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Wedekind

Kein Kunst-Stück



Man könnte meinen, eine Band ohne Plattenvertrag sei wie ein Auto ohne Räder und kommt nicht so recht vorwärts. Im Fall Wedekind lag der Fall im letzten Jahr etwas anders. Ohne eine CD, ganz allein über das Radio-Airplay auf fm4, wurde die Band bei den Austrian Amadeus Music Awards als "Alternative Act des Jahres 2002" nominiert. Und einmal in der Erfolgsspur gelandet, folgt nun mit dem Release von „The End Of My Heartbeat“ ein weiterer Schritt auf dem Weg nach oben. Dazu schenkte mir der Wiener Rainer reinen Wein ein.

Mit Defiance Records hat die Band sicherlich das passende Label gefunden.

„Wir haben unser Demo an Defiance geschickt, weil uns deren Arbeit und ihr breites Spektrum sehr zugesagt haben. Da konnte uns nichts optimaleres passieren, als ihre Zusage. Wir hatten ja etwas Pech mit der abgesagten Tour mit Gloria Record, einer Band die uns selbst sehr gefällt. Aber wir hoffen, dass Defiance in Zukunft eine Tour für uns organisieren kann.“

Das Konzept Wedekind mit dem etwas extravaganten Flair ist ja schon immer auf die große weite Welt vorbereitet gewesen. Dabei bewegt man sich aber bewusst fernab aller Marketing-Strategien.

„Wir haben es von Anfang an so gehandhabt, dass wir die außermusikalischen Komponenten stark betont und mit bedacht haben. Was das Outfit und Styling betrifft, haben wir es mit der Zeit perfektioniert, weil wir uns auch als Privatpersonen hin und wieder nett kleiden. So haben wir angefangen, in uniformer Kleidung und mit Make-Up aufzutreten. Das ist in Österreich als Vermarktungsidee bezeichnet worden, die den Verkaufszahlen förderlich sein sollte, aber so ist es von uns nie gedacht gewesen. Wir waren sogar unsicher, ob das ganze bei den Leuten ankommen würde, doch es hat zum Glück nur positive Reaktionen gegeben.“

Auch sonst unterscheidet sich die Band mit ihren kapitalismus-, bürokratie und globalisierungskritischen Texten von einem Gros der Indieszene und passt somit doch viel besser als man annehmen könnte in das Punk-/HC-Umfeld, aus dem sie ursprünglich kommen.

„Wir sagen zwischen den Songs nicht viel zu den Texten. Es kommt aber schon vor, dass wir auf aktuelle politische Ereignisse oder brisante Themen eingehen. Veganismus etwa kam zwar bei den Shows noch nicht zur Sprache, es wird aber in unserem Info und auf der Homepage erwähnt, um die Leute darüber zu informieren.“

Besonders ist auch, dass Wedekind keinen herkömmlichen Bass verwenden. Dies läuft über die linke Hand ihres Keyboarders, was wiederum ein eigenes Klangbild ergibt.
„Sicher ist es schwierig etwas zu machen, was noch nie da war, aber mit dem Gesamtbild unserer Band versuchen wir, etwas derartiges zu schaffen.“
Auf jeden Fall ist in Zukunft von der Band noch einiges zu erwarten.
„Wir haben die Aufnahmen zum jetzigen Album ja bereits vor fast einem Jahr beendet und die Platte enthält demnach bereits viele ältere Stücke. So spielen wir live schon einige neuere Songs, aber wollen uns genügend Zeit lassen, die Songs für ein neues Album reifen zu lassen. Vorerst wollen wir die aktuelle Platte in Österreich und Deutschland bewerben.“
Und auch wenn man vorgibt, dass die Musik vorerst Nebensache bleibt, möchte ich an dieser Stelle nicht ausschließen, dass weitere große Kapitel in der Geschichte von Wedekind folgen werden.
Interview: Sven Trappen
Aktuelles Album: The End Of My Heartbeat (Defiance)

Weitere Infos: › www.wedekind.at


Juni 2003
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