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THE RIFLES

Grandioser Neustart

THE RIFLES

The Rifles hatten immer große Verehrer, dazu zählen: die beiden BBC Radio One-DJs Zane Low und Steve Lamacq, Ex-Blur-Gitarrist Graham Coxon, von dem zu hören war, The Rifles seien seine Lieblingsband und auch Paul Weller rührte nicht nur mächtig die Werbetrommel, sondern tauchte auch bei einem Konzert im Londoner Forum auf, stieg auf die Bühne, schnappte sich eine Gitarre und spielte bei ´She's the Only One´ und beim The Jam-Cover-Stück ´The Eton Rifles´ mal eben mit. Und dann war da noch Deutschland, hier verkauften The Rifles mehr Platten als in ihrem Heimatland. Beste Voraussetzungen für den Pop-Olymp.

Der Fahrstuhl fuhr auch los, geriet dann aber mit dem zweiten Album ´Great Escape´ ins Stocken und stand er still. 2010 wurde bekannt, dass Schlagzeuger Grant Marsh und Bassist Rob Pyne die Band verlassen hatten. Die Köche, die in ihrer Vielheit den Brei verderben, werden zur Erklärung angeführt oder auch der Hinweis darauf, dass es einfacher ist zwei Leute regelmäßig finanziell auszuhalten, als vier.



Neustart

Übrig bleiben Sänger Joel Stoker und Gitarrist Luke Crowther:

„Wenn Joel und ich uns mal nicht einig sind, lässt sich das relativ leicht klären.“

Kaum gesagt machen sich die beiden an die Aufnahmen ihres Albums ´Freedom Run´. Jetzt ist es erschienen und höre da, die Rumpelgitarren sind weg, die unbekümmerte Wildheit auch. Und haben Platz gemacht für die eine neue Melodieverliebtheit und den harmonischen Gesang der beiden, der sich als roter Faden durch alle Songs zieht. Kreative Vielfalt ist angesagt.

„Da ist jetzt nicht mehr nur ein Songtyp auf dem Album“ bestätigt Luke Crowther, „außerdem denken wir in unseren Texten eher über unser Leben als über das Leben anderer nach. Wir sind einfach erwachsener geworden seit der ersten Platte. Ich bin sicher, es verändert dich, wenn du keine Zwanzig mehr bist und inzwischen eine Familie hast. Die Geburt meiner kleinen Tochter hat mich ein weiteres Mal in eine andere Richtung gedrängt.“

So etwas muss Spuren in den Kompositionen von The Rifles hinterlassen.

„Doch ein konkreter Plan stand nicht dahinter“, ergänzt Joel Stoker, „wir haben halt, jeder für sich, zu Hause gesessen und Stücke geschrieben. Doch bevor wir sie dann im Studio aufgenommen hatten, haben wir sie nie zuvor in dieser Reihenfolge oder alle hintereinander gehört.“



Modfathers Gitarre

The Rifles haben mit „Freedom Run“ bewiesen, dass eine eigene Musikfarbe auch zu finden ist, ohne an irgendwelchen aufgesetzten Arrangements zu schrauben oder an diese verschwenderisch heranzugehen. Wenn sie denn schon Streicher einsetzen, wie bei der Single ´Tangled Up In Love´, tun The Rifles dies mit der gebotenen Sparsamkeit und Klarheit, ohne dabei die Wirkung eines vollendeten Rocksongs zu opfern. ´Sweetest Thing´ ist eine weitere wahrlich bezaubernde Liebeserklärung. Und ein ganz besonderes Stück dazu. Das Gehemnis ist im so wunderbar voll klingenden Gitarrenklang verborgen.

„Ich singe mir während der Aufnahmen gerade die Seele aus dem Leib“, erinnert sich Luke Crowther, „da sah ich Paul Weller hinter der Scheibe stehen. Er grient und sein Kopfnicken ist haargenau im Takt. Ganz schön seltsam, dieses Bild. Ich stoppte die Aufnahme, ging raus und fragte ihn, ob er nicht etwas dazu spielen wolle? Ein kurzes Nicken, er greift sich eine Gitarre und spielt eine Version nach der anderen ein.“

Und wie eindeutig zu hören ist, hat der Mann es einfach noch drauf. Wer es hörbar auch noch drauf hat, ist der Produzent von ´Freedom Run´, Chris Potter. Bekannt wurde er langjähriger Weggefährte von The Verve und Richard Ashcroft. Bleibt jetzt nur noch die Frage, wie diese ungezwungenere Jams auf die Bühne zu kriegen sind? Dazu versichern sich Joel Stoker und Luke Crowther, die nun beide singen und Gitarre spielen der Live-Mitarbeit von ihren alten Rhythmuskumpels, Bassist Lee Burgess und Schlagzeuger Kenton Shinn, die sie der Band Garda abspenstig gemacht haben. Komplett wird der Fünfer durch den Tastenmann Dean Mumford. „Für uns fühlt sich nun alles wieder richtig gut an“, beschließt Joel Stoker die launige Plauderei.

Aktuelles Album: Freedom Run (Right Hook Records/EMI)

Foto: Patrick Ford

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