com Foto: Donald Mine

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