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THE PUNKS OF HOLLAND

Hattrick, Triple, Dreierpack

THE PUNKS OF HOLLAND

Freunde der schnellen Unterhaltung - aufgepasst! Was diesen Monat aus dem kleinen Nachbarland, das sich sonst oft nur durch Tulpen-, Käse- und Softdrugs-Export profiliert, zu uns und den Schweizer Nachbarn herüberschwappt, kann sich sehen lassen. Drei Bands, die in ihrer Heimat zum Besten zählt, was die dortige Musiklandschaft außer Schmachtlappen und Chartkompatiblem hergibt, rockt in Union die hiesigen Clubs. Die Heideroosjes dürften gemeinhin bekannt sein und auch Peter Pan Speedrock sind in High-Speed-Rock‘n‘Roll-Kreisen kein unbeschriebenes Blatt mehr, dazu noch die Beans, ein SkaPunk-Brecher, der mehr und mehr für Furore sorgt. Doch kennen die lieben Holländer unser Land auch gut genug, um sich hier problemlos zurecht zu finden? Eine gepflegte Runde „Deutschlandreise“ sollte als Vorbereitung genügen...

Das kurzerhand anberaumte Meeting mit mindestens einem Mitglied jeder Band gestaltet sich ziemlich problemlos. Nach einer kleinen Odyssee durch die limburgische Prärie nimmt Heideroosjes-Bassist Fred im swinging Westzeit-Mobil Platz und auf geht‘s Richtung Eindhoven, um bei Bartmann, dem Peter Pan Speedrock-Tieftöner, bei Kopje Koffie und Filterlosen dem niederländischen Punkrock auf den Grund zu gehen. Nach wenigen Minuten treffen auch Ronald und Bas von den Beans ein, die im schicken Einbahnstraßen-Makramee verloren schienen. Des Pudels Kern bei dieser Tour: ein repräsentatives Punk-Package über die Grenze zu hieven.THE PUNKS OF HOLLAND„Es ist einfacher, die Leute in die Clubs zu ziehen, wenn Du drei starke Bands statt nur einer und irgendwelchen Supports hast.“, berichtet Fred. „Es ist momentan sehr schwer, bei irgendwelchen amerikanischen Bands auf die Tour zu kommen, weil die immer ihre Freunde aus Übersee mitbringen, also haben wir uns das selbst ausgedacht.“
Zudem gab es diese drei Bands noch nie in dieser Kombination zu sehen, was einen weiteren Reizfaktor darstellt. Und auch für die Bands hat diese Tour trotz vieler Tage on the road noch einiges zu bieten.
„Für uns wird es die erste Nightliner-Tour überhaupt sein.“, gesteht Bartmann. Und auch die Beans freuen sich auf die Reise im Schlafwagen.
„In Holland brauchst du so etwas nicht, denn egal wo du spielst - die Heimreise dauert nicht länger als drei Stunden.“
Fred kennt bereits die Niederungen dieser Reiseart.
„Der Gestank kann dir ziemlich schnell auf die Nerven gehen, aber es gibt auch viele Vorteile. Du musst nur die Zeit, wann der Bus weiterfährt im Kopf haben, dann haust du dich hin und wachst am nächsten Tag vorm nächsten Club auf - perfekt.“
Beim Blick auf das Tourschedule werden schnell Erinnerungen wach.
„Unsere erste Show im Musikbunker Aachen war seinerzeit vor einem zahlenden Gast. Schönes Ding!“, kramt Bart in den PPS-Annalen. Doch gibt es auch schönere Anekdoten in deutschen Landen „Unlimited beer!“ strahlen die Jungs reihum.
„Bei unserer ersten USA-Show in Seattle gab es tatsächlich nur zwei Bier pro Musiker und das war‘s. Unser Roadie und der Mixer bekamen gar nix, weil sie nicht auf der Bühne standen.“, erzählt Bart aus dem reichen PPS-Tourfundus.
