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MOBILÉE

Vor Lebensfreude tanzen

MOBILÉE

„Wenn alles klappt, ist ein Mobile ein Stück Poesie, das vor Lebensfreude tanzt und überrascht“, schrieb der kinetische Künstlers Alexander Calder und so könnte auch das Motto des Duisburger Sextetts Mobilée lauten. „Könnte es“, sagt Alexander Schroer, in der Formation für diverse Saiteninstrumente zuständig, „es beschreibt unseren Klangkosmos präzise. Schließlich ist die Balance für die Bewegung eines Mobiles genau so wichtig, wie für unsere Musik. Doch haben wir dieses Zitat erst entdeckt, als unsere Platte längst fertig war.“

Indiefolk-Stampfer

Überhaupt haben Mobilée vieles erst später herausgefunden. Angefangen haben alle Musiker in ganz normalen Rock- oder Popkapellen. Mit ganz normaler Besetzung, sprich Gitarre, Tasteninstrument, Schlagzeug, Bass und Gesang. Doch just als Mobilée als Band Struktur annimmt, wehen zeitgleich von der Insel Töne von Iron & Wine oder Mumford & Sons herüber und aus den Staaten die von Bon Iver oder den Fleet Foxes. Das Genre Indiefolk -eine Mischung aus klassischer Folklore, Rock und einer Portion Pop - ist geboren. Die genannten Bands bedienen sich einer wilden Instrumentenmischung, die von akustischen Trompeten bis hin computergenerierten Rhythmen reicht. Vielstimmige Harmoniegesänge ergänzen die Instrumente. Meist jedoch stehen ein Singer/Songwriter und seine akustische Gitarre im Mittelpunkt, um die sich alles andere gruppiert.

„An diesen Platten konnten wir einfach nicht vorbei hören“, erklärt Alexander Schroer, dem die zentrale Rolle bei Mobilée zufällt, „beim ganz entspannten Rumprobieren, fanden wir heraus, dass wir alle auch ein großes Arsenal von vielen kleinen Instrumenten spielen, darunter Ukulele, Mandoline, Banjo, Mountainbanjo, Glockenspiel, Akkordeon, Harmonika, Spinett und, und, und...“

Genau dieses Jonglieren mit musikalischen Gegensätzen, mit bitterer Süße und euphorischen Höhenflügen, ist es auch, was den Unterschied ausmacht. Den Klangunterschied, der die Indiefolk-Stampfer von Mobilée aus der inzwischen zu einer Massenbewegung gewordenen Indiefolkszene heraushebt.



Von Peter Pan und Kirschbäumen

„Dieser Unterschied ist ein Tanz auf dem Drahtseil“, sagt Alexander Schroer, „und nicht umsonst heißt das Album deshalb ‚Walking On A Twine’.“

Der Balanceakt besteht zum einen darin, dass Mobilée hörbar in verschiedenen Traditionen steht.

„Waren es früher eher Fleetwood Mac oder die Bee Gees, drängen sich inzwischen Damien Rice oder Tina Dico in den Vordergrund“, fährt er fort. Aber Mobilée kennen das Geheimnis eines großen Stücks: es wird darin zwar zitiert, nicht aber kopiert, sondern eigenständig verarbeitet und dabei etwas souverän Neues geschaffen. Die Attitüde des Folk wird mit der Leichtigkeit des Pop gepaart und dann grätscht beinharter Rock dazwischen. Die Geschichten, die Mobilée erzählen, handeln von Peter Pan, von Raumschiffen (Spaceships), von Kirschbäumen (The Refugee) und wilden Träumen (Let The Great World Spin) - lauter kleine Fluchten aus den Schluchten des Lebens:

„Jeder braucht kleine Fluchten aus dem Alltag“, erklärt Alexander Schroer, „deshalb möchten wir, dass die Leute, wenn sie unsere Lieder hören, wenigstens in diesem Moment ihre Sorgen und Ängste vergessen.“

Aktuelles Allbum: Walking On A Twine (Universal)

Foto: Benjamin Wolf

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