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ROB MOIR

Der harmlose Diktator

ROB MOIR

Das Cover der neuen LP des kanadischen Troubadours Rob Moir wurde von seinem Freund, dem Fotografen Jeremy Lewis gestaltet und zeigt ein Gemälde, das Moir in der Pose von Napoleon Bonaparte zeigt. Das Album selbst heißt zudem ´Solo Record´. Da stellt sich natürlich die Frage, ob der Mann vielleicht größenwahnsinnig geworden sein könnte?

„Nein, bin ich nicht“, erklärt Rob, „ich dachte nur, das sei lustig, weil ja die LP sowieso 'Solo Record' heißt. Die Idee, als Solo-Künstler zu arbeiten, behagt mir nämlich noch nicht so richtig, weil ich lange Zeit in einer Band gespielt habe. Die Idee für das Cover war dann die, dass – wenn ich mich musikalisch schon als Diktator gebärden sollte – ich mich dann doch wenigstens als harmloser Diktator präsentieren wollte. Also nicht so ein Verrückter, wie sie heute gerade wieder populär sind.“

Was hat es eigentlich mit dem Solo-Thema auf sich? Genau genommen ist das neue Werk nämlich gar keine Solo-Scheibe, weil durchaus auch andere Musiker daran beteiligt sind und es auch nicht allzu viele Solo-Stücke auf dem Album gibt.

„Nun, meine vorangehenden Veröffentlichungen habe ich immer mit einer Band eingespielt“, erklärt Rob, „ich habe also das Schreiben von Songs immer mit einer Band assoziiert. Wenn ich nun ein Album 'Solo Record' nenne, dann ist das schon ein wenig ironisch – auch wenn das neue Album tatsächlich nun das ist, was man am ehesten als Solo-Angelegenheit betrachten könnte.“

Rob Moir ist ja gemeinhin für seine schräge Art von Humor bekannt – da passt das also gut ins Konzept.

„Absolut“, bestätigt er, „das kommt für mich aber alles sehr natürlich.“

Das soll aber nicht bedeuten, dass Rob Moir als singender Comedian sein Auskommen sucht. Die Entwicklung zum Musiker war für ihn aber auch eine ganz natürliche Sache, oder?

„Ganz genau“, pflichtet Rob auch hier bei, „ich habe nie hinterfragen müssen, was mit mir im Alter von 14 Jahren passiert ist, als ich zum ersten Mal zu einer Gitarre gegriffen habe und begann, erste Songs zu schreiben. Meine Art Songs zu schreiben ist und war dabei immer die, dass ich eine Idee hatte, und dieser dann auch treu blieb. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit ist immer das, was mich als Songwriter auszeichnet. Ich lasse mich dabei immer vom natürlichen Fluss der Dinge leiten.“

Rob Moir wird ja auf Wikipedia auch als Poet ausgelobt. Ist das auch ein Teil seines Ansatzes?

„Nein – ich weiß gar nicht, wo das her kommt“, lacht er, „ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben auch nur ein einziges Gedicht geschrieben. Ganz im Gegenteil: Ich achte beim Schreiben von Songs darauf, dass sich aus Melodie, Geschichte und Rhythmus ein Flow ergibt, der eben gerade nicht wie ein Gedicht klingt – was zuweilen ganz schön schwierig sein kann.“

Aber ist das nicht auch eine Art von poetischem Ansatz?

„Nun ja, vielleicht in dem Sinne, wie eine Zeile von den Ramones - die meiner Meinung nach die beste Band der Welt sind - eine poetische Wirkung haben kann, obwohl ihre Texte alles andere als Gedichte sind, sondern stattdessen geschickt gebündelte Mikro-Statements. Das ist dann sicherlich auch eine Art von Poesie.“

Wie sieht Rob Moir das denn das Ganze im Zusammenhang?

„Ich denke, dass die Poesie irgendwann zur Musik geworden ist“, überlegt er, „die Leute haben Gedichte geschrieben, als es so etwas wie das Radio oder die Möglichkeit, Musik aufzunehmen noch nicht gab. Es waren dann die Songwriter vergangener Tage, die irgendwann angefangen haben, Musik zu den Worten hinzuzufügen. Das ist eine Art von Evolution. Aber um es noch mal zu sagen: Ich betrachte mich nicht als Dichter.“

Aber als hart arbeitender Troubadour. Mit über 200 Konzerten im Jahr, die ihn bislang in die USA und natürlich Kanada, Europa und Asien geführt haben, gehört er sicherlich zu den emsigsten Vertretern seiner Zunft. Was ein Glück, dass er als harmloser Diktator die Länder, die er besucht dabei lediglich musikalisch zu erobern gedenkt.

Aktuelles Album: Solo Record (Make My Day Records)

Foto: Brad Ardley

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