„Die Atmosphäre und die Leute in Deutschland sind immer etwas Besonderes.“, findet Bas. „Punks, Hardcore-Kids und Skater kommen gleichermaßen zu den Konzerten, in Holland gibt es das nicht.“
Aber auch schlechte Erlebnisse auf deutschen Straßen gehören dazu.
„Besonders in Bayern wirst Du mit holländischem Nummernschild direkt auseinandergenommen. Dann fragen sie dich allerdings nicht, ob du Drogen dabei hast, sondern immer sofort: „Where‘s the Drogen?!“ Und dann steht der Drogenhund schon parat.“, weiss Fred zu berichten. Ronald dagegen hat eher nur gute Erinnerungen an Deutschland.
„Bis morgens halb sechs im Trinkteufel in Berlin zu versacken - es gibt nichts schöneres. Da servieren sie dir Wodka mit Tomatensaft und Tabasco, echt scharf. Und wenn du das mit Bier löschen willst, wird es nur noch schlimmer.“THE PUNKS OF HOLLANDEigentlich noch schlimmer, überaus Punkrock und unfreiwillig komisch: 4 holländische Punks und 1 deutscher Journalist spielen „Deutschlandreise“, das Spiel, mit dem man spielend Deutschland entdeckt. Bart reicht eine Runde Hertog Jan und das Spielbrett wird aufgebaut. Die Stimmung ist gut, die Regeln sind schnell erklärt und soweit verstanden. Bart hat Glück, darf er doch in Frankfurt starten, dem wohl besten Flughafen, zumindest in diesem Spiel. Fred dagegen ist enttäuscht, dass in Greifswald eben keiner ist. Im Laufe des Spiels überwindet er seine Flugangst allerdings mit Bravour und fegt nur so über‘s Brett. Bart‘s Stopp in München bringt neben Weisswurst und stärkendem Bier einen weiteren Wurf ein während Bas in Lübeck das Holstentor bewundert. Ronald rolls the dice und landet punktgenau in Nürnberg: „Mit genügend Lebkuchen im Koffer sofort weiter nach Donauwörth!“ Eine Runde später großes Ereignis in Hameln. Fred schwört, dass das mal in Holland gewesen ist, Ronald freut sich über zwei Extrapunkte, weil er dem Rattenfänger folgt. Dann der nächste Schock für Fred: natürlich darf man in ein und demselben Zug nicht in die gleiche Richtung zurück gehen.
„Immer neue Regeln, die nur bei mir greifen, huh?“ Es geht gelassen weiter. Man sinniert über diverse Clubs, während die Reise durch Münster, Hannover oder München geht. Gleis 22, Bei Chéz Heinz, Backstage - alles gute und gern gesehene Adressen. Heimlich, still und leise mogelt sich Bart locker in Führung und muss nur noch zurück „nach Hause“, eine Eins reicht. Die anderen wollen unbedingt den zweiten Sieger ausspielen, nachdem sich Bart als Deutschlandkenner bewiesen hat. Fred verliert die Orientierung und verwechselt Nürnberg mit Stuttgart - ein fataler Fehler, die Beans holen stetig auf, Ronald schliesst ab und hievt die Beans auf den zweiten Platz, Fred schiesst aber locker nach und belegt Platz drei. Kurz darauf ist auch Bas wieder am Ausgangspunkt angekommen. Und wer wird letzter? Natürlich, der Moffe. Egal. Alle vier sind gut gerüstet und freuen sich auf die Tour.
„We know germany better than you do!“ spottet Bas. Wenn es um Touren geht, hat er sicher recht. Ich zumindest bin gespannt, wie sie den November meistern.
Aktuelle Alben:
Heideroosjes - Sinema (Epitaph/SPV)
Peter Pan Speedrock - Loud, Mean, Fast & Dirty (Bitzcore/Indigo)
Beans - So It Goes (I Scream/Cargo)
Weitere Infos: › www.muttis-booking.de


November 2004
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