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VERONIQUE VINCENT & AKSAK MABOUL

Langer Vorlauf

VERONIQUE VINCENT & AKSAK MABOUL

Es ist nie zu Spät, im Leben richtige Entscheidungen zu treffen. Selbst wenn es, wie bei Véronique Vincent und Marc Hollander (The Honeymoon Killers), dreißig Jahre dauerte, den Sound der achtziger Jahre als das zu präsentieren, was er ist: Musik der Achtziger. Und die weder angerostet noch unzeitgemäß wirkt.

„In den letzten Jahren bekamen wir zunehmend das starke Gefühl, dass das Album im Jahr 2014 viel relevanter und verständlicher sein würde als das 1984 gewesen wäre: es spielte dabei die heutzutage möglich gewordene Methode, Genres und Stile zu mischen, eine Rolle und folgt nicht diesen mehr oder weniger beunruhigenden wie fesselnden Popmelodien, die mit Balkan-ähnlichen Keyboardlinien und kongolesischen Gitarren verflochten sind, oder was auch immer. Nun, als wir diese Aufnahmen ausgruben, fanden wir, dass einige der Demoversionen (mit TR-808 Drum Machine und Lo-fi und Farfisa-Keyboards) als Sound viel mehr Charme und Bedeutung hatten als einige von uns überproduzierte Versionen, an denen wir arbeiteten. So schien es eine gute Idee zu sein, etwas von dem unfertigen Material zu benutzen und daraus ein Album zu machen.“ Im Gegensatz zu 1984 verfolgten Véronique Vincent und Marc Hollander dreißig Jahre später den zweiten Aufguss des bisher nicht fertiggestellten Albums mit konsequenter Einsicht in eine notwendige Veröffentlichung. Für uns hat die Musik Elemente der sechziger, siebziger, achtziger, neunziger (mit etwas Pre-Techno-Sound) bis hin zu den 2000er Jahren.



Damals sollten die Aufnahmen das Gerüst für Marc Hollanders Band Aksak Maboul sein. Doch sie traten vom Plan zurück, weil der Sound für die 1980er-Pop-Jahre in ihren Ohren entweder zu experimentell oder zu poporientiert war. Plötzlich, heute, dreißig Jahre später, klingen die Aufnahmen ganz anders: souverän, gealtert, unfertig. Wir wollten ein Album kreieren, das gleichzeitig auf Popsongs mit Veroniques Basisstimme und Texten besteht sowie

eine Vielfalt interessanter musikalischer Elemente - von elektronische zu experimentelle mit irgendwelchen afrikanischem und mittelöstlichem Musikgeschmack - einschließt.



In diesem Jahr wurden vier Tracks neu gemischt, fünf andere enthalten auch Spuren von Aufnahmen, die von damals aufgenommenen Kassetten genommen und verarbeitet bzw. zusammengefügt wurden. Ein Stück wurde etwa von zwei unterschiedlich Rohmaterialien zusammengemixt. Bei einem Song, erzählt Marc Hollander, waren einige der ursprünglichen Keyboard- und Bassspuren gelöscht worden, sodass ich die fehlenden Teile identisch auf dem gleichen alten Keyboard noch einmal gespielt habe. Bei einem anderen Song waren die originalen Drummachine-Pattern verloren gegangen. Wir fragten das norwegische Elektronikduo Easy & C.O.U. - die eine Menge althergebrachten Sound benutzen -, die Pattern wieder zu beleben. Véronique Vincent nahm für den Track „The Aborginal Variations“ neue, gesprochene Vocals auf. Ich spreche Zeilen aus den Lyrics aller Lieder des Albums, und zwar in der Reihenfolge ihres Auftretens, sozusagen als eine Art Rekapitulierung des Albums: als ob es so war gewesen wäre. Einer der Bonustracks („Réveillons-Nous“) stammt aus einer Radioshow bei Radio Bremen im Jahr 1982, ein anderer Livemitschnitt wurden kreativ aus zwei verschiedenen Shows und mit einigen Überlagerungen in einem Track verarbeitet. Alles in allem habe es viel Spaß und Arbeit gemacht, diese unfertigen Spuren wie ein Album klingen zu lassen… Was zu hören ist, vermittelt den Sound und den Geist von dem, was zwischen 1980-1983 geschrieben und aufgenommen wurde.

Aktuelle CD: Ex-Futur Album (Crammed Discs)


